Von Bamberg aus geht der Weg über Staf- felstein, und bis dahin ist eine schöne Chaussee ange- legt. Weiter hin hat man auch eine neu angelegte Straße an dem linken Ufer des Mayns; aber ich be- fürchte, daß sie nicht von Dauer sey, weil dieser Fluß hier, wenn er anläuft, sehr ungestüm an seinen Ufern naget, um sie zu untergraben. Sie sind deswegen hier und da durch starke Mauern befestiget, die aber schwerlich fest genug seyn werden, dem Einreissen des Stroms lange zu widerstehen.
An einem Orte waren die Ufer zu steil, um die Straße dicht an dem Flusse fortzuführen. Da geht sie über einen Berg weg, der mit herrlichen Tannen- wäldern bedeckt ist, aus denen viel großes Holz zum Schiffbau und zu Masten gehauen, und den Mayn herunter geführt wird. Die Straße über diesen Berg ist sehr gut angelegt, und mir machte es Vergnügen, zu beyden Seiten der Straße dunkele Tannenwälder, und darin so viel Bäume von herrlichem Wachsthum zu sehen. Was damals die Schönheit dieses Wal- des vermehrte, waren überall unter dem großen Holz zerstreute Gesträuche von Holunder mit rothen Früch- ten, die dem dunkeln Grün eine sehr angenehme Ab- wechselung geben. Bald, wenn man über diesen Berg weg ist, kommt man nach dem Dorfe Zedlitz, wo eine Poststation ist.
Von Zedlitz aus fährt man erst über einen Strich schöner und fruchtbarer Felder, worauf man an den Mayn kommt, durch den man fahren kan. Nach- her nähert man sich dem weitläuftigen und ziemlich ho- hen Gebürge, das Sachsen von Franken, und über- haupt Oberdeutschland von Niederdeutschland scheidet.
Wenn
Tagebuch von der Ruͤckreiſe
Von Bamberg aus geht der Weg uͤber Staf- felſtein, und bis dahin iſt eine ſchoͤne Chauſſee ange- legt. Weiter hin hat man auch eine neu angelegte Straße an dem linken Ufer des Mayns; aber ich be- fuͤrchte, daß ſie nicht von Dauer ſey, weil dieſer Fluß hier, wenn er anlaͤuft, ſehr ungeſtuͤm an ſeinen Ufern naget, um ſie zu untergraben. Sie ſind deswegen hier und da durch ſtarke Mauern befeſtiget, die aber ſchwerlich feſt genug ſeyn werden, dem Einreiſſen des Stroms lange zu widerſtehen.
An einem Orte waren die Ufer zu ſteil, um die Straße dicht an dem Fluſſe fortzufuͤhren. Da geht ſie uͤber einen Berg weg, der mit herrlichen Tannen- waͤldern bedeckt iſt, aus denen viel großes Holz zum Schiffbau und zu Maſten gehauen, und den Mayn herunter gefuͤhrt wird. Die Straße uͤber dieſen Berg iſt ſehr gut angelegt, und mir machte es Vergnuͤgen, zu beyden Seiten der Straße dunkele Tannenwaͤlder, und darin ſo viel Baͤume von herrlichem Wachsthum zu ſehen. Was damals die Schoͤnheit dieſes Wal- des vermehrte, waren uͤberall unter dem großen Holz zerſtreute Geſtraͤuche von Holunder mit rothen Fruͤch- ten, die dem dunkeln Gruͤn eine ſehr angenehme Ab- wechſelung geben. Bald, wenn man uͤber dieſen Berg weg iſt, kommt man nach dem Dorfe Zedlitz, wo eine Poſtſtation iſt.
Von Zedlitz aus faͤhrt man erſt uͤber einen Strich ſchoͤner und fruchtbarer Felder, worauf man an den Mayn kommt, durch den man fahren kan. Nach- her naͤhert man ſich dem weitlaͤuftigen und ziemlich ho- hen Gebuͤrge, das Sachſen von Franken, und uͤber- haupt Oberdeutſchland von Niederdeutſchland ſcheidet.
Wenn
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Tagebuch von der Ruͤckreiſe
Von Bamberg aus geht der Weg uͤber Staf-
felſtein, und bis dahin iſt eine ſchoͤne Chauſſee ange-
legt. Weiter hin hat man auch eine neu angelegte
Straße an dem linken Ufer des Mayns; aber ich be-
fuͤrchte, daß ſie nicht von Dauer ſey, weil dieſer Fluß
hier, wenn er anlaͤuft, ſehr ungeſtuͤm an ſeinen Ufern
naget, um ſie zu untergraben. Sie ſind deswegen
hier und da durch ſtarke Mauern befeſtiget, die aber
ſchwerlich feſt genug ſeyn werden, dem Einreiſſen des
Stroms lange zu widerſtehen.
An einem Orte waren die Ufer zu ſteil, um die
Straße dicht an dem Fluſſe fortzufuͤhren. Da geht
ſie uͤber einen Berg weg, der mit herrlichen Tannen-
waͤldern bedeckt iſt, aus denen viel großes Holz zum
Schiffbau und zu Maſten gehauen, und den Mayn
herunter gefuͤhrt wird. Die Straße uͤber dieſen Berg
iſt ſehr gut angelegt, und mir machte es Vergnuͤgen,
zu beyden Seiten der Straße dunkele Tannenwaͤlder,
und darin ſo viel Baͤume von herrlichem Wachsthum
zu ſehen. Was damals die Schoͤnheit dieſes Wal-
des vermehrte, waren uͤberall unter dem großen Holz
zerſtreute Geſtraͤuche von Holunder mit rothen Fruͤch-
ten, die dem dunkeln Gruͤn eine ſehr angenehme Ab-
wechſelung geben. Bald, wenn man uͤber dieſen
Berg weg iſt, kommt man nach dem Dorfe Zedlitz,
wo eine Poſtſtation iſt.
Von Zedlitz aus faͤhrt man erſt uͤber einen Strich
ſchoͤner und fruchtbarer Felder, worauf man an den
Mayn kommt, durch den man fahren kan. Nach-
her naͤhert man ſich dem weitlaͤuftigen und ziemlich ho-
hen Gebuͤrge, das Sachſen von Franken, und uͤber-
haupt Oberdeutſchland von Niederdeutſchland ſcheidet.
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/430>, abgerufen am 24.11.2024.
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