Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite
[Spaltenumbruch]
Jon

Der jonische Knauff der Alten war niedriger,
als man ihn itzt macht, denn er hatte eigentlich
keinen Hals und beynahe die Hälfte der Schneken
hieng an dem Säulenstamm herunter. Gegen-
wärtig werden sie höher gemacht; aber auch schon
in den späthern Gebäuden des Alterthums, wie in
den Bädern des Diokletianus sind sie höher, als
Vitruvius angiebt. Der jonische Säulenfuß hat
wenig von der einfachen gefälligen Schönheit dieser
[Spaltenumbruch]

Jon
Ordnung. Die vierte Figur stellt einen solchen Fuß(*) S. Jo-
nian Anti-
quities pu-
blished
with per-
mission of
Dilettanti.
London
mdcclxix
Cap. II.
Tab. II.

vor, wie ihn ein englischer Baumeister in den Ueber-
bleibseln des Tempels der Minerva Polias zu Priene
in Jonien gefunden hat. (*) Deßwegen findet man
auch schon bey griechischen Ueberbleibseln vielfältig den,
nachher erfundenen, so genannten attischen Säulenfuß
unter jonischen Säulen (*), welcher ungleich besser
mit der edlen Einfalt dieser Säulenordnung überein-(*) S.
Attischer
Säulen-
fuß.

kommt, als der ursprüngliche jonische Fuß.

[Abbildung]

Ende des ersten Theils.



Berlin, gedrukt bey George Ludewig Winter.

[Spaltenumbruch]
Jon

Der joniſche Knauff der Alten war niedriger,
als man ihn itzt macht, denn er hatte eigentlich
keinen Hals und beynahe die Haͤlfte der Schneken
hieng an dem Saͤulenſtamm herunter. Gegen-
waͤrtig werden ſie hoͤher gemacht; aber auch ſchon
in den ſpaͤthern Gebaͤuden des Alterthums, wie in
den Baͤdern des Diokletianus ſind ſie hoͤher, als
Vitruvius angiebt. Der joniſche Saͤulenfuß hat
wenig von der einfachen gefaͤlligen Schoͤnheit dieſer
[Spaltenumbruch]

Jon
Ordnung. Die vierte Figur ſtellt einen ſolchen Fuß(*) S. Jo-
nian Anti-
quities pu-
bliſhed
with per-
miſſion of
Dilettanti.
London
mdcclxix
Cap. II.
Tab. II.

vor, wie ihn ein engliſcher Baumeiſter in den Ueber-
bleibſeln des Tempels der Minerva Polias zu Priene
in Jonien gefunden hat. (*) Deßwegen findet man
auch ſchon bey griechiſchen Ueberbleibſeln vielfaͤltig den,
nachher erfundenen, ſo genannten attiſchen Saͤulenfuß
unter joniſchen Saͤulen (*), welcher ungleich beſſer
mit der edlen Einfalt dieſer Saͤulenordnung uͤberein-(*) S.
Attiſcher
Saͤulen-
fuß.

kommt, als der urſpruͤngliche joniſche Fuß.

[Abbildung]

Ende des erſten Theils.



Berlin, gedrukt bey George Ludewig Winter.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0580" n="568"/>
          <cb/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Jon</hi> </fw><lb/>
          <p>Der joni&#x017F;che Knauff der Alten war niedriger,<lb/>
als man ihn itzt macht, denn er hatte eigentlich<lb/>
keinen Hals und beynahe die Ha&#x0364;lfte der Schneken<lb/>
hieng an dem Sa&#x0364;ulen&#x017F;tamm herunter. Gegen-<lb/>
wa&#x0364;rtig werden &#x017F;ie ho&#x0364;her gemacht; aber auch &#x017F;chon<lb/>
in den &#x017F;pa&#x0364;thern Geba&#x0364;uden des Alterthums, wie in<lb/>
den Ba&#x0364;dern des Diokletianus &#x017F;ind &#x017F;ie ho&#x0364;her, als<lb/>
Vitruvius angiebt. Der joni&#x017F;che Sa&#x0364;ulenfuß hat<lb/>
wenig von der einfachen gefa&#x0364;lligen Scho&#x0364;nheit die&#x017F;er<lb/><cb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Jon</hi></fw><lb/>
Ordnung. Die vierte Figur &#x017F;tellt einen &#x017F;olchen Fuß<note place="right">(*) S. <hi rendition="#aq">Jo-<lb/>
nian Anti-<lb/>
quities pu-<lb/>
bli&#x017F;hed<lb/>
with per-<lb/>
mi&#x017F;&#x017F;ion of<lb/>
Dilettanti.<lb/>
London<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">mdcclxix</hi></hi><lb/>
Cap. II.<lb/>
Tab. II.</hi></note><lb/>
vor, wie ihn ein engli&#x017F;cher Baumei&#x017F;ter in den Ueber-<lb/>
bleib&#x017F;eln des Tempels der <hi rendition="#fr">Minerva Polias</hi> zu Priene<lb/>
in Jonien gefunden hat. (*) Deßwegen findet man<lb/>
auch &#x017F;chon bey griechi&#x017F;chen Ueberbleib&#x017F;eln vielfa&#x0364;ltig den,<lb/>
nachher erfundenen, &#x017F;o genannten atti&#x017F;chen Sa&#x0364;ulenfuß<lb/>
unter joni&#x017F;chen Sa&#x0364;ulen (*), welcher ungleich be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
mit der edlen Einfalt die&#x017F;er Sa&#x0364;ulenordnung u&#x0364;berein-<note place="right">(*) S.<lb/>
Atti&#x017F;cher<lb/>
Sa&#x0364;ulen-<lb/>
fuß.</note><lb/>
kommt, als der ur&#x017F;pru&#x0364;ngliche joni&#x017F;che Fuß.</p><lb/>
          <figure/><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Ende des er&#x017F;ten Theils.</hi> </p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
    <back>
      <div n="1">
        <head/>
        <p>Berlin, gedrukt bey George Ludewig Winter.</p>
      </div>
    </back><lb/>
  </text>
</TEI>
[568/0580] Jon Jon Der joniſche Knauff der Alten war niedriger, als man ihn itzt macht, denn er hatte eigentlich keinen Hals und beynahe die Haͤlfte der Schneken hieng an dem Saͤulenſtamm herunter. Gegen- waͤrtig werden ſie hoͤher gemacht; aber auch ſchon in den ſpaͤthern Gebaͤuden des Alterthums, wie in den Baͤdern des Diokletianus ſind ſie hoͤher, als Vitruvius angiebt. Der joniſche Saͤulenfuß hat wenig von der einfachen gefaͤlligen Schoͤnheit dieſer Ordnung. Die vierte Figur ſtellt einen ſolchen Fuß vor, wie ihn ein engliſcher Baumeiſter in den Ueber- bleibſeln des Tempels der Minerva Polias zu Priene in Jonien gefunden hat. (*) Deßwegen findet man auch ſchon bey griechiſchen Ueberbleibſeln vielfaͤltig den, nachher erfundenen, ſo genannten attiſchen Saͤulenfuß unter joniſchen Saͤulen (*), welcher ungleich beſſer mit der edlen Einfalt dieſer Saͤulenordnung uͤberein- kommt, als der urſpruͤngliche joniſche Fuß. (*) S. Jo- nian Anti- quities pu- bliſhed with per- miſſion of Dilettanti. London mdcclxix Cap. II. Tab. II. (*) S. Attiſcher Saͤulen- fuß. [Abbildung] Ende des erſten Theils. Berlin, gedrukt bey George Ludewig Winter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/580
Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/580>, abgerufen am 24.04.2024.