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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.

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Abd
derten fängt die Platte an nach und nach schlechter
zu werden, die starken Striche werden stumpf
und die feinesten zu schwach, oder verliehren sich all-
mählig. Man kann also an diesen Abdrücken we-
der die ganze Schönheit eines Kupferstichs erken-
nen, noch von der Vollkommenheit des Gemäldes,
nach welchem er gemacht ist, urtheilen. Je feiner
und vollkommener ein Gemäld in Absicht auf die
Harmonie der Farben und auf die Haltung ist, je
wesentlicher ist es, daß man von dem Kupfer des-
selben die besten Abdrücke habe. Die Gemälde,
deren Werth blos von der Erfindung, Zeichnung
und Anordnung herrührt, können auch aus
schwächeren oder unvollkommenen Abdrücken noch
beurtheilt werden.

Ueberhaupt ist von Abdrücken zu wissen, daß ge-
stochene Platten mehr gute Abdrücke geben, als
radirte, weil die Striche in diesen niemals so tief,
als in jenen sind. Eine gut gestochene Platte
giebt insgemein an tausend leidliche Abdrücke.
Eine radirte mehr oder weniger, nachdem sie
bearbeitet ist, 500 bis 600.

Die schlechtesten Abdrücke sind diejenige, die von
Platten gemacht sind, die schon aufgestochen worden,
oder in denen man den verschwächten Strichen wie-
der durch den Grabstichel nachgeholfen hat. Wer
ein wenig Erfahrung in Beurtheilung der Kupfer-
stiche hat, entdecket sehr leicht die Abdrücke die von
solchen Platten gemacht worden.

Es würde eine sehr vortheilhafte Sache seyn,
wenn man Platten machen könnte, die viel mehr Ab-
drücke aushielten. Dazu aber ist kein ander Mittel,
als ein Metal das fester als Kupfer ist zu nehmen.
Es wäre zu versuchen, ob nicht stählerne Platten, oder
(*) S. Ku-
pferplatte.
feine eiferne zu brauchen wären. (*)

Abdrücke von geschnittenen Steinen und Schau-
münzen. Man mächt sie insgemein von feinem
Siegellack. Dieses geschieht entweder in der Ab-
sicht, sie als Kunstwerke, in Mangel der Originalien
aufzubehalten, oder zum Behuf der Abgüsse und
der Pasten zu verschicken. Jn beyden Fällen ist
sehr nöthig, das feineste Lack zu nehmen, und sie auf
Täfelchen von Holz zu machen, weil die Abdrücke
auf Papier sich insgemein werfen. Man kann sie
auch in Wachs machen; aber diese Materie wirft
sich ebenfalls, und da sie sehr bald weich wird,
könnte die Wärme den Abdrücken leicht alle Schärfe
benehmen. Eine besondere Art von Abdrücken sind
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Abd
die, welche man mit Schnelloth von Schaumünzen
macht. Wir wollen das Verfahren kürzlich
beschreiben.

Das Schnelloth, oder die Maße zu diesen Ab-
drücken, besteht aus Bley und Zinn, die zu gleichen
Theilen zusammen gemischt sind. Zuerst wird das
Bley geschmolzen. Wenn es fließt, so wirft man
etwas fett darauf, daß es nicht zu Aschen brenne:
hernach wird das Zinn nach und nach beyge-
mischt, die Maße wol umgerührt und alsdenn ab-
gegossen. Ehe man dieses Metall braucht, ist es gut,
daß es vorher noch ein paarmal geschmolzen und ab-
gegossen werde, weil es dadurch sanfter wird.

Jn diese Masse, die flüßig gemacht worden, wer-
den die Schaumünzen, oder die Formen und Ab-
drücke derselben, wenn sie anfängt zu erkalten, und
ihre Flüßigkeit zu verlieren, abgedruckt, oder viel-
mehr abgeschlagen. Dieses erfodert gewisse Hand-
griffe und einige Vorsichtigkeit, die wir kürzlich
anzeigen wollen.

Man nimmt einen Kasten von Holz, etwa eine
Elle lang und breit, in welchem das Abschlagen ge-
schieht, damit das wegspritzende Schnelloth von den
Seiten des Kastens aufgehalten werde. Auf den
Boden des Kastens leget man ein halbes Buch
weiches Papier, auf welchem, als auf einem Bette,
das Abschlagen geschieht. Die Schaumünz, welche
man abdrucken will, oder eine harte Form derselben,
wird mit feinem Ton, oder einer andern Materie
auf ein Stück Holz, das man von oben bequem
anfassen kann, fest gemacht, oder allenfals halb in
das Holz eingelassen und daran befestiget.

Nun nimmt man ein kleines Stück starkes ge-
leimtes Papier, beuget es an dem Rand etwas in
die Höhe, als ein kleines Schächtelchen, in welchem
die abzuschlagende Münze liegen könnte. Dieses
leget man auf das, an dem Boden des Kastens lie-
gende, Papier, gießt es voll von dem geschmolze-
nen Schnelloth, von welchem man mit einem
weichen Cartenblatt die sich oben setzende Haut
sanfte abstreift.

Wenn man merkt, daß das Schnelloth anfängt
zu erkalten, und seine Flüßigkeit zu verlieren, so
schlägt man die abzudruckende Schaumünze senk-
recht und so stark, als man kann, darauf; so drückt
sie sich sauber in das Loth ab. Bey dem Aufschla-
gen spritzt ein Theil des Metalls herum: man muß
deßhalb entweder das Gesicht wegkehren, oder eine

Maske

[Spaltenumbruch]

Abd
derten faͤngt die Platte an nach und nach ſchlechter
zu werden, die ſtarken Striche werden ſtumpf
und die feineſten zu ſchwach, oder verliehren ſich all-
maͤhlig. Man kann alſo an dieſen Abdruͤcken we-
der die ganze Schoͤnheit eines Kupferſtichs erken-
nen, noch von der Vollkommenheit des Gemaͤldes,
nach welchem er gemacht iſt, urtheilen. Je feiner
und vollkommener ein Gemaͤld in Abſicht auf die
Harmonie der Farben und auf die Haltung iſt, je
weſentlicher iſt es, daß man von dem Kupfer deſ-
ſelben die beſten Abdruͤcke habe. Die Gemaͤlde,
deren Werth blos von der Erfindung, Zeichnung
und Anordnung herruͤhrt, koͤnnen auch aus
ſchwaͤcheren oder unvollkommenen Abdruͤcken noch
beurtheilt werden.

Ueberhaupt iſt von Abdruͤcken zu wiſſen, daß ge-
ſtochene Platten mehr gute Abdruͤcke geben, als
radirte, weil die Striche in dieſen niemals ſo tief,
als in jenen ſind. Eine gut geſtochene Platte
giebt insgemein an tauſend leidliche Abdruͤcke.
Eine radirte mehr oder weniger, nachdem ſie
bearbeitet iſt, 500 bis 600.

Die ſchlechteſten Abdruͤcke ſind diejenige, die von
Platten gemacht ſind, die ſchon aufgeſtochen worden,
oder in denen man den verſchwaͤchten Strichen wie-
der durch den Grabſtichel nachgeholfen hat. Wer
ein wenig Erfahrung in Beurtheilung der Kupfer-
ſtiche hat, entdecket ſehr leicht die Abdruͤcke die von
ſolchen Platten gemacht worden.

Es wuͤrde eine ſehr vortheilhafte Sache ſeyn,
wenn man Platten machen koͤnnte, die viel mehr Ab-
druͤcke aushielten. Dazu aber iſt kein ander Mittel,
als ein Metal das feſter als Kupfer iſt zu nehmen.
Es waͤre zu verſuchen, ob nicht ſtaͤhlerne Platten, oder
(*) S. Ku-
pferplatte.
feine eiferne zu brauchen waͤren. (*)

Abdruͤcke von geſchnittenen Steinen und Schau-
muͤnzen. Man maͤcht ſie insgemein von feinem
Siegellack. Dieſes geſchieht entweder in der Ab-
ſicht, ſie als Kunſtwerke, in Mangel der Originalien
aufzubehalten, oder zum Behuf der Abguͤſſe und
der Paſten zu verſchicken. Jn beyden Faͤllen iſt
ſehr noͤthig, das feineſte Lack zu nehmen, und ſie auf
Taͤfelchen von Holz zu machen, weil die Abdruͤcke
auf Papier ſich insgemein werfen. Man kann ſie
auch in Wachs machen; aber dieſe Materie wirft
ſich ebenfalls, und da ſie ſehr bald weich wird,
koͤnnte die Waͤrme den Abdruͤcken leicht alle Schaͤrfe
benehmen. Eine beſondere Art von Abdruͤcken ſind
[Spaltenumbruch]

Abd
die, welche man mit Schnelloth von Schaumuͤnzen
macht. Wir wollen das Verfahren kuͤrzlich
beſchreiben.

Das Schnelloth, oder die Maße zu dieſen Ab-
druͤcken, beſteht aus Bley und Zinn, die zu gleichen
Theilen zuſammen gemiſcht ſind. Zuerſt wird das
Bley geſchmolzen. Wenn es fließt, ſo wirft man
etwas fett darauf, daß es nicht zu Aſchen brenne:
hernach wird das Zinn nach und nach beyge-
miſcht, die Maße wol umgeruͤhrt und alsdenn ab-
gegoſſen. Ehe man dieſes Metall braucht, iſt es gut,
daß es vorher noch ein paarmal geſchmolzen und ab-
gegoſſen werde, weil es dadurch ſanfter wird.

Jn dieſe Maſſe, die fluͤßig gemacht worden, wer-
den die Schaumuͤnzen, oder die Formen und Ab-
druͤcke derſelben, wenn ſie anfaͤngt zu erkalten, und
ihre Fluͤßigkeit zu verlieren, abgedruckt, oder viel-
mehr abgeſchlagen. Dieſes erfodert gewiſſe Hand-
griffe und einige Vorſichtigkeit, die wir kuͤrzlich
anzeigen wollen.

Man nimmt einen Kaſten von Holz, etwa eine
Elle lang und breit, in welchem das Abſchlagen ge-
ſchieht, damit das wegſpritzende Schnelloth von den
Seiten des Kaſtens aufgehalten werde. Auf den
Boden des Kaſtens leget man ein halbes Buch
weiches Papier, auf welchem, als auf einem Bette,
das Abſchlagen geſchieht. Die Schaumuͤnz, welche
man abdrucken will, oder eine harte Form derſelben,
wird mit feinem Ton, oder einer andern Materie
auf ein Stuͤck Holz, das man von oben bequem
anfaſſen kann, feſt gemacht, oder allenfals halb in
das Holz eingelaſſen und daran befeſtiget.

Nun nimmt man ein kleines Stuͤck ſtarkes ge-
leimtes Papier, beuget es an dem Rand etwas in
die Hoͤhe, als ein kleines Schaͤchtelchen, in welchem
die abzuſchlagende Muͤnze liegen koͤnnte. Dieſes
leget man auf das, an dem Boden des Kaſtens lie-
gende, Papier, gießt es voll von dem geſchmolze-
nen Schnelloth, von welchem man mit einem
weichen Cartenblatt die ſich oben ſetzende Haut
ſanfte abſtreift.

Wenn man merkt, daß das Schnelloth anfaͤngt
zu erkalten, und ſeine Fluͤßigkeit zu verlieren, ſo
ſchlaͤgt man die abzudruckende Schaumuͤnze ſenk-
recht und ſo ſtark, als man kann, darauf; ſo druͤckt
ſie ſich ſauber in das Loth ab. Bey dem Aufſchla-
gen ſpritzt ein Theil des Metalls herum: man muß
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[2/0014] Abd Abd derten faͤngt die Platte an nach und nach ſchlechter zu werden, die ſtarken Striche werden ſtumpf und die feineſten zu ſchwach, oder verliehren ſich all- maͤhlig. Man kann alſo an dieſen Abdruͤcken we- der die ganze Schoͤnheit eines Kupferſtichs erken- nen, noch von der Vollkommenheit des Gemaͤldes, nach welchem er gemacht iſt, urtheilen. Je feiner und vollkommener ein Gemaͤld in Abſicht auf die Harmonie der Farben und auf die Haltung iſt, je weſentlicher iſt es, daß man von dem Kupfer deſ- ſelben die beſten Abdruͤcke habe. Die Gemaͤlde, deren Werth blos von der Erfindung, Zeichnung und Anordnung herruͤhrt, koͤnnen auch aus ſchwaͤcheren oder unvollkommenen Abdruͤcken noch beurtheilt werden. Ueberhaupt iſt von Abdruͤcken zu wiſſen, daß ge- ſtochene Platten mehr gute Abdruͤcke geben, als radirte, weil die Striche in dieſen niemals ſo tief, als in jenen ſind. Eine gut geſtochene Platte giebt insgemein an tauſend leidliche Abdruͤcke. Eine radirte mehr oder weniger, nachdem ſie bearbeitet iſt, 500 bis 600. Die ſchlechteſten Abdruͤcke ſind diejenige, die von Platten gemacht ſind, die ſchon aufgeſtochen worden, oder in denen man den verſchwaͤchten Strichen wie- der durch den Grabſtichel nachgeholfen hat. Wer ein wenig Erfahrung in Beurtheilung der Kupfer- ſtiche hat, entdecket ſehr leicht die Abdruͤcke die von ſolchen Platten gemacht worden. Es wuͤrde eine ſehr vortheilhafte Sache ſeyn, wenn man Platten machen koͤnnte, die viel mehr Ab- druͤcke aushielten. Dazu aber iſt kein ander Mittel, als ein Metal das feſter als Kupfer iſt zu nehmen. Es waͤre zu verſuchen, ob nicht ſtaͤhlerne Platten, oder feine eiferne zu brauchen waͤren. (*) (*) S. Ku- pferplatte. Abdruͤcke von geſchnittenen Steinen und Schau- muͤnzen. Man maͤcht ſie insgemein von feinem Siegellack. Dieſes geſchieht entweder in der Ab- ſicht, ſie als Kunſtwerke, in Mangel der Originalien aufzubehalten, oder zum Behuf der Abguͤſſe und der Paſten zu verſchicken. Jn beyden Faͤllen iſt ſehr noͤthig, das feineſte Lack zu nehmen, und ſie auf Taͤfelchen von Holz zu machen, weil die Abdruͤcke auf Papier ſich insgemein werfen. Man kann ſie auch in Wachs machen; aber dieſe Materie wirft ſich ebenfalls, und da ſie ſehr bald weich wird, koͤnnte die Waͤrme den Abdruͤcken leicht alle Schaͤrfe benehmen. Eine beſondere Art von Abdruͤcken ſind die, welche man mit Schnelloth von Schaumuͤnzen macht. Wir wollen das Verfahren kuͤrzlich beſchreiben. Das Schnelloth, oder die Maße zu dieſen Ab- druͤcken, beſteht aus Bley und Zinn, die zu gleichen Theilen zuſammen gemiſcht ſind. Zuerſt wird das Bley geſchmolzen. Wenn es fließt, ſo wirft man etwas fett darauf, daß es nicht zu Aſchen brenne: hernach wird das Zinn nach und nach beyge- miſcht, die Maße wol umgeruͤhrt und alsdenn ab- gegoſſen. Ehe man dieſes Metall braucht, iſt es gut, daß es vorher noch ein paarmal geſchmolzen und ab- gegoſſen werde, weil es dadurch ſanfter wird. Jn dieſe Maſſe, die fluͤßig gemacht worden, wer- den die Schaumuͤnzen, oder die Formen und Ab- druͤcke derſelben, wenn ſie anfaͤngt zu erkalten, und ihre Fluͤßigkeit zu verlieren, abgedruckt, oder viel- mehr abgeſchlagen. Dieſes erfodert gewiſſe Hand- griffe und einige Vorſichtigkeit, die wir kuͤrzlich anzeigen wollen. Man nimmt einen Kaſten von Holz, etwa eine Elle lang und breit, in welchem das Abſchlagen ge- ſchieht, damit das wegſpritzende Schnelloth von den Seiten des Kaſtens aufgehalten werde. Auf den Boden des Kaſtens leget man ein halbes Buch weiches Papier, auf welchem, als auf einem Bette, das Abſchlagen geſchieht. Die Schaumuͤnz, welche man abdrucken will, oder eine harte Form derſelben, wird mit feinem Ton, oder einer andern Materie auf ein Stuͤck Holz, das man von oben bequem anfaſſen kann, feſt gemacht, oder allenfals halb in das Holz eingelaſſen und daran befeſtiget. Nun nimmt man ein kleines Stuͤck ſtarkes ge- leimtes Papier, beuget es an dem Rand etwas in die Hoͤhe, als ein kleines Schaͤchtelchen, in welchem die abzuſchlagende Muͤnze liegen koͤnnte. Dieſes leget man auf das, an dem Boden des Kaſtens lie- gende, Papier, gießt es voll von dem geſchmolze- nen Schnelloth, von welchem man mit einem weichen Cartenblatt die ſich oben ſetzende Haut ſanfte abſtreift. Wenn man merkt, daß das Schnelloth anfaͤngt zu erkalten, und ſeine Fluͤßigkeit zu verlieren, ſo ſchlaͤgt man die abzudruckende Schaumuͤnze ſenk- recht und ſo ſtark, als man kann, darauf; ſo druͤckt ſie ſich ſauber in das Loth ab. Bey dem Aufſchla- gen ſpritzt ein Theil des Metalls herum: man muß deßhalb entweder das Geſicht wegkehren, oder eine Maske

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/14>, abgerufen am 23.04.2024.