Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Tak
1) Der Dreyzweyteltakt, .
2) Der Dreyvierteltakt, 3/4; und
3) Der Dreyachteltakt, 3/8 zu welchen noch
4) Der Dreysechzehnteltakt, , gerechnet wer-
den könnte, der, ob er gleich nicht im Gebrauch ist,
doch in der That der einzige ist, der den äußerst
leichten und geschwinden Vortrag vieler englischen
Tänze, die insgemein in 3/8 geschrieben sind, am rich-
tigsten bezeichnen würde. Denn bey der natürlichen
Bewegung des 3/8 , oder eines Passepieds, fühlt man
außer dem Hauptgewicht der ersten Taktnote noch
ziemlich deutlich das Gewicht der übrigen Zeiten;
auch verträgt dieser Takt Sechzehntheile: hingegen
vereinigen sich die drey Zeiten des ganz in einer
einzigen Zeit, und man kann nur eins bey jedem
Niederschlag, aber nicht drey zählen; dies ist der
Fall bey den erwähnten englischen Tänzen und vie-
len andern Stüken, die in 3/8 geschrieben, und we-
gen ihres flüchtigen Vortrages keine Sechzehntheile
in sich enthalten können.

Werden die Hauptzeiten der ersten drey dieser
Takte in ein Gedrittes getheilet, wie oben bey den
geraden Taktarten, so entstehen noch folgende Tri-
peltakte:

1) Der Neunvierteltakt, , aus dem .
2) Der Neunachteltakt, , aus dem 3/4; und
3) Der Neunsechzehnteltakt, , aus dem 3/8 ,
die noch weit lebhafter, als ihre Nebentakte von
Charakter, und daher zum fröhlichen Ausdruk vor-
züglich geschikt sind; doch behält der wegen seiner
größern Notengattungen und seines schweereren
Vortrags noch einen gesezten Gang, der der Kirche
anständig ist; der hingegen ist weit hüpfender,
und wird hauptsächlich zu Giquenartigen Stüken
gebraucht; der ist äußerst tändelnd und lebhaft.

Alle bisher angezeigte Taktarten sind von der Be-
schaffenheit, daß jeder Takt derselben nur einen Fuß
ausmacht, der aus Theilen besteht, die unter einan-
der an innerer Länge und Kürze verschieden sind.
Eigentlich hat jeder gerade Takt zwey Haupttakt-
theile, deren erster lang, und der zweyte kurz ist. z. B.

[Abbildung]

Werden die Noten aber in kleinere Gattungen einge-
theilt, z. B. Viertel im Allabrevetakt, so erhält die
erste Note des zweyten Takttheiles schon ein größeres
[Spaltenumbruch]

Tak
Gewicht, und die Viertel verhalten sich unter sich
wie die Takttheile. Z. B.
[Abbildung] Besteht der Takt aus noch kleineren Theilen, aus
Achteln, so sind auch diese an innerlicher Quantität
von einander unterschieden. Z. B.
[Abbildung] Aus dieser lezten Vorstellung wird die Verschieden-
heit der längern und kürzern Theile eines geraden
Takts deutlich. Die erste Note hat das größte
Gewicht, weil jede Notengattung über ihr lang
erscheinet und gefühlt wird. Da die Schlußnote ei-
nes Stüks, oder einer Periode, allezeit eine wich-
tige Note seyn muß, so kann sie in allen angezeig-
ten geraden Taktarten nur auf der ersten Note des
Takts fallen, und den ganzen Takt durchdauren,
wenn der Schluß vollkommen seyn soll. Ueberhaupt
müssen die Hauptaccente eines Sazes allezeit auf der
ersten Note des Takts fallen; die weniger wichtigen
Accente fallen auf der ersten Note der zweyten
Hälfte des Takts; und auf den übrigen Theilen
nach Beschaffenheit ihrer innern Länge und Kürze,
die Töne ohne Accent und die durchgehenden oder
ganz kurzen Noten. Hieraus erhellet, daß die
Theile oder Sylben der musikalischen Füße weit man-
nigfaltiger an der innern Quantität sind, als der
poetischen; und daß ein Poet, der musikalische Verse
machen will, nicht allein auf die Länge und Kürze
der Sylben, sondern zugleich auf die Accente der
Hauptworte sein Augenmerk richten müsse, damit
sie in jedem Vers auf der rechten Stelle vorkommen.

Die Verschiedenheit der innern Quantität der
Takttheile in der ungeraden Taktart ist aus folgen-
der Vorstellung zu sehen:
[Abbildung] Die Anwendung von der Behandlung dieser Takt-

theile
[Spaltenumbruch]
Tak
1) Der Dreyzweyteltakt, .
2) Der Dreyvierteltakt, ¾; und
3) Der Dreyachteltakt, ⅜ zu welchen noch
4) Der Dreyſechzehnteltakt, , gerechnet wer-
den koͤnnte, der, ob er gleich nicht im Gebrauch iſt,
doch in der That der einzige iſt, der den aͤußerſt
leichten und geſchwinden Vortrag vieler engliſchen
Taͤnze, die insgemein in ⅜ geſchrieben ſind, am rich-
tigſten bezeichnen wuͤrde. Denn bey der natuͤrlichen
Bewegung des ⅜, oder eines Paſſepieds, fuͤhlt man
außer dem Hauptgewicht der erſten Taktnote noch
ziemlich deutlich das Gewicht der uͤbrigen Zeiten;
auch vertraͤgt dieſer Takt Sechzehntheile: hingegen
vereinigen ſich die drey Zeiten des ganz in einer
einzigen Zeit, und man kann nur eins bey jedem
Niederſchlag, aber nicht drey zaͤhlen; dies iſt der
Fall bey den erwaͤhnten engliſchen Taͤnzen und vie-
len andern Stuͤken, die in ⅜ geſchrieben, und we-
gen ihres fluͤchtigen Vortrages keine Sechzehntheile
in ſich enthalten koͤnnen.

Werden die Hauptzeiten der erſten drey dieſer
Takte in ein Gedrittes getheilet, wie oben bey den
geraden Taktarten, ſo entſtehen noch folgende Tri-
peltakte:

1) Der Neunvierteltakt, , aus dem .
2) Der Neunachteltakt, , aus dem ¾; und
3) Der Neunſechzehnteltakt, , aus dem ⅜,
die noch weit lebhafter, als ihre Nebentakte von
Charakter, und daher zum froͤhlichen Ausdruk vor-
zuͤglich geſchikt ſind; doch behaͤlt der wegen ſeiner
groͤßern Notengattungen und ſeines ſchweereren
Vortrags noch einen geſezten Gang, der der Kirche
anſtaͤndig iſt; der hingegen iſt weit huͤpfender,
und wird hauptſaͤchlich zu Giquenartigen Stuͤken
gebraucht; der iſt aͤußerſt taͤndelnd und lebhaft.

Alle bisher angezeigte Taktarten ſind von der Be-
ſchaffenheit, daß jeder Takt derſelben nur einen Fuß
ausmacht, der aus Theilen beſteht, die unter einan-
der an innerer Laͤnge und Kuͤrze verſchieden ſind.
Eigentlich hat jeder gerade Takt zwey Haupttakt-
theile, deren erſter lang, und der zweyte kurz iſt. z. B.

[Abbildung]

Werden die Noten aber in kleinere Gattungen einge-
theilt, z. B. Viertel im Allabrevetakt, ſo erhaͤlt die
erſte Note des zweyten Takttheiles ſchon ein groͤßeres
[Spaltenumbruch]

Tak
Gewicht, und die Viertel verhalten ſich unter ſich
wie die Takttheile. Z. B.
[Abbildung] Beſteht der Takt aus noch kleineren Theilen, aus
Achteln, ſo ſind auch dieſe an innerlicher Quantitaͤt
von einander unterſchieden. Z. B.
[Abbildung] Aus dieſer lezten Vorſtellung wird die Verſchieden-
heit der laͤngern und kuͤrzern Theile eines geraden
Takts deutlich. Die erſte Note hat das groͤßte
Gewicht, weil jede Notengattung uͤber ihr lang
erſcheinet und gefuͤhlt wird. Da die Schlußnote ei-
nes Stuͤks, oder einer Periode, allezeit eine wich-
tige Note ſeyn muß, ſo kann ſie in allen angezeig-
ten geraden Taktarten nur auf der erſten Note des
Takts fallen, und den ganzen Takt durchdauren,
wenn der Schluß vollkommen ſeyn ſoll. Ueberhaupt
muͤſſen die Hauptaccente eines Sazes allezeit auf der
erſten Note des Takts fallen; die weniger wichtigen
Accente fallen auf der erſten Note der zweyten
Haͤlfte des Takts; und auf den uͤbrigen Theilen
nach Beſchaffenheit ihrer innern Laͤnge und Kuͤrze,
die Toͤne ohne Accent und die durchgehenden oder
ganz kurzen Noten. Hieraus erhellet, daß die
Theile oder Sylben der muſikaliſchen Fuͤße weit man-
nigfaltiger an der innern Quantitaͤt ſind, als der
poetiſchen; und daß ein Poet, der muſikaliſche Verſe
machen will, nicht allein auf die Laͤnge und Kuͤrze
der Sylben, ſondern zugleich auf die Accente der
Hauptworte ſein Augenmerk richten muͤſſe, damit
ſie in jedem Vers auf der rechten Stelle vorkommen.

Die Verſchiedenheit der innern Quantitaͤt der
Takttheile in der ungeraden Taktart iſt aus folgen-
der Vorſtellung zu ſehen:
[Abbildung] Die Anwendung von der Behandlung dieſer Takt-

theile
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0565" n="1136[1118]"/>
          <cb/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Tak</hi> </fw><lb/>
          <list>
            <item>1) <hi rendition="#fr">Der Dreyzweyteltakt,</hi> <formula notation="TeX">{3}{2}</formula>.</item><lb/>
            <item>2) <hi rendition="#fr">Der Dreyvierteltakt,</hi> ¾; und</item><lb/>
            <item>3) <hi rendition="#fr">Der Dreyachteltakt,</hi> &#x215C; zu welchen noch</item><lb/>
            <item>4) <hi rendition="#fr">Der Drey&#x017F;echzehnteltakt,</hi> <formula notation="TeX">{3}{10}</formula>, gerechnet wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnte, der, ob er gleich nicht im Gebrauch i&#x017F;t,<lb/>
doch in der That der einzige i&#x017F;t, der den a&#x0364;ußer&#x017F;t<lb/>
leichten und ge&#x017F;chwinden Vortrag vieler engli&#x017F;chen<lb/>
Ta&#x0364;nze, die insgemein in &#x215C; ge&#x017F;chrieben &#x017F;ind, am rich-<lb/>
tig&#x017F;ten bezeichnen wu&#x0364;rde. Denn bey der natu&#x0364;rlichen<lb/>
Bewegung des &#x215C;, oder eines Pa&#x017F;&#x017F;epieds, fu&#x0364;hlt man<lb/>
außer dem Hauptgewicht der er&#x017F;ten Taktnote noch<lb/>
ziemlich deutlich das Gewicht der u&#x0364;brigen Zeiten;<lb/>
auch vertra&#x0364;gt die&#x017F;er Takt Sechzehntheile: hingegen<lb/>
vereinigen &#x017F;ich die drey Zeiten des <formula notation="TeX">{3}{16}</formula> ganz in einer<lb/>
einzigen Zeit, und man kann nur eins bey jedem<lb/>
Nieder&#x017F;chlag, aber nicht <hi rendition="#fr">drey</hi> za&#x0364;hlen; dies i&#x017F;t der<lb/>
Fall bey den erwa&#x0364;hnten engli&#x017F;chen Ta&#x0364;nzen und vie-<lb/>
len andern Stu&#x0364;ken, die in &#x215C; ge&#x017F;chrieben, und we-<lb/>
gen ihres flu&#x0364;chtigen Vortrages keine Sechzehntheile<lb/>
in &#x017F;ich enthalten ko&#x0364;nnen.</item>
          </list><lb/>
          <p>Werden die Hauptzeiten der er&#x017F;ten drey die&#x017F;er<lb/>
Takte in ein Gedrittes getheilet, wie oben bey den<lb/>
geraden Taktarten, &#x017F;o ent&#x017F;tehen noch folgende Tri-<lb/>
peltakte:</p><lb/>
          <list>
            <item>1) <hi rendition="#fr">Der Neunvierteltakt,</hi> <formula notation="TeX">frac{9}{4}</formula>, aus dem <formula notation="TeX">{3}{2}</formula>.</item><lb/>
            <item>2) <hi rendition="#fr">Der Neunachteltakt,</hi> <formula notation="TeX">{9}{8}</formula>, aus dem ¾; und</item><lb/>
            <item>3) <hi rendition="#fr">Der Neun&#x017F;echzehnteltakt,</hi> <formula notation="TeX">frac{9}{16}</formula>, aus dem &#x215C;,<lb/>
die noch weit lebhafter, als ihre Nebentakte von<lb/>
Charakter, und daher zum fro&#x0364;hlichen Ausdruk vor-<lb/>
zu&#x0364;glich ge&#x017F;chikt &#x017F;ind; doch beha&#x0364;lt der <formula notation="TeX">frac{9}{4}</formula> wegen &#x017F;einer<lb/>
gro&#x0364;ßern Notengattungen und &#x017F;eines &#x017F;chweereren<lb/>
Vortrags noch einen ge&#x017F;ezten Gang, der der Kirche<lb/>
an&#x017F;ta&#x0364;ndig i&#x017F;t; der <formula notation="TeX">frac{9}{8}</formula> hingegen i&#x017F;t weit hu&#x0364;pfender,<lb/>
und wird haupt&#x017F;a&#x0364;chlich zu Giquenartigen Stu&#x0364;ken<lb/>
gebraucht; der <formula notation="TeX">frac{9}{16}</formula> i&#x017F;t a&#x0364;ußer&#x017F;t ta&#x0364;ndelnd und lebhaft.</item>
          </list><lb/>
          <p>Alle bisher angezeigte Taktarten &#x017F;ind von der Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit, daß jeder Takt der&#x017F;elben nur einen Fuß<lb/>
ausmacht, der aus Theilen be&#x017F;teht, die unter einan-<lb/>
der an innerer La&#x0364;nge und Ku&#x0364;rze ver&#x017F;chieden &#x017F;ind.<lb/>
Eigentlich hat jeder gerade Takt zwey Haupttakt-<lb/>
theile, deren er&#x017F;ter lang, und der zweyte kurz i&#x017F;t. z. B.<lb/><figure/></p>
          <p>Werden die Noten aber in kleinere Gattungen einge-<lb/>
theilt, z. B. Viertel im Allabrevetakt, &#x017F;o erha&#x0364;lt die<lb/>
er&#x017F;te Note des zweyten Takttheiles &#x017F;chon ein gro&#x0364;ßeres<lb/><cb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Tak</hi></fw><lb/>
Gewicht, und die Viertel verhalten &#x017F;ich unter &#x017F;ich<lb/>
wie die Takttheile. Z. B.<lb/><figure/> Be&#x017F;teht der Takt aus noch kleineren Theilen, aus<lb/>
Achteln, &#x017F;o &#x017F;ind auch die&#x017F;e an innerlicher Quantita&#x0364;t<lb/>
von einander unter&#x017F;chieden. Z. B.<lb/><figure/> Aus die&#x017F;er lezten Vor&#x017F;tellung wird die Ver&#x017F;chieden-<lb/>
heit der la&#x0364;ngern und ku&#x0364;rzern Theile eines geraden<lb/>
Takts deutlich. Die er&#x017F;te Note hat das gro&#x0364;ßte<lb/>
Gewicht, weil jede Notengattung u&#x0364;ber ihr lang<lb/>
er&#x017F;cheinet und gefu&#x0364;hlt wird. Da die Schlußnote ei-<lb/>
nes Stu&#x0364;ks, oder einer Periode, allezeit eine wich-<lb/>
tige Note &#x017F;eyn muß, &#x017F;o kann &#x017F;ie in allen angezeig-<lb/>
ten geraden Taktarten nur auf der er&#x017F;ten Note des<lb/>
Takts fallen, und den ganzen Takt durchdauren,<lb/>
wenn der Schluß vollkommen &#x017F;eyn &#x017F;oll. Ueberhaupt<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Hauptaccente eines Sazes allezeit auf der<lb/>
er&#x017F;ten Note des Takts fallen; die weniger wichtigen<lb/>
Accente fallen auf der er&#x017F;ten Note der zweyten<lb/>
Ha&#x0364;lfte des Takts; und auf den u&#x0364;brigen Theilen<lb/>
nach Be&#x017F;chaffenheit ihrer innern La&#x0364;nge und Ku&#x0364;rze,<lb/>
die To&#x0364;ne ohne Accent und die durchgehenden oder<lb/>
ganz kurzen Noten. Hieraus erhellet, daß die<lb/>
Theile oder Sylben der mu&#x017F;ikali&#x017F;chen Fu&#x0364;ße weit man-<lb/>
nigfaltiger an der innern Quantita&#x0364;t &#x017F;ind, als der<lb/>
poeti&#x017F;chen; und daß ein Poet, der mu&#x017F;ikali&#x017F;che Ver&#x017F;e<lb/>
machen will, nicht allein auf die La&#x0364;nge und Ku&#x0364;rze<lb/>
der Sylben, &#x017F;ondern zugleich auf die Accente der<lb/>
Hauptworte &#x017F;ein Augenmerk richten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, damit<lb/>
&#x017F;ie in jedem Vers auf der rechten Stelle vorkommen.</p><lb/>
          <p>Die Ver&#x017F;chiedenheit der innern Quantita&#x0364;t der<lb/>
Takttheile in der ungeraden Taktart i&#x017F;t aus folgen-<lb/>
der Vor&#x017F;tellung zu &#x017F;ehen:<lb/><figure/> Die Anwendung von der Behandlung die&#x017F;er Takt-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">theile</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1136[1118]/0565] Tak Tak 1) Der Dreyzweyteltakt, [FORMEL]. 2) Der Dreyvierteltakt, ¾; und 3) Der Dreyachteltakt, ⅜ zu welchen noch 4) Der Dreyſechzehnteltakt, [FORMEL], gerechnet wer- den koͤnnte, der, ob er gleich nicht im Gebrauch iſt, doch in der That der einzige iſt, der den aͤußerſt leichten und geſchwinden Vortrag vieler engliſchen Taͤnze, die insgemein in ⅜ geſchrieben ſind, am rich- tigſten bezeichnen wuͤrde. Denn bey der natuͤrlichen Bewegung des ⅜, oder eines Paſſepieds, fuͤhlt man außer dem Hauptgewicht der erſten Taktnote noch ziemlich deutlich das Gewicht der uͤbrigen Zeiten; auch vertraͤgt dieſer Takt Sechzehntheile: hingegen vereinigen ſich die drey Zeiten des [FORMEL] ganz in einer einzigen Zeit, und man kann nur eins bey jedem Niederſchlag, aber nicht drey zaͤhlen; dies iſt der Fall bey den erwaͤhnten engliſchen Taͤnzen und vie- len andern Stuͤken, die in ⅜ geſchrieben, und we- gen ihres fluͤchtigen Vortrages keine Sechzehntheile in ſich enthalten koͤnnen. Werden die Hauptzeiten der erſten drey dieſer Takte in ein Gedrittes getheilet, wie oben bey den geraden Taktarten, ſo entſtehen noch folgende Tri- peltakte: 1) Der Neunvierteltakt, [FORMEL], aus dem [FORMEL]. 2) Der Neunachteltakt, [FORMEL], aus dem ¾; und 3) Der Neunſechzehnteltakt, [FORMEL], aus dem ⅜, die noch weit lebhafter, als ihre Nebentakte von Charakter, und daher zum froͤhlichen Ausdruk vor- zuͤglich geſchikt ſind; doch behaͤlt der [FORMEL] wegen ſeiner groͤßern Notengattungen und ſeines ſchweereren Vortrags noch einen geſezten Gang, der der Kirche anſtaͤndig iſt; der [FORMEL] hingegen iſt weit huͤpfender, und wird hauptſaͤchlich zu Giquenartigen Stuͤken gebraucht; der [FORMEL] iſt aͤußerſt taͤndelnd und lebhaft. Alle bisher angezeigte Taktarten ſind von der Be- ſchaffenheit, daß jeder Takt derſelben nur einen Fuß ausmacht, der aus Theilen beſteht, die unter einan- der an innerer Laͤnge und Kuͤrze verſchieden ſind. Eigentlich hat jeder gerade Takt zwey Haupttakt- theile, deren erſter lang, und der zweyte kurz iſt. z. B. [Abbildung] Werden die Noten aber in kleinere Gattungen einge- theilt, z. B. Viertel im Allabrevetakt, ſo erhaͤlt die erſte Note des zweyten Takttheiles ſchon ein groͤßeres Gewicht, und die Viertel verhalten ſich unter ſich wie die Takttheile. Z. B. [Abbildung] Beſteht der Takt aus noch kleineren Theilen, aus Achteln, ſo ſind auch dieſe an innerlicher Quantitaͤt von einander unterſchieden. Z. B. [Abbildung] Aus dieſer lezten Vorſtellung wird die Verſchieden- heit der laͤngern und kuͤrzern Theile eines geraden Takts deutlich. Die erſte Note hat das groͤßte Gewicht, weil jede Notengattung uͤber ihr lang erſcheinet und gefuͤhlt wird. Da die Schlußnote ei- nes Stuͤks, oder einer Periode, allezeit eine wich- tige Note ſeyn muß, ſo kann ſie in allen angezeig- ten geraden Taktarten nur auf der erſten Note des Takts fallen, und den ganzen Takt durchdauren, wenn der Schluß vollkommen ſeyn ſoll. Ueberhaupt muͤſſen die Hauptaccente eines Sazes allezeit auf der erſten Note des Takts fallen; die weniger wichtigen Accente fallen auf der erſten Note der zweyten Haͤlfte des Takts; und auf den uͤbrigen Theilen nach Beſchaffenheit ihrer innern Laͤnge und Kuͤrze, die Toͤne ohne Accent und die durchgehenden oder ganz kurzen Noten. Hieraus erhellet, daß die Theile oder Sylben der muſikaliſchen Fuͤße weit man- nigfaltiger an der innern Quantitaͤt ſind, als der poetiſchen; und daß ein Poet, der muſikaliſche Verſe machen will, nicht allein auf die Laͤnge und Kuͤrze der Sylben, ſondern zugleich auf die Accente der Hauptworte ſein Augenmerk richten muͤſſe, damit ſie in jedem Vers auf der rechten Stelle vorkommen. Die Verſchiedenheit der innern Quantitaͤt der Takttheile in der ungeraden Taktart iſt aus folgen- der Vorſtellung zu ſehen: [Abbildung] Die Anwendung von der Behandlung dieſer Takt- theile

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/565
Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 1136[1118]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/565>, abgerufen am 21.05.2024.