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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.

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Gro
eine Größe geben, wenn er uns ihre Wichtigkeit,
und den weiten Umfang ihrer Würkung lebhaft vor-
zustellen weiß. Der Tod ist ein Gegenstand, der
Furcht erwekt; aber dieser Gegenstand hat keine
Größe, wenn er als ein Schlaf, oder als ein schnel-
ler Uebergang zur Vernichtung, oder zu einem, von
diesem wenig unterschiedenen Leben, vorgestellt wird.
Hingegen so wie Shakespear in dem bekannten
Selbstgespräch des Hamlets ihn vorstellt, als einen
ewigen Schlaf, vielleicht mit fürchterlichen Träumen
erfüllet, bekömmt er eine ungemeine Größe. Ueber-
haupt also haben die Gegenstände der Leidenschaften
eine ästhetische Größe, wenn sie als entscheidende Ur-
sachen der Glückseeligkeit oder des Elends eines Men-
schen, oder gar ganzer Völker, angesehen werden.
So hat die Handlung, deren wir anderswo gedacht
(*) Art.
Freude S.
405.
haben (*), da Flaminius dem versammelten Grie-
chenland durch einen Herold die Freyheit ankün-
diget, eine ungemeine Größe: und so wird ein Ge-
witter, wenn man es, wie es |hier und da in der
Bibel geschieht, als ein feyerliches Herabfahren des
höchsten Wesens ansieht, um die Missethaten ei-
nes Volks zu bestrafen, eine Größe, die hoch ins
Erhabene hinauf steiget.

Eine besondere Art der Größe der leidenschaftli-
chen Gegenstände entsteht bisweilen daher, daß sie
etwas unveränderliches, oder absolut entschiedenes
haben. Das Böse, das uns droht, und das Gute,
das uns schmeichelt, thut erst alsdann die volle Wür-
kung, wenn es keiner Ungewißheit mehr unterwor-
fen ist. Beym ersten Anblike desselben mischt sich
immer Hoffnung oder Furcht in die Leidenschaft,
und erst dann, wenn diese nicht mehr statt haben,
entsteht der völlige Ausbruch derselben. Daher ent-
steht diese Art der Größe, aus der plötzlichen Zer-
nichtung der Hoffnung oder des Zweifels. Wenn
das herannahende Uebel nun gegenwärtig, und ab-
solut gewiß worden ist, so entstehet eine schnell aus-
brechende Leidenschaft, die sich über die ganze Seele
verbreitet, die sich nun durch nichts mehr helfen
kann. Der Gegenstand der Leidenschaft, über dessen
Vorstellung wir schlechterdings keine Gewalt haben,
der ganz außer unsrer Würksamkeit liegt, hat alle-
mal etwas Großes, und bringt ausserordentliche Wür-
kung hervor. Jnsonderheit zeiget sich dieses bey
Vorstellung eines Uebels, wobey man die Noth-
wendigkeit desselben, die gänzliche Unmöglichkeit
ihm zu entgehen, oder etwas darin zu ändern leb-
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Gro
haft fühlet. Denn dieses greift uns gerade an dem
empfindlichsten Ort an, indem es das Gefühl der
Freyheit und der eigenen Macht nicht nur schwächt,
sondern geradezu vernichtet. Das grimmigste Thier
wird plötzlich zahm, so bald es einiges Gefühl bekömmt,
von der Unmöglichkeit sich aus den Schlingen, da-
rin es verstrikt ist, mit Gewalt herauszuwikeln; und
der grausamste Tyran verliert in ähnlichen Umstän-
den nicht nur seine zerstöhrende Wuth, sondern fle-
het um Gnade, wie Schach Nadir, als er ermordet
wurd. Erst wehrete er sich eine Zeitlang aus äus-
sersten Kräften; aber als er die völlige Unmöglichkeit
sich zu retten empfand, schrie er: Erbarmung, ich
will euch allen vergeben!
Jn dem Trauerspiel, das
unter dem Titel des Kauffmanns von London be-
kannt ist, hat das Läuten mit der Gloke, die das
Zeichen zu Barneveldts Hinrichtung giebt, etwas
ungemein Schrekhaftes, welches blos daher entsteht,
daß man nun die Unmöglichkeit, daß er diesem
schmählichen Tod entgehe, lebhaft fühlet. Und in
der tragischen Geschichte des Ugolino überfällt uns
allemal ein lebhaftes Entsetzen, so ofte wir an den
Umstand denken, daß der Schlüssel zum Thurm ins
Wasser geworfen worden; weil uns dieser Umstand
die Unmöglichkeit der Rettung dieses Unglüklichen
empfinden läßt. Deswegen hat auch bey den öf-
fentlichen Blutgerichten der Umstand mit der Bre-
chung des Stabes, nach ausgesprochenem Urtheil,
eine sonderbare Würkung, weil sie das Zeichen ist,
daß der Verurtheilte nun gewiß sterben müsse.

Die überwältigende Kraft des Gegenstandes ei-
ner Leidenschaft liegt eigentlich in dem lebhaften Ge-
fühl, womit man ihn sich nicht blos vorstellt, son-
dern als gegenwärtig empfindet: und eben daher
entsteht auch die große Würkung in den angeführten
Beyspielen. Der Mensch überläßt sich weder der
Freude noch dem Schmerz ganz, bis er die höchste
Gewißheit der Ursache derselben empfindet. Der
Haabsüchtige, dem ein großes Vermögen zugefallen
ist, empfindet zwar große Freude, so bald er die
Botschaft davon vernihmt; aber in der größten Leb-
haftigkeit fühlt er sie erst alsdann, wenn er das
Geld vor sich liegen sieht, und mit beyden Händen
darin wühlet. Die Scene, da Joseph seinen nach
Aegypten gekommenen Vater wieder sieht, wie sie
Bodmer |erzählt, zeiget uns etwas Großes von die-
ser Art. Josephs Freude ist zwar ungemein groß,
so bald er den theuren Alten empfängt, und der

Leser

[Spaltenumbruch]

Gro
eine Groͤße geben, wenn er uns ihre Wichtigkeit,
und den weiten Umfang ihrer Wuͤrkung lebhaft vor-
zuſtellen weiß. Der Tod iſt ein Gegenſtand, der
Furcht erwekt; aber dieſer Gegenſtand hat keine
Groͤße, wenn er als ein Schlaf, oder als ein ſchnel-
ler Uebergang zur Vernichtung, oder zu einem, von
dieſem wenig unterſchiedenen Leben, vorgeſtellt wird.
Hingegen ſo wie Shakeſpear in dem bekannten
Selbſtgeſpraͤch des Hamlets ihn vorſtellt, als einen
ewigen Schlaf, vielleicht mit fuͤrchterlichen Traͤumen
erfuͤllet, bekoͤmmt er eine ungemeine Groͤße. Ueber-
haupt alſo haben die Gegenſtaͤnde der Leidenſchaften
eine aͤſthetiſche Groͤße, wenn ſie als entſcheidende Ur-
ſachen der Gluͤckſeeligkeit oder des Elends eines Men-
ſchen, oder gar ganzer Voͤlker, angeſehen werden.
So hat die Handlung, deren wir anderswo gedacht
(*) Art.
Freude S.
405.
haben (*), da Flaminius dem verſammelten Grie-
chenland durch einen Herold die Freyheit ankuͤn-
diget, eine ungemeine Groͤße: und ſo wird ein Ge-
witter, wenn man es, wie es |hier und da in der
Bibel geſchieht, als ein feyerliches Herabfahren des
hoͤchſten Weſens anſieht, um die Miſſethaten ei-
nes Volks zu beſtrafen, eine Groͤße, die hoch ins
Erhabene hinauf ſteiget.

Eine beſondere Art der Groͤße der leidenſchaftli-
chen Gegenſtaͤnde entſteht bisweilen daher, daß ſie
etwas unveraͤnderliches, oder abſolut entſchiedenes
haben. Das Boͤſe, das uns droht, und das Gute,
das uns ſchmeichelt, thut erſt alsdann die volle Wuͤr-
kung, wenn es keiner Ungewißheit mehr unterwor-
fen iſt. Beym erſten Anblike deſſelben miſcht ſich
immer Hoffnung oder Furcht in die Leidenſchaft,
und erſt dann, wenn dieſe nicht mehr ſtatt haben,
entſteht der voͤllige Ausbruch derſelben. Daher ent-
ſteht dieſe Art der Groͤße, aus der ploͤtzlichen Zer-
nichtung der Hoffnung oder des Zweifels. Wenn
das herannahende Uebel nun gegenwaͤrtig, und ab-
ſolut gewiß worden iſt, ſo entſtehet eine ſchnell aus-
brechende Leidenſchaft, die ſich uͤber die ganze Seele
verbreitet, die ſich nun durch nichts mehr helfen
kann. Der Gegenſtand der Leidenſchaft, uͤber deſſen
Vorſtellung wir ſchlechterdings keine Gewalt haben,
der ganz außer unſrer Wuͤrkſamkeit liegt, hat alle-
mal etwas Großes, und bringt auſſerordentliche Wuͤr-
kung hervor. Jnſonderheit zeiget ſich dieſes bey
Vorſtellung eines Uebels, wobey man die Noth-
wendigkeit deſſelben, die gaͤnzliche Unmoͤglichkeit
ihm zu entgehen, oder etwas darin zu aͤndern leb-
[Spaltenumbruch]

Gro
haft fuͤhlet. Denn dieſes greift uns gerade an dem
empfindlichſten Ort an, indem es das Gefuͤhl der
Freyheit und der eigenen Macht nicht nur ſchwaͤcht,
ſondern geradezu vernichtet. Das grimmigſte Thier
wird ploͤtzlich zahm, ſo bald es einiges Gefuͤhl bekoͤmmt,
von der Unmoͤglichkeit ſich aus den Schlingen, da-
rin es verſtrikt iſt, mit Gewalt herauszuwikeln; und
der grauſamſte Tyran verliert in aͤhnlichen Umſtaͤn-
den nicht nur ſeine zerſtoͤhrende Wuth, ſondern fle-
het um Gnade, wie Schach Nadir, als er ermordet
wurd. Erſt wehrete er ſich eine Zeitlang aus aͤuſ-
ſerſten Kraͤften; aber als er die voͤllige Unmoͤglichkeit
ſich zu retten empfand, ſchrie er: Erbarmung, ich
will euch allen vergeben!
Jn dem Trauerſpiel, das
unter dem Titel des Kauffmanns von London be-
kannt iſt, hat das Laͤuten mit der Gloke, die das
Zeichen zu Barneveldts Hinrichtung giebt, etwas
ungemein Schrekhaftes, welches blos daher entſteht,
daß man nun die Unmoͤglichkeit, daß er dieſem
ſchmaͤhlichen Tod entgehe, lebhaft fuͤhlet. Und in
der tragiſchen Geſchichte des Ugolino uͤberfaͤllt uns
allemal ein lebhaftes Entſetzen, ſo ofte wir an den
Umſtand denken, daß der Schluͤſſel zum Thurm ins
Waſſer geworfen worden; weil uns dieſer Umſtand
die Unmoͤglichkeit der Rettung dieſes Ungluͤklichen
empfinden laͤßt. Deswegen hat auch bey den oͤf-
fentlichen Blutgerichten der Umſtand mit der Bre-
chung des Stabes, nach ausgeſprochenem Urtheil,
eine ſonderbare Wuͤrkung, weil ſie das Zeichen iſt,
daß der Verurtheilte nun gewiß ſterben muͤſſe.

Die uͤberwaͤltigende Kraft des Gegenſtandes ei-
ner Leidenſchaft liegt eigentlich in dem lebhaften Ge-
fuͤhl, womit man ihn ſich nicht blos vorſtellt, ſon-
dern als gegenwaͤrtig empfindet: und eben daher
entſteht auch die große Wuͤrkung in den angefuͤhrten
Beyſpielen. Der Menſch uͤberlaͤßt ſich weder der
Freude noch dem Schmerz ganz, bis er die hoͤchſte
Gewißheit der Urſache derſelben empfindet. Der
Haabſuͤchtige, dem ein großes Vermoͤgen zugefallen
iſt, empfindet zwar große Freude, ſo bald er die
Botſchaft davon vernihmt; aber in der groͤßten Leb-
haftigkeit fuͤhlt er ſie erſt alsdann, wenn er das
Geld vor ſich liegen ſieht, und mit beyden Haͤnden
darin wuͤhlet. Die Scene, da Joſeph ſeinen nach
Aegypten gekommenen Vater wieder ſieht, wie ſie
Bodmer |erzaͤhlt, zeiget uns etwas Großes von die-
ſer Art. Joſephs Freude iſt zwar ungemein groß,
ſo bald er den theuren Alten empfaͤngt, und der

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[495/0507] Gro Gro eine Groͤße geben, wenn er uns ihre Wichtigkeit, und den weiten Umfang ihrer Wuͤrkung lebhaft vor- zuſtellen weiß. Der Tod iſt ein Gegenſtand, der Furcht erwekt; aber dieſer Gegenſtand hat keine Groͤße, wenn er als ein Schlaf, oder als ein ſchnel- ler Uebergang zur Vernichtung, oder zu einem, von dieſem wenig unterſchiedenen Leben, vorgeſtellt wird. Hingegen ſo wie Shakeſpear in dem bekannten Selbſtgeſpraͤch des Hamlets ihn vorſtellt, als einen ewigen Schlaf, vielleicht mit fuͤrchterlichen Traͤumen erfuͤllet, bekoͤmmt er eine ungemeine Groͤße. Ueber- haupt alſo haben die Gegenſtaͤnde der Leidenſchaften eine aͤſthetiſche Groͤße, wenn ſie als entſcheidende Ur- ſachen der Gluͤckſeeligkeit oder des Elends eines Men- ſchen, oder gar ganzer Voͤlker, angeſehen werden. So hat die Handlung, deren wir anderswo gedacht haben (*), da Flaminius dem verſammelten Grie- chenland durch einen Herold die Freyheit ankuͤn- diget, eine ungemeine Groͤße: und ſo wird ein Ge- witter, wenn man es, wie es |hier und da in der Bibel geſchieht, als ein feyerliches Herabfahren des hoͤchſten Weſens anſieht, um die Miſſethaten ei- nes Volks zu beſtrafen, eine Groͤße, die hoch ins Erhabene hinauf ſteiget. (*) Art. Freude S. 405. Eine beſondere Art der Groͤße der leidenſchaftli- chen Gegenſtaͤnde entſteht bisweilen daher, daß ſie etwas unveraͤnderliches, oder abſolut entſchiedenes haben. Das Boͤſe, das uns droht, und das Gute, das uns ſchmeichelt, thut erſt alsdann die volle Wuͤr- kung, wenn es keiner Ungewißheit mehr unterwor- fen iſt. Beym erſten Anblike deſſelben miſcht ſich immer Hoffnung oder Furcht in die Leidenſchaft, und erſt dann, wenn dieſe nicht mehr ſtatt haben, entſteht der voͤllige Ausbruch derſelben. Daher ent- ſteht dieſe Art der Groͤße, aus der ploͤtzlichen Zer- nichtung der Hoffnung oder des Zweifels. Wenn das herannahende Uebel nun gegenwaͤrtig, und ab- ſolut gewiß worden iſt, ſo entſtehet eine ſchnell aus- brechende Leidenſchaft, die ſich uͤber die ganze Seele verbreitet, die ſich nun durch nichts mehr helfen kann. Der Gegenſtand der Leidenſchaft, uͤber deſſen Vorſtellung wir ſchlechterdings keine Gewalt haben, der ganz außer unſrer Wuͤrkſamkeit liegt, hat alle- mal etwas Großes, und bringt auſſerordentliche Wuͤr- kung hervor. Jnſonderheit zeiget ſich dieſes bey Vorſtellung eines Uebels, wobey man die Noth- wendigkeit deſſelben, die gaͤnzliche Unmoͤglichkeit ihm zu entgehen, oder etwas darin zu aͤndern leb- haft fuͤhlet. Denn dieſes greift uns gerade an dem empfindlichſten Ort an, indem es das Gefuͤhl der Freyheit und der eigenen Macht nicht nur ſchwaͤcht, ſondern geradezu vernichtet. Das grimmigſte Thier wird ploͤtzlich zahm, ſo bald es einiges Gefuͤhl bekoͤmmt, von der Unmoͤglichkeit ſich aus den Schlingen, da- rin es verſtrikt iſt, mit Gewalt herauszuwikeln; und der grauſamſte Tyran verliert in aͤhnlichen Umſtaͤn- den nicht nur ſeine zerſtoͤhrende Wuth, ſondern fle- het um Gnade, wie Schach Nadir, als er ermordet wurd. Erſt wehrete er ſich eine Zeitlang aus aͤuſ- ſerſten Kraͤften; aber als er die voͤllige Unmoͤglichkeit ſich zu retten empfand, ſchrie er: Erbarmung, ich will euch allen vergeben! Jn dem Trauerſpiel, das unter dem Titel des Kauffmanns von London be- kannt iſt, hat das Laͤuten mit der Gloke, die das Zeichen zu Barneveldts Hinrichtung giebt, etwas ungemein Schrekhaftes, welches blos daher entſteht, daß man nun die Unmoͤglichkeit, daß er dieſem ſchmaͤhlichen Tod entgehe, lebhaft fuͤhlet. Und in der tragiſchen Geſchichte des Ugolino uͤberfaͤllt uns allemal ein lebhaftes Entſetzen, ſo ofte wir an den Umſtand denken, daß der Schluͤſſel zum Thurm ins Waſſer geworfen worden; weil uns dieſer Umſtand die Unmoͤglichkeit der Rettung dieſes Ungluͤklichen empfinden laͤßt. Deswegen hat auch bey den oͤf- fentlichen Blutgerichten der Umſtand mit der Bre- chung des Stabes, nach ausgeſprochenem Urtheil, eine ſonderbare Wuͤrkung, weil ſie das Zeichen iſt, daß der Verurtheilte nun gewiß ſterben muͤſſe. Die uͤberwaͤltigende Kraft des Gegenſtandes ei- ner Leidenſchaft liegt eigentlich in dem lebhaften Ge- fuͤhl, womit man ihn ſich nicht blos vorſtellt, ſon- dern als gegenwaͤrtig empfindet: und eben daher entſteht auch die große Wuͤrkung in den angefuͤhrten Beyſpielen. Der Menſch uͤberlaͤßt ſich weder der Freude noch dem Schmerz ganz, bis er die hoͤchſte Gewißheit der Urſache derſelben empfindet. Der Haabſuͤchtige, dem ein großes Vermoͤgen zugefallen iſt, empfindet zwar große Freude, ſo bald er die Botſchaft davon vernihmt; aber in der groͤßten Leb- haftigkeit fuͤhlt er ſie erſt alsdann, wenn er das Geld vor ſich liegen ſieht, und mit beyden Haͤnden darin wuͤhlet. Die Scene, da Joſeph ſeinen nach Aegypten gekommenen Vater wieder ſieht, wie ſie Bodmer |erzaͤhlt, zeiget uns etwas Großes von die- ſer Art. Joſephs Freude iſt zwar ungemein groß, ſo bald er den theuren Alten empfaͤngt, und der Leſer

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/507>, abgerufen am 22.11.2024.