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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von einer nach Nizza
zwey solche Arpens oder Poses, von denen ich gespro-
chen habe,) wenn es auf das vortheilhafteste bestellt
wird, bis 1100 Gulden flamändisches Geld eintra-
gen könne. Nach diesem erstaunlichen Ertrag zu ur-
theilen, müßte das Land um Brüssel eben so theuer
als hier seyn.

Unterwegens zeigte man mir einen Ort, wo sich
vor wenig Jahren eine seltsame Naturbegebenheit zu-
getragen hat. Man fand nämlich an einem Morgen,
daß ein kleines an dem steilen Berge liegendes Stück
Landes mit dem darauf stehenden Hause, nebst den dar-
auf stehenden Obstbäumen und Weinreben, eine ziem-
liche Strecke herunter gerückt war, ohne daß weder in
dem Hause, noch an den Bäumen die geringste Ver-
änderung wahrzunehmen gewesen.

Vevay.

Nach einer sehr angenehmen Fahrt von etwa
vierthalb Stunden kam ich in Vevay an. Diese
kleine Stadt hat eine ganz besondere Lage, wodurch sie
zum Wohnsitz stiller, von der Welt abgesonderter
und an romantischen Schönheiten der Natur sich ergö-
tzender Menschen bestimmt zu seyn scheinet. Der
Genfer See ist an seinem obern Ende mit sehr hohen
und steilen Bergen umgeben, die ganz an die Ufer
desselben stoßen. Zu oberst an dem rechten oder nörd-
lichen Ufer entfernen sich diese Berge etwas von dem
See, und lassen da ohngefähr eine halbe Stunde We-
ges längst dem Ufer ein niedriges Vorland, von diesen
Bergen umgeben, und nur an der Südseite oder ge-
gen den See offen. Von dem Ufer an erhebt sich
dieses niedrige Vorland allmählig gegen die es umge-
benden Berge, und bildet durch verschiedene Hügel
ein gegen den See stehendes Amphitheater, in dessen

Grund

Tagebuch von einer nach Nizza
zwey ſolche Arpens oder Poſes, von denen ich geſpro-
chen habe,) wenn es auf das vortheilhafteſte beſtellt
wird, bis 1100 Gulden flamaͤndiſches Geld eintra-
gen koͤnne. Nach dieſem erſtaunlichen Ertrag zu ur-
theilen, muͤßte das Land um Bruͤſſel eben ſo theuer
als hier ſeyn.

Unterwegens zeigte man mir einen Ort, wo ſich
vor wenig Jahren eine ſeltſame Naturbegebenheit zu-
getragen hat. Man fand naͤmlich an einem Morgen,
daß ein kleines an dem ſteilen Berge liegendes Stuͤck
Landes mit dem darauf ſtehenden Hauſe, nebſt den dar-
auf ſtehenden Obſtbaͤumen und Weinreben, eine ziem-
liche Strecke herunter geruͤckt war, ohne daß weder in
dem Hauſe, noch an den Baͤumen die geringſte Ver-
aͤnderung wahrzunehmen geweſen.

Vevay.

Nach einer ſehr angenehmen Fahrt von etwa
vierthalb Stunden kam ich in Vevay an. Dieſe
kleine Stadt hat eine ganz beſondere Lage, wodurch ſie
zum Wohnſitz ſtiller, von der Welt abgeſonderter
und an romantiſchen Schoͤnheiten der Natur ſich ergoͤ-
tzender Menſchen beſtimmt zu ſeyn ſcheinet. Der
Genfer See iſt an ſeinem obern Ende mit ſehr hohen
und ſteilen Bergen umgeben, die ganz an die Ufer
deſſelben ſtoßen. Zu oberſt an dem rechten oder noͤrd-
lichen Ufer entfernen ſich dieſe Berge etwas von dem
See, und laſſen da ohngefaͤhr eine halbe Stunde We-
ges laͤngſt dem Ufer ein niedriges Vorland, von dieſen
Bergen umgeben, und nur an der Suͤdſeite oder ge-
gen den See offen. Von dem Ufer an erhebt ſich
dieſes niedrige Vorland allmaͤhlig gegen die es umge-
benden Berge, und bildet durch verſchiedene Huͤgel
ein gegen den See ſtehendes Amphitheater, in deſſen

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[52/0070] Tagebuch von einer nach Nizza zwey ſolche Arpens oder Poſes, von denen ich geſpro- chen habe,) wenn es auf das vortheilhafteſte beſtellt wird, bis 1100 Gulden flamaͤndiſches Geld eintra- gen koͤnne. Nach dieſem erſtaunlichen Ertrag zu ur- theilen, muͤßte das Land um Bruͤſſel eben ſo theuer als hier ſeyn. Unterwegens zeigte man mir einen Ort, wo ſich vor wenig Jahren eine ſeltſame Naturbegebenheit zu- getragen hat. Man fand naͤmlich an einem Morgen, daß ein kleines an dem ſteilen Berge liegendes Stuͤck Landes mit dem darauf ſtehenden Hauſe, nebſt den dar- auf ſtehenden Obſtbaͤumen und Weinreben, eine ziem- liche Strecke herunter geruͤckt war, ohne daß weder in dem Hauſe, noch an den Baͤumen die geringſte Ver- aͤnderung wahrzunehmen geweſen. Nach einer ſehr angenehmen Fahrt von etwa vierthalb Stunden kam ich in Vevay an. Dieſe kleine Stadt hat eine ganz beſondere Lage, wodurch ſie zum Wohnſitz ſtiller, von der Welt abgeſonderter und an romantiſchen Schoͤnheiten der Natur ſich ergoͤ- tzender Menſchen beſtimmt zu ſeyn ſcheinet. Der Genfer See iſt an ſeinem obern Ende mit ſehr hohen und ſteilen Bergen umgeben, die ganz an die Ufer deſſelben ſtoßen. Zu oberſt an dem rechten oder noͤrd- lichen Ufer entfernen ſich dieſe Berge etwas von dem See, und laſſen da ohngefaͤhr eine halbe Stunde We- ges laͤngſt dem Ufer ein niedriges Vorland, von dieſen Bergen umgeben, und nur an der Suͤdſeite oder ge- gen den See offen. Von dem Ufer an erhebt ſich dieſes niedrige Vorland allmaͤhlig gegen die es umge- benden Berge, und bildet durch verſchiedene Huͤgel ein gegen den See ſtehendes Amphitheater, in deſſen Grund

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/70>, abgerufen am 23.11.2024.