Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.[Spaltenumbruch]
Fro Fru Nicht nur Redner und Dichter, sondern auch Die sichersten Mittel, sich allezeit vor diesem Feh- Fruchtschnur; Feston. (Baukunst.) Eine Zierrath in der Baukunst, die aus an einander Fruchtstük. (Mahlerey.) Gemählde, auf welchen Abbildungen von Früchten Fru Fug weichen, duftigen Wesen derselben. Und wenn allediese Annehmlichkeiten geschikt mit einander verbun- den sind, so können sehr artige Gemählde daher entstehen. Jnsbesondere werden denn auch folche Stüke den Liebhabern der Kunst angenehm, wenn eine geschikte Anordnung, wenn Haltung und Farbenge- bung dabey vollkommen in Acht genommen sind. Man hat Fruchtstüke, worin alles, was zur Far- Fuge. (Musik) Ein Tonstük von zwey oder mehr Stimmen, in [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Fro Fru Nicht nur Redner und Dichter, ſondern auch Die ſicherſten Mittel, ſich allezeit vor dieſem Feh- Fruchtſchnur; Feſton. (Baukunſt.) Eine Zierrath in der Baukunſt, die aus an einander Fruchtſtuͤk. (Mahlerey.) Gemaͤhlde, auf welchen Abbildungen von Fruͤchten Fru Fug weichen, duftigen Weſen derſelben. Und wenn alledieſe Annehmlichkeiten geſchikt mit einander verbun- den ſind, ſo koͤnnen ſehr artige Gemaͤhlde daher entſtehen. Jnsbeſondere werden denn auch folche Stuͤke den Liebhabern der Kunſt angenehm, wenn eine geſchikte Anordnung, wenn Haltung und Farbenge- bung dabey vollkommen in Acht genommen ſind. Man hat Fruchtſtuͤke, worin alles, was zur Far- Fuge. (Muſik) Ein Tonſtuͤk von zwey oder mehr Stimmen, in [Abbildung]
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Fro Fru
Fru Fug
Nicht nur Redner und Dichter, ſondern auch
andre Kuͤnſtler, koͤnnen in alle Arten des Froſtigen
fallen. Die Schauſpieler koͤnnen bey den ſchoͤnſten
Scenen ſehr froſtig werden, wenn ſie da, wo ſie
blos Wuͤrde zeigen ſollen, hochtrabend ſind; wenn
ſie anſtatt ſtiller Groͤße, einen feurigen Ausbruch
der Empfindungen aͤuſſern; wenn ſie laͤcherliche Ge-
baͤhrden, und einen laͤcherlichen Ton annehmen,
wo gar keine Urſach zum Lachen iſt u. ſ. f. Nicht
ſelten fallen die Tonſetzer in das Froſtige, wenn
ſie ſich zu ſehr an einzele Worte binden, und wenn
ſie, zumal am unrechten Orte, ſo genannte Mah-
lereyen anbringen (*).
(*) S.
Mahlerey
in der Mu-
ſik.
Die ſicherſten Mittel, ſich allezeit vor dieſem Feh-
ler zu verwahren, ſind: erſtlich eine genaue Auf-
merkſamkeit auf das, was natuͤrlich und ſchiklich
iſt; denn jede Art des Froſtigen hat etwas unna-
tuͤrliches: zweytens der Vorſatz, nie mehr auszu-
druͤken, als ſo viel man ſelbſt fuͤhlt; denn gerade
da, wo man andre warm oder lebhaft machen will,
da man es ſelbſt nicht iſt, entſteht insgemein das
Froſtige: drittens die genaue Erwaͤgung der Wich-
tigkeit jeder Sache; weil man faſt allezeit Froſtig wird,
wenn man etwas geringes, als wichtig vorſtellen will.
Fruchtſchnur; Feſton.
(Baukunſt.)
Eine Zierrath in der Baukunſt, die aus an einander
hangenden Fruͤchten und Zweigen zuſammengefloch-
ten ſcheinet. Sie ſchiket ſich nur an die ausgezier-
teſten Gebaͤude, oder auch an einfachere Garten-
haͤuſer. Schon die Alten haben die Fruchtſchnuͤre
an den glatten Frieſen der joniſchen und corinthi-
ſchen Ordnung, auch unter die Fenſterbaͤnke, und an
andern ſonſt glatten Stellen der Gebaͤude angebracht.
Ohne Zweifel ſind die Feſtone, wie verſchiedene an-
dere Zierathen, dadurch in die Baukunſt eingefuͤhrt
worden, daß in den aͤlteſten Zeiten dergleichen aus
wuͤrklichen Fruͤchten zuſammengeſetzte Kraͤnze an
den Haͤuſern oder Tempeln aufgehaͤngt worden.
Fruchtſtuͤk.
(Mahlerey.)
Gemaͤhlde, auf welchen Abbildungen von Fruͤchten
zur Hauptvorſtellung gewaͤhlt worden. Sie haben
ihre Annehmlichkeit ſo wol von der ſchoͤnen anmuthi-
gen Geſtaltung einiger Fruͤchte, als von den Farben,
dem bald durchſichtig, bald glaͤnzenden, und bald
weichen, duftigen Weſen derſelben. Und wenn alle
dieſe Annehmlichkeiten geſchikt mit einander verbun-
den ſind, ſo koͤnnen ſehr artige Gemaͤhlde daher
entſtehen. Jnsbeſondere werden denn auch folche
Stuͤke den Liebhabern der Kunſt angenehm, wenn eine
geſchikte Anordnung, wenn Haltung und Farbenge-
bung dabey vollkommen in Acht genommen ſind.
Man hat Fruchtſtuͤke, worin alles, was zur Far-
bengebung, im weiteſten Verſtand genommen, ge-
hoͤrt, auf das vollkommenſte beobachtet worden.
Die vornehmſten Meiſter darin waren, Gillemans,
Verbruggen, J. J. de Heem, Mignon, Jan von
Huyſum, Rachel Ruyſch und van Royen.
Fuge.
(Muſik)
Ein Tonſtuͤk von zwey oder mehr Stimmen, in
welchem ein gewiſſer melodiſcher Satz, der das The-
ma genennt wird, erſt von einer Stimme vorgetra-
gen, hernach von den andern mit geringen Veraͤn-
derungen, aber nach gewiſſen Regeln, nachgeahmet
wird; ſo daß dieſes Thema das ganze Stuͤk hin-
durch wechſelsweiſe, und unter beſtaͤndigen Veraͤn-
derungen aus einer Stimm in die andre heruͤber-
geht. Folgendes kann zur Erlaͤutrung dieſer Er-
klaͤrung dienen:
[Abbildung]
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