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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.

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Fuß
lange, so wie in unserm Gesang zwey Viertelnoten
gerade die Zeit wegnehmen, als eine halbe. Dem-
nach kam in der griechischen Musik ursprünglich auf
jede Sylbe ein Ton. Jhre Töne oder Noten wa-
ren entweder halbe oder viertel Takte, nach unsrer
Art zu reden.

Wiewol sich dieses in den späthern Zeiten geän-
dert hat, so finden wir doch, daß noch immer auf
einen Fuß des Verses ein Takt in der Musik genom-
(*) Serm.
1. 10.
men worden. Horaz (*) sagt

-- Pollio regum
Facta canit pede ter percusso.

Wobey ein Scholiast anmerket, daß das Gedicht
aus jambischen Trimetris bestanden habe, so daß
jeder Jambus ein Takt gewesen. Demnach haben
die Alten bey ihren Füßen blos auf den Takt ge-
sehen.

Bey den Neuern ist es ganz anders, ob wir gleich
die Benennungen der Alten beybehalten haben, und
unsre Füße nach langen und kurzen Sylben rechnen.
Denn es ist offenbar, daß wir den höhern Ton eine
lange Sylbe, den tiefern eine kurze nennen, ohne
alle Rüksicht auf die Zeit. Daher kömmt es, daß
unsre einsylbigen Wörter, sie seyen so lang als sie
wollen, in sich ganz unbestimmt sind, und nach der
Verbindung bald zu langen, bald zu kurzen Sylben
gemacht werden. So sind die Wörter Macht,
Kraft
u. d. gl. in Ansehung der Zeit unstreitig lange
Sylben; aber nach unsern Versen sind sie gleich
geschikt, lange oder kurze Sylben des Fußes vor-
zustellen.

Es ist also eine blosse Einbildung, daß wir die
Prosodie der Alten in unsrer Sprache haben. Da
wir indessen die alten Benennungen auch bey uns
eingeführt finden, so wollen wir sie nicht ändern,
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Fuß
und eine lange Sylbe die nennen, worauf der Ac-
cent, oder der Nachdruk in der Aussprache liegt,
eine kurze aber die, welche den Nachdruk nicht
hat; ob wir gleich nicht in Abrede seyn wollen,
daß auch Sylben ohne Accent gar ofte nicht wol
anders, als lang seyn können, wie die letzten Syl-
ben in den Wörtern Wahrheit, Klarheit, die würk-
liche Spondeen sind.

Es geht nicht wol an, daß man mehr als drey
Sylben auf einen Fuß rechne; denn wir sehen, daß
in viersylbigen Wörtern schon mehrentheils zwey
Accente gesetzt werden, so daß sie schon nicht mehr,
wie ein Fuß angesehen werden. Doch gienge die-
ses noch bisweilen an; aber fünfsylbige Füße sind
nicht mehr möglich.

Demnach sind die Füße zweysylbig oder dreysyl-
big, könnten auch allenfalls viersylbig seyn. Die
in unsrer Poesie am gewöhnlichsten vorkommenden
Füße sind, jeder unter seinem eigenen Namen, näher
betrachtet worden.

Fuß.
(Musik.)

Da der Gesang einen noch genauer abgemessenen
Gang hat, als der Vers, so hat er auch seine Füße.
Eigentlich ist jeder Takt ein Fuß; daher in der Musik
die Füße in zwey Hauptgattungen eingetheilt werden,
nämlich die, die eine gerade Anzahl Sylben haben,
und die, die eine ungerade Anzahl haben (*). Aber(*) S.
Takt.

da in der Dichtkunst nur zweyerley Gattung Syl-
ben sind, lange und kurze, so hat die Musik man-
cherley lange und auch mancherley kurze Sylben;
daher sie eine weit größere Mannigfaltigkeit der Füße
hat, als die Dichtkunst. Die nähere Betrachtung
der Füße in der Musik wird im Artikel Takt vor-
kommen.



[Spaltenumbruch]

Fuß
lange, ſo wie in unſerm Geſang zwey Viertelnoten
gerade die Zeit wegnehmen, als eine halbe. Dem-
nach kam in der griechiſchen Muſik urſpruͤnglich auf
jede Sylbe ein Ton. Jhre Toͤne oder Noten wa-
ren entweder halbe oder viertel Takte, nach unſrer
Art zu reden.

Wiewol ſich dieſes in den ſpaͤthern Zeiten geaͤn-
dert hat, ſo finden wir doch, daß noch immer auf
einen Fuß des Verſes ein Takt in der Muſik genom-
(*) Serm.
1. 10.
men worden. Horaz (*) ſagt

Pollio regum
Facta canit pede ter percuſſo.

Wobey ein Scholiaſt anmerket, daß das Gedicht
aus jambiſchen Trimetris beſtanden habe, ſo daß
jeder Jambus ein Takt geweſen. Demnach haben
die Alten bey ihren Fuͤßen blos auf den Takt ge-
ſehen.

Bey den Neuern iſt es ganz anders, ob wir gleich
die Benennungen der Alten beybehalten haben, und
unſre Fuͤße nach langen und kurzen Sylben rechnen.
Denn es iſt offenbar, daß wir den hoͤhern Ton eine
lange Sylbe, den tiefern eine kurze nennen, ohne
alle Ruͤkſicht auf die Zeit. Daher koͤmmt es, daß
unſre einſylbigen Woͤrter, ſie ſeyen ſo lang als ſie
wollen, in ſich ganz unbeſtimmt ſind, und nach der
Verbindung bald zu langen, bald zu kurzen Sylben
gemacht werden. So ſind die Woͤrter Macht,
Kraft
u. d. gl. in Anſehung der Zeit unſtreitig lange
Sylben; aber nach unſern Verſen ſind ſie gleich
geſchikt, lange oder kurze Sylben des Fußes vor-
zuſtellen.

Es iſt alſo eine bloſſe Einbildung, daß wir die
Proſodie der Alten in unſrer Sprache haben. Da
wir indeſſen die alten Benennungen auch bey uns
eingefuͤhrt finden, ſo wollen wir ſie nicht aͤndern,
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Fuß
und eine lange Sylbe die nennen, worauf der Ac-
cent, oder der Nachdruk in der Ausſprache liegt,
eine kurze aber die, welche den Nachdruk nicht
hat; ob wir gleich nicht in Abrede ſeyn wollen,
daß auch Sylben ohne Accent gar ofte nicht wol
anders, als lang ſeyn koͤnnen, wie die letzten Syl-
ben in den Woͤrtern Wahrheit, Klarheit, die wuͤrk-
liche Spondeen ſind.

Es geht nicht wol an, daß man mehr als drey
Sylben auf einen Fuß rechne; denn wir ſehen, daß
in vierſylbigen Woͤrtern ſchon mehrentheils zwey
Accente geſetzt werden, ſo daß ſie ſchon nicht mehr,
wie ein Fuß angeſehen werden. Doch gienge die-
ſes noch bisweilen an; aber fuͤnfſylbige Fuͤße ſind
nicht mehr moͤglich.

Demnach ſind die Fuͤße zweyſylbig oder dreyſyl-
big, koͤnnten auch allenfalls vierſylbig ſeyn. Die
in unſrer Poeſie am gewoͤhnlichſten vorkommenden
Fuͤße ſind, jeder unter ſeinem eigenen Namen, naͤher
betrachtet worden.

Fuß.
(Muſik.)

Da der Geſang einen noch genauer abgemeſſenen
Gang hat, als der Vers, ſo hat er auch ſeine Fuͤße.
Eigentlich iſt jeder Takt ein Fuß; daher in der Muſik
die Fuͤße in zwey Hauptgattungen eingetheilt werden,
naͤmlich die, die eine gerade Anzahl Sylben haben,
und die, die eine ungerade Anzahl haben (*). Aber(*) S.
Takt.

da in der Dichtkunſt nur zweyerley Gattung Syl-
ben ſind, lange und kurze, ſo hat die Muſik man-
cherley lange und auch mancherley kurze Sylben;
daher ſie eine weit groͤßere Mannigfaltigkeit der Fuͤße
hat, als die Dichtkunſt. Die naͤhere Betrachtung
der Fuͤße in der Muſik wird im Artikel Takt vor-
kommen.



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[415/0427] Fuß Fuß lange, ſo wie in unſerm Geſang zwey Viertelnoten gerade die Zeit wegnehmen, als eine halbe. Dem- nach kam in der griechiſchen Muſik urſpruͤnglich auf jede Sylbe ein Ton. Jhre Toͤne oder Noten wa- ren entweder halbe oder viertel Takte, nach unſrer Art zu reden. Wiewol ſich dieſes in den ſpaͤthern Zeiten geaͤn- dert hat, ſo finden wir doch, daß noch immer auf einen Fuß des Verſes ein Takt in der Muſik genom- men worden. Horaz (*) ſagt (*) Serm. 1. 10. — Pollio regum Facta canit pede ter percuſſo. Wobey ein Scholiaſt anmerket, daß das Gedicht aus jambiſchen Trimetris beſtanden habe, ſo daß jeder Jambus ein Takt geweſen. Demnach haben die Alten bey ihren Fuͤßen blos auf den Takt ge- ſehen. Bey den Neuern iſt es ganz anders, ob wir gleich die Benennungen der Alten beybehalten haben, und unſre Fuͤße nach langen und kurzen Sylben rechnen. Denn es iſt offenbar, daß wir den hoͤhern Ton eine lange Sylbe, den tiefern eine kurze nennen, ohne alle Ruͤkſicht auf die Zeit. Daher koͤmmt es, daß unſre einſylbigen Woͤrter, ſie ſeyen ſo lang als ſie wollen, in ſich ganz unbeſtimmt ſind, und nach der Verbindung bald zu langen, bald zu kurzen Sylben gemacht werden. So ſind die Woͤrter Macht, Kraft u. d. gl. in Anſehung der Zeit unſtreitig lange Sylben; aber nach unſern Verſen ſind ſie gleich geſchikt, lange oder kurze Sylben des Fußes vor- zuſtellen. Es iſt alſo eine bloſſe Einbildung, daß wir die Proſodie der Alten in unſrer Sprache haben. Da wir indeſſen die alten Benennungen auch bey uns eingefuͤhrt finden, ſo wollen wir ſie nicht aͤndern, und eine lange Sylbe die nennen, worauf der Ac- cent, oder der Nachdruk in der Ausſprache liegt, eine kurze aber die, welche den Nachdruk nicht hat; ob wir gleich nicht in Abrede ſeyn wollen, daß auch Sylben ohne Accent gar ofte nicht wol anders, als lang ſeyn koͤnnen, wie die letzten Syl- ben in den Woͤrtern Wahrheit, Klarheit, die wuͤrk- liche Spondeen ſind. Es geht nicht wol an, daß man mehr als drey Sylben auf einen Fuß rechne; denn wir ſehen, daß in vierſylbigen Woͤrtern ſchon mehrentheils zwey Accente geſetzt werden, ſo daß ſie ſchon nicht mehr, wie ein Fuß angeſehen werden. Doch gienge die- ſes noch bisweilen an; aber fuͤnfſylbige Fuͤße ſind nicht mehr moͤglich. Demnach ſind die Fuͤße zweyſylbig oder dreyſyl- big, koͤnnten auch allenfalls vierſylbig ſeyn. Die in unſrer Poeſie am gewoͤhnlichſten vorkommenden Fuͤße ſind, jeder unter ſeinem eigenen Namen, naͤher betrachtet worden. Fuß. (Muſik.) Da der Geſang einen noch genauer abgemeſſenen Gang hat, als der Vers, ſo hat er auch ſeine Fuͤße. Eigentlich iſt jeder Takt ein Fuß; daher in der Muſik die Fuͤße in zwey Hauptgattungen eingetheilt werden, naͤmlich die, die eine gerade Anzahl Sylben haben, und die, die eine ungerade Anzahl haben (*). Aber da in der Dichtkunſt nur zweyerley Gattung Syl- ben ſind, lange und kurze, ſo hat die Muſik man- cherley lange und auch mancherley kurze Sylben; daher ſie eine weit groͤßere Mannigfaltigkeit der Fuͤße hat, als die Dichtkunſt. Die naͤhere Betrachtung der Fuͤße in der Muſik wird im Artikel Takt vor- kommen. (*) S. Takt.

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/427>, abgerufen am 02.05.2024.