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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
Aussicht, wenn man gegen die Clus kommt, wo
man nach den gesperrten und eng eingeschränkten Aus-
sichten, die man gehabt hat, plötzlich eine ganz für-
treffliche ebene Landschaft übersieht, die einen Theil
der Cantone Solothurn und Bern ausmacht. Von
da an ist der Weg nach Solothurn meist eben und
sehr angenehm durch ein fruchtbares wohl angebautes
Land.

Sobald man von dieser Seite zum Thore bemeld-Solothurn.
ter Stadt hereinkommt, wird man durch die prächti-
ge neue Hauptkirche in nicht geringe Verwunderung
gesetzt, in einer so kleinen Stadt ein so herrliches Ge-
bäude anzutreffen. Das Ansehen dieser Kirche wird
dadurch vermehrt, daß sie frey auf einer hohen Terrasse
steht, dahin eine breite prächtige Treppe führet, an
deren beyden Seiten schöne springende Brunnen ste-
hen. Man versicherte mich, daß der Bau dieser Kir-
che der Stadt, außer den daran geschehenen Frohnar-
beiten, 600000 Pfund, oder ohngefähr eine Million
französischer Livres, gekostet habe. Die Stadt ist nicht
groß, aber sowohl innerhalb, als wegen ihrer schönen
Lage, eine der artigsten Städte in der Schweiz, auch
regelmäßig und gut befestiget. Hier habe ich den be-
sten Gasthof in Ansehung der guten Bedienung und de-
licaten Essens angetroffen, den ich auf dieser ganzen
Reise gesehen habe.

Von Solothurn fährt man in fünf Stunden
nach Bern durch eine bequeme Straße, die dadurch
noch angenehmer wird, daß man überall die fruchtbar-
sten Felder und fürtrefflichsten Wiesen antrifft, in den
Dörfern aber die deutlichsten Anzeigen des guten Wohl-
standes des dortigen Landvolks gewahr wird.

Ganz
C

gethanen Reiſe.
Ausſicht, wenn man gegen die Clus kommt, wo
man nach den geſperrten und eng eingeſchraͤnkten Aus-
ſichten, die man gehabt hat, ploͤtzlich eine ganz fuͤr-
treffliche ebene Landſchaft uͤberſieht, die einen Theil
der Cantone Solothurn und Bern ausmacht. Von
da an iſt der Weg nach Solothurn meiſt eben und
ſehr angenehm durch ein fruchtbares wohl angebautes
Land.

Sobald man von dieſer Seite zum Thore bemeld-Solothurn.
ter Stadt hereinkommt, wird man durch die praͤchti-
ge neue Hauptkirche in nicht geringe Verwunderung
geſetzt, in einer ſo kleinen Stadt ein ſo herrliches Ge-
baͤude anzutreffen. Das Anſehen dieſer Kirche wird
dadurch vermehrt, daß ſie frey auf einer hohen Terraſſe
ſteht, dahin eine breite praͤchtige Treppe fuͤhret, an
deren beyden Seiten ſchoͤne ſpringende Brunnen ſte-
hen. Man verſicherte mich, daß der Bau dieſer Kir-
che der Stadt, außer den daran geſchehenen Frohnar-
beiten, 600000 Pfund, oder ohngefaͤhr eine Million
franzoͤſiſcher Livres, gekoſtet habe. Die Stadt iſt nicht
groß, aber ſowohl innerhalb, als wegen ihrer ſchoͤnen
Lage, eine der artigſten Staͤdte in der Schweiz, auch
regelmaͤßig und gut befeſtiget. Hier habe ich den be-
ſten Gaſthof in Anſehung der guten Bedienung und de-
licaten Eſſens angetroffen, den ich auf dieſer ganzen
Reiſe geſehen habe.

Von Solothurn faͤhrt man in fuͤnf Stunden
nach Bern durch eine bequeme Straße, die dadurch
noch angenehmer wird, daß man uͤberall die fruchtbar-
ſten Felder und fuͤrtrefflichſten Wieſen antrifft, in den
Doͤrfern aber die deutlichſten Anzeigen des guten Wohl-
ſtandes des dortigen Landvolks gewahr wird.

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[33/0051] gethanen Reiſe. Ausſicht, wenn man gegen die Clus kommt, wo man nach den geſperrten und eng eingeſchraͤnkten Aus- ſichten, die man gehabt hat, ploͤtzlich eine ganz fuͤr- treffliche ebene Landſchaft uͤberſieht, die einen Theil der Cantone Solothurn und Bern ausmacht. Von da an iſt der Weg nach Solothurn meiſt eben und ſehr angenehm durch ein fruchtbares wohl angebautes Land. Sobald man von dieſer Seite zum Thore bemeld- ter Stadt hereinkommt, wird man durch die praͤchti- ge neue Hauptkirche in nicht geringe Verwunderung geſetzt, in einer ſo kleinen Stadt ein ſo herrliches Ge- baͤude anzutreffen. Das Anſehen dieſer Kirche wird dadurch vermehrt, daß ſie frey auf einer hohen Terraſſe ſteht, dahin eine breite praͤchtige Treppe fuͤhret, an deren beyden Seiten ſchoͤne ſpringende Brunnen ſte- hen. Man verſicherte mich, daß der Bau dieſer Kir- che der Stadt, außer den daran geſchehenen Frohnar- beiten, 600000 Pfund, oder ohngefaͤhr eine Million franzoͤſiſcher Livres, gekoſtet habe. Die Stadt iſt nicht groß, aber ſowohl innerhalb, als wegen ihrer ſchoͤnen Lage, eine der artigſten Staͤdte in der Schweiz, auch regelmaͤßig und gut befeſtiget. Hier habe ich den be- ſten Gaſthof in Anſehung der guten Bedienung und de- licaten Eſſens angetroffen, den ich auf dieſer ganzen Reiſe geſehen habe. Solothurn. Von Solothurn faͤhrt man in fuͤnf Stunden nach Bern durch eine bequeme Straße, die dadurch noch angenehmer wird, daß man uͤberall die fruchtbar- ſten Felder und fuͤrtrefflichſten Wieſen antrifft, in den Doͤrfern aber die deutlichſten Anzeigen des guten Wohl- ſtandes des dortigen Landvolks gewahr wird. Ganz C

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/51>, abgerufen am 22.11.2024.