Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.[Spaltenumbruch] Beg ohne Zweifel das, was man die Begeisterungnennt. Befindet sich ein Künstler in diesem Zu- stande, so erscheinet ihm sein Gegenstand in einem ungewöhnlichen Lichte; sein Genie, wie von einer göttlichen Kraft geleitet, erfindet ohne Mühe, und gelangt ohne Arbeit zum besten Ausdruk dessen, was es erfunden; dem begeisterten Dichter ströhmen die fürtreflichsten Gedanken und Vorstellungen un- gesucht zu; der Redner urtheilt mit der größten Gründ- lichkeit, fühlt mit der höchsten Lebhaftigkeit, und die Worte zum stärksten und lebhaftesten Ausdruk wer- den ihm auf die Zunge gelegt. Der begeisterte Mahler findet das Bild, das er gesucht hat, vor seine Stirne gemahlt, und in der größten Kraft, er darf nur nachzeichnen; selbst seine Hand scheinet von einer außerordentlichen Kunst geleitet, und mit jeder Bewegung der Finger bekömmt das Werk ei- nen neuen Grad des Lebens. Was soll man aus einer so sonderbaren Erschei- Diese erhöhte Würksamkeit zeiget sich entweder Beyde haben ihren Ursprung in einem lebhaften Beg tet, die ganze Kraft der Seele vereiniget sich zu dem leb-haftesten Gefühl. Zeiget sich aber der Gegenstand, der den starken Eindruk gemacht hat, in einer hellen Gestalt, die der Geist in ihren mannigfalti- gen Theilen übersehen kann, so wird mit der Em- pfindung auch die Vorstellungskraft gereizt, und mit Gewalt auf den Gegenstand geheftet; Verstand und Einbildungskraft bestreben sich, denselben völlig und mit der größten Deutlichkeit und Lebhaftigkeit zu fassen. Jm ersten Fall ensteht der Enthusias- mus des Herzens; im andern Falle die Begeisterung des Genies. Beyde verdienen, etwas umständli- cher in ihrer Natur und in ihren Würkungen be- trachtet zu werden. Der Enthusiasmus des Herzens, oder die erhitzte Da die Vorstellungskraft nun nicht mehr vermö- jemals (+) Man kann hierüber den Artikel, Empfindung, nachsehen. Ausführlicher aber ist diese Materie in einem Aufsatz abgehandelt worden, der sich in den Memoires der Königl. Preuß. Academie der Wissenschaften für das Jahr [Spaltenumbruch] 1764, unter diesem Titel befindet. Observations sur les divers etats, ou l' ame se trouve en exercant ses facultes primitives, celle d'appercevoir et celle de sentir. Erster Theil. S
[Spaltenumbruch] Beg ohne Zweifel das, was man die Begeiſterungnennt. Befindet ſich ein Kuͤnſtler in dieſem Zu- ſtande, ſo erſcheinet ihm ſein Gegenſtand in einem ungewoͤhnlichen Lichte; ſein Genie, wie von einer goͤttlichen Kraft geleitet, erfindet ohne Muͤhe, und gelangt ohne Arbeit zum beſten Ausdruk deſſen, was es erfunden; dem begeiſterten Dichter ſtroͤhmen die fuͤrtreflichſten Gedanken und Vorſtellungen un- geſucht zu; der Redner urtheilt mit der groͤßten Gruͤnd- lichkeit, fuͤhlt mit der hoͤchſten Lebhaftigkeit, und die Worte zum ſtaͤrkſten und lebhafteſten Ausdruk wer- den ihm auf die Zunge gelegt. Der begeiſterte Mahler findet das Bild, das er geſucht hat, vor ſeine Stirne gemahlt, und in der groͤßten Kraft, er darf nur nachzeichnen; ſelbſt ſeine Hand ſcheinet von einer außerordentlichen Kunſt geleitet, und mit jeder Bewegung der Finger bekoͤmmt das Werk ei- nen neuen Grad des Lebens. Was ſoll man aus einer ſo ſonderbaren Erſchei- Dieſe erhoͤhte Wuͤrkſamkeit zeiget ſich entweder Beyde haben ihren Urſprung in einem lebhaften Beg tet, die ganze Kraft der Seele vereiniget ſich zu dem leb-hafteſten Gefuͤhl. Zeiget ſich aber der Gegenſtand, der den ſtarken Eindruk gemacht hat, in einer hellen Geſtalt, die der Geiſt in ihren mannigfalti- gen Theilen uͤberſehen kann, ſo wird mit der Em- pfindung auch die Vorſtellungskraft gereizt, und mit Gewalt auf den Gegenſtand geheftet; Verſtand und Einbildungskraft beſtreben ſich, denſelben voͤllig und mit der groͤßten Deutlichkeit und Lebhaftigkeit zu faſſen. Jm erſten Fall enſteht der Enthuſias- mus des Herzens; im andern Falle die Begeiſterung des Genies. Beyde verdienen, etwas umſtaͤndli- cher in ihrer Natur und in ihren Wuͤrkungen be- trachtet zu werden. Der Enthuſiasmus des Herzens, oder die erhitzte Da die Vorſtellungskraft nun nicht mehr vermoͤ- jemals (†) Man kann hieruͤber den Artikel, Empfindung, nachſehen. Ausfuͤhrlicher aber iſt dieſe Materie in einem Aufſatz abgehandelt worden, der ſich in den Memoires der Koͤnigl. Preuß. Academie der Wiſſenſchaften fuͤr das Jahr [Spaltenumbruch] 1764, unter dieſem Titel befindet. Obſervations ſur les divers états, où l’ ame ſe trouve en exerçant ſes facultés primitives, celle d’apperçevoir et celle de ſentir. Erſter Theil. S
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Beg
Beg
ohne Zweifel das, was man die Begeiſterung
nennt. Befindet ſich ein Kuͤnſtler in dieſem Zu-
ſtande, ſo erſcheinet ihm ſein Gegenſtand in einem
ungewoͤhnlichen Lichte; ſein Genie, wie von einer
goͤttlichen Kraft geleitet, erfindet ohne Muͤhe, und
gelangt ohne Arbeit zum beſten Ausdruk deſſen, was
es erfunden; dem begeiſterten Dichter ſtroͤhmen
die fuͤrtreflichſten Gedanken und Vorſtellungen un-
geſucht zu; der Redner urtheilt mit der groͤßten Gruͤnd-
lichkeit, fuͤhlt mit der hoͤchſten Lebhaftigkeit, und die
Worte zum ſtaͤrkſten und lebhafteſten Ausdruk wer-
den ihm auf die Zunge gelegt. Der begeiſterte
Mahler findet das Bild, das er geſucht hat, vor
ſeine Stirne gemahlt, und in der groͤßten Kraft, er
darf nur nachzeichnen; ſelbſt ſeine Hand ſcheinet
von einer außerordentlichen Kunſt geleitet, und mit
jeder Bewegung der Finger bekoͤmmt das Werk ei-
nen neuen Grad des Lebens.
Was ſoll man aus einer ſo ſonderbaren Erſchei-
nung machen, die dem Philoſophen in ihrem Ur-
ſprung, und dem Kuͤnſtler in ihrer Wuͤrkung ſo
ſehr wichtig iſt? Woher koͤmmt dieſe außerordentli-
che Wuͤrkſamkeit der Seele, und wie kann ſie ſo
gluͤkliche Wuͤrkungen haben?
Dieſe erhoͤhte Wuͤrkſamkeit zeiget ſich entweder
in den Begehrungskraͤften, oder in den Vorſtellungs-
kraͤften der Seele, in jeden mit beſonderm Erfolg.
Jn jenen durch andaͤchtige, oder politiſche, oder
zaͤrtliche, oder wolluͤſtige Schwaͤrmereyen; in die-
ſen durch erhoͤhte Faͤhigkeiten des Genies, durch
Reichthum, Gruͤndlichkeit, Staͤrke und Glanz der
Vorſtellungen und Gedanken. Alſo iſt die Begei-
ſterung von doppelter Art: die eine wuͤrkt vorzuͤg-
lich auf die Empfindung, die andre auf die Vor-
ſtellung.
Beyde haben ihren Urſprung in einem lebhaften
Eindruk, den ein Gegenſtand von beſondrer aͤſtthe-
tiſcher Kraft in der Seele macht. Jſt dieſer Gegenſtand
undeutlich, daß die Vorſtellungskraft wenig darin ent-
wikeln kann; iſt das Gefuͤhl ſeiner Wuͤrkung lebhafter,
als die Kenntniß ſeiner Beſchaffenheit, von welcher Art
die Gegenſtaͤnde der gemeinſten Leidenſchaften ſind; ſo
wird alle Aufmerkſamkeit auf die Empfindung gerich-
tet, die ganze Kraft der Seele vereiniget ſich zu dem leb-
hafteſten Gefuͤhl. Zeiget ſich aber der Gegenſtand,
der den ſtarken Eindruk gemacht hat, in einer
hellen Geſtalt, die der Geiſt in ihren mannigfalti-
gen Theilen uͤberſehen kann, ſo wird mit der Em-
pfindung auch die Vorſtellungskraft gereizt, und
mit Gewalt auf den Gegenſtand geheftet; Verſtand
und Einbildungskraft beſtreben ſich, denſelben voͤllig
und mit der groͤßten Deutlichkeit und Lebhaftigkeit
zu faſſen. Jm erſten Fall enſteht der Enthuſias-
mus des Herzens; im andern Falle die Begeiſterung
des Genies. Beyde verdienen, etwas umſtaͤndli-
cher in ihrer Natur und in ihren Wuͤrkungen be-
trachtet zu werden.
Der Enthuſiasmus des Herzens, oder die erhitzte
Wuͤrkſamkeit der Seele, die ſich hauptſaͤchlich in
Empfindungen aͤußert, wird von wichtigen Gegen-
ſtaͤnden erwekt, in denen wir nichts deutlich ſehen,
bey denen die Vorſtellungskraft nichts zu thun fin-
det, wo die Aufmerkſamkeit von dem Gegenſtand
ſelbſt abgezogen, und auf das, was die Seele fuͤhlt,
auf ihr eigenes Beſtreben gerichtet wird.
(†) Da-
bey verliert der Geiſt den Gegenſtand aus dem Ge-
ſichte, und fuͤhlt deſto lebhafter ſeine Wuͤrkung.
Alsdenn wird die Seele ganz Gefuͤhl; ſie ſieht nichts
mehr als außer ſich, ſondern alles in ihr ſelbſt.
Alle Vorſtellungen von Dingen, die außer ihr ſind,
fallen ins dunkele; ſie ſinkt in einen Traum, der
die Wuͤrkungen des Verſtandes groͤßtentheils hemmet,
die Empfindung aber deſto lebhafter macht. Jn
dieſem Zuſtand iſt ſie weder einer genauen Ueberle-
gung noch eines richtigen Urtheils faͤhig; deſto
freyer und lebhafter aber aͤußern ſich die Reigun-
gen, und deſto ungebundener entwikeln ſich alle
Triebfedern der Begehrungskraͤfte.
Da die Vorſtellungskraft nun nicht mehr vermoͤ-
gend iſt, das wuͤrklich vorhandene von dem blos
eingebildeten zu unterſcheiden, ſo erſcheinet das blos
moͤgliche als wuͤrklich; ſelbſt das unmoͤgliche wird
moͤglich; der Zuſammenhang der Dinge wird nicht
mehr durch das Urtheil, ſondern nach der Empfin-
dung geſchaͤtzt; das abweſende wird gegenwaͤrtig,
und das zukuͤnftige iſt ſchon itzt wuͤrklich. Was
jemals
(†) Man kann hieruͤber den Artikel, Empfindung,
nachſehen. Ausfuͤhrlicher aber iſt dieſe Materie in einem
Aufſatz abgehandelt worden, der ſich in den Memoires der
Koͤnigl. Preuß. Academie der Wiſſenſchaften fuͤr das Jahr
1764, unter dieſem Titel befindet. Obſervations ſur les
divers états, où l’ ame ſe trouve en exerçant ſes facultés
primitives, celle d’apperçevoir et celle de ſentir.
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