Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

von Nizza nach Deutschland.
Wenn man an die Berge herangekommen ist, so geht
die Straße nach Cronach durch ein Thal in das Ge-
bürge hinein. Da die umliegenden Berge schöne
Wälder haben, durch dieses Thal aber ein Strom
läuft, der sich in den Mayn ergießt, so wird hier eine
erstaunliche Menge Holz, das vornehmste Gut dieser
schon ziemlich rauhen Berggegend, gefällt, und
theils in ganzen Stämmen, theils in Bretter ge-
schnitten, oder zum Behuf des Weinbaues in Stöcke
gespalten, den Strom herunter in den Mayn geflößt.
Nahe bey Cronach fand ich sehr viel Menschen blos
damit beschäfftigt, daß sie mit Stangen, an denen
doppelte eiserne Haken sind, dem Floßholze forthal-
fen. Bey Cronach selbst war eine erstaunlich große
Niederlage von Bäumen, Brettern und Stöcken zu
Weinreben. An dem Strome sind viel Schneide-
mühlen angelegt, die Bäume in Bretter, Latten und
anderes Nutzholz zu schneiden. Alles dieses Holz geht
den Mayn herunter; und in Hanau ist die zweyte gros-
se Niederlage davon. Dieser Handel ist sehr beträcht-
lich, und beschäfftigt den größten Theil der Einwoh-
ner dieses Thales.

Den 17 Julius. Reise von Cronach über das
Gebürge nach Schlaiz.

Die erste Post von Cronach auf SteinwiesenVon Cronach
nach Schlaiz.

fährt man durch ein anderes enges Thal immer tiefer
in die Gebürge hinein. Die zu beyden Seiten ste-
henden Berge haben noch etwas Ackerland, größten-
theils aber Holzung; und sie fallen wegen der bestän-
dig abwechselnden Gestalt der Hügel angenehm in die
Augen. Das Thal selbst hat schöne Wiesen und

Aecker;

von Nizza nach Deutſchland.
Wenn man an die Berge herangekommen iſt, ſo geht
die Straße nach Cronach durch ein Thal in das Ge-
buͤrge hinein. Da die umliegenden Berge ſchoͤne
Waͤlder haben, durch dieſes Thal aber ein Strom
laͤuft, der ſich in den Mayn ergießt, ſo wird hier eine
erſtaunliche Menge Holz, das vornehmſte Gut dieſer
ſchon ziemlich rauhen Berggegend, gefaͤllt, und
theils in ganzen Staͤmmen, theils in Bretter ge-
ſchnitten, oder zum Behuf des Weinbaues in Stoͤcke
geſpalten, den Strom herunter in den Mayn gefloͤßt.
Nahe bey Cronach fand ich ſehr viel Menſchen blos
damit beſchaͤfftigt, daß ſie mit Stangen, an denen
doppelte eiſerne Haken ſind, dem Floßholze forthal-
fen. Bey Cronach ſelbſt war eine erſtaunlich große
Niederlage von Baͤumen, Brettern und Stoͤcken zu
Weinreben. An dem Strome ſind viel Schneide-
muͤhlen angelegt, die Baͤume in Bretter, Latten und
anderes Nutzholz zu ſchneiden. Alles dieſes Holz geht
den Mayn herunter; und in Hanau iſt die zweyte groſ-
ſe Niederlage davon. Dieſer Handel iſt ſehr betraͤcht-
lich, und beſchaͤfftigt den groͤßten Theil der Einwoh-
ner dieſes Thales.

Den 17 Julius. Reiſe von Cronach uͤber das
Gebuͤrge nach Schlaiz.

Die erſte Poſt von Cronach auf SteinwieſenVon Cronach
nach Schlaiz.

faͤhrt man durch ein anderes enges Thal immer tiefer
in die Gebuͤrge hinein. Die zu beyden Seiten ſte-
henden Berge haben noch etwas Ackerland, groͤßten-
theils aber Holzung; und ſie fallen wegen der beſtaͤn-
dig abwechſelnden Geſtalt der Huͤgel angenehm in die
Augen. Das Thal ſelbſt hat ſchoͤne Wieſen und

Aecker;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="diaryEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0431" n="411"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Nizza nach Deut&#x017F;chland.</hi></fw><lb/>
Wenn man an die Berge herangekommen i&#x017F;t, &#x017F;o geht<lb/>
die Straße nach <hi rendition="#fr">Cronach</hi> durch ein Thal in das Ge-<lb/>
bu&#x0364;rge hinein. Da die umliegenden Berge &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Wa&#x0364;lder haben, durch die&#x017F;es Thal aber ein Strom<lb/>
la&#x0364;uft, der &#x017F;ich in den Mayn ergießt, &#x017F;o wird hier eine<lb/>
er&#x017F;taunliche Menge Holz, das vornehm&#x017F;te Gut die&#x017F;er<lb/>
&#x017F;chon ziemlich rauhen Berggegend, gefa&#x0364;llt, und<lb/>
theils in ganzen Sta&#x0364;mmen, theils in Bretter ge-<lb/>
&#x017F;chnitten, oder zum Behuf des Weinbaues in Sto&#x0364;cke<lb/>
ge&#x017F;palten, den Strom herunter in den Mayn geflo&#x0364;ßt.<lb/>
Nahe bey <hi rendition="#fr">Cronach</hi> fand ich &#x017F;ehr viel Men&#x017F;chen blos<lb/>
damit be&#x017F;cha&#x0364;fftigt, daß &#x017F;ie mit Stangen, an denen<lb/>
doppelte ei&#x017F;erne Haken &#x017F;ind, dem Floßholze forthal-<lb/>
fen. Bey <hi rendition="#fr">Cronach</hi> &#x017F;elb&#x017F;t war eine er&#x017F;taunlich große<lb/>
Niederlage von Ba&#x0364;umen, Brettern und Sto&#x0364;cken zu<lb/>
Weinreben. An dem Strome &#x017F;ind viel Schneide-<lb/>
mu&#x0364;hlen angelegt, die Ba&#x0364;ume in Bretter, Latten und<lb/>
anderes Nutzholz zu &#x017F;chneiden. Alles die&#x017F;es Holz geht<lb/>
den Mayn herunter; und in Hanau i&#x017F;t die zweyte gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Niederlage davon. Die&#x017F;er Handel i&#x017F;t &#x017F;ehr betra&#x0364;cht-<lb/>
lich, und be&#x017F;cha&#x0364;fftigt den gro&#x0364;ßten Theil der Einwoh-<lb/>
ner die&#x017F;es Thales.</p>
        </div><lb/>
        <div type="diaryEntry" n="2">
          <head>Den 17 Julius. Rei&#x017F;e von <hi rendition="#fr">Cronach</hi> u&#x0364;ber das<lb/>
Gebu&#x0364;rge nach <hi rendition="#fr">Schlaiz</hi>.</head><lb/>
          <p>Die er&#x017F;te Po&#x017F;t von <hi rendition="#fr">Cronach</hi> auf <hi rendition="#fr">Steinwie&#x017F;en</hi><note place="right">Von Cronach<lb/>
nach Schlaiz.</note><lb/>
fa&#x0364;hrt man durch ein anderes enges Thal immer tiefer<lb/>
in die Gebu&#x0364;rge hinein. Die zu beyden Seiten &#x017F;te-<lb/>
henden Berge haben noch etwas Ackerland, gro&#x0364;ßten-<lb/>
theils aber Holzung; und &#x017F;ie fallen wegen der be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig abwech&#x017F;elnden Ge&#x017F;talt der Hu&#x0364;gel angenehm in die<lb/>
Augen. Das Thal &#x017F;elb&#x017F;t hat &#x017F;cho&#x0364;ne Wie&#x017F;en und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Aecker;</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[411/0431] von Nizza nach Deutſchland. Wenn man an die Berge herangekommen iſt, ſo geht die Straße nach Cronach durch ein Thal in das Ge- buͤrge hinein. Da die umliegenden Berge ſchoͤne Waͤlder haben, durch dieſes Thal aber ein Strom laͤuft, der ſich in den Mayn ergießt, ſo wird hier eine erſtaunliche Menge Holz, das vornehmſte Gut dieſer ſchon ziemlich rauhen Berggegend, gefaͤllt, und theils in ganzen Staͤmmen, theils in Bretter ge- ſchnitten, oder zum Behuf des Weinbaues in Stoͤcke geſpalten, den Strom herunter in den Mayn gefloͤßt. Nahe bey Cronach fand ich ſehr viel Menſchen blos damit beſchaͤfftigt, daß ſie mit Stangen, an denen doppelte eiſerne Haken ſind, dem Floßholze forthal- fen. Bey Cronach ſelbſt war eine erſtaunlich große Niederlage von Baͤumen, Brettern und Stoͤcken zu Weinreben. An dem Strome ſind viel Schneide- muͤhlen angelegt, die Baͤume in Bretter, Latten und anderes Nutzholz zu ſchneiden. Alles dieſes Holz geht den Mayn herunter; und in Hanau iſt die zweyte groſ- ſe Niederlage davon. Dieſer Handel iſt ſehr betraͤcht- lich, und beſchaͤfftigt den groͤßten Theil der Einwoh- ner dieſes Thales. Den 17 Julius. Reiſe von Cronach uͤber das Gebuͤrge nach Schlaiz. Die erſte Poſt von Cronach auf Steinwieſen faͤhrt man durch ein anderes enges Thal immer tiefer in die Gebuͤrge hinein. Die zu beyden Seiten ſte- henden Berge haben noch etwas Ackerland, groͤßten- theils aber Holzung; und ſie fallen wegen der beſtaͤn- dig abwechſelnden Geſtalt der Huͤgel angenehm in die Augen. Das Thal ſelbſt hat ſchoͤne Wieſen und Aecker; Von Cronach nach Schlaiz.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/431
Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/431>, abgerufen am 25.11.2024.