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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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von Nizza nach Deutschland.
des Weges. Dieser Fluß fließet hier durch eine schö-
ne und sehr fruchtbare Ebene weg, deren fettes Erd-
reich er ohne Zweifel selbst hier angelegt hat. Es
läßt sich bey einiger Aufmerksamkeit auf die Beschaf-
fenheit des Landes wohl bemerken, daß die Donau
selbst durch oft wiederholtes Austreten, bey welchem
sie allemal einen Bodensatz zurückgelassen, diesen
Strich Landes an ihren beyden Ufern allmählig erhö-
het hat.

Das Landvolk scheinet hier in gutem Wohlstande
zu leben, ist munter und wohlgekleidet. Die Land-
straßen sind gut, aber schlecht mit Bäumen besetzt,
und die wenigen angepflanzten Obstbäume sind hier
schlecht. Bey Hochstätt überfiel mich ein schreckhaf-
ter Schander, als mir, da ich die Schönheit und
Fruchtbarkeit des Landes überdachte, plötzlich die er-
staunliche Scene der Verwüstung einfiel, da Anfangs
dieses Jahrhunderts ein mächtiges französisches Heer
hier die so berühmte Niederlage erlitten. Der Con-
trast ist in vielen Dingen angenehm; dieser aber, da
ich Wohlstand, Annehmlichkeiten des Landes und
Frölichkeit der Einwohner, dann wütendes Morden,
Elend von aller Art, Verwüstung und Jammer, mir
neben einander vorzustellen hatte, war mir unerträg-
lich, und ich suchte ihn durch andere Betrachtungen
zu vergessen.

Nicht weit hinter Donawerth fuhr ich vor einem
Dorfe längst einer kleinen Erhöhung des aus vielen
Steinen und Erde vermischten Erdreichs hin, wo ich
dichte neben der Straße auf einem Wege von 150
bis 200 Schritten eine Menge von schönen Wasser-
quellen, deren Zahl gewiß über 30 stieg, antraf.

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von Nizza nach Deutſchland.
des Weges. Dieſer Fluß fließet hier durch eine ſchoͤ-
ne und ſehr fruchtbare Ebene weg, deren fettes Erd-
reich er ohne Zweifel ſelbſt hier angelegt hat. Es
laͤßt ſich bey einiger Aufmerkſamkeit auf die Beſchaf-
fenheit des Landes wohl bemerken, daß die Donau
ſelbſt durch oft wiederholtes Austreten, bey welchem
ſie allemal einen Bodenſatz zuruͤckgelaſſen, dieſen
Strich Landes an ihren beyden Ufern allmaͤhlig erhoͤ-
het hat.

Das Landvolk ſcheinet hier in gutem Wohlſtande
zu leben, iſt munter und wohlgekleidet. Die Land-
ſtraßen ſind gut, aber ſchlecht mit Baͤumen beſetzt,
und die wenigen angepflanzten Obſtbaͤume ſind hier
ſchlecht. Bey Hochſtaͤtt uͤberfiel mich ein ſchreckhaf-
ter Schander, als mir, da ich die Schoͤnheit und
Fruchtbarkeit des Landes uͤberdachte, ploͤtzlich die er-
ſtaunliche Scene der Verwuͤſtung einfiel, da Anfangs
dieſes Jahrhunderts ein maͤchtiges franzoͤſiſches Heer
hier die ſo beruͤhmte Niederlage erlitten. Der Con-
traſt iſt in vielen Dingen angenehm; dieſer aber, da
ich Wohlſtand, Annehmlichkeiten des Landes und
Froͤlichkeit der Einwohner, dann wuͤtendes Morden,
Elend von aller Art, Verwuͤſtung und Jammer, mir
neben einander vorzuſtellen hatte, war mir unertraͤg-
lich, und ich ſuchte ihn durch andere Betrachtungen
zu vergeſſen.

Nicht weit hinter Donawerth fuhr ich vor einem
Dorfe laͤngſt einer kleinen Erhoͤhung des aus vielen
Steinen und Erde vermiſchten Erdreichs hin, wo ich
dichte neben der Straße auf einem Wege von 150
bis 200 Schritten eine Menge von ſchoͤnen Waſſer-
quellen, deren Zahl gewiß uͤber 30 ſtieg, antraf.

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[403/0423] von Nizza nach Deutſchland. des Weges. Dieſer Fluß fließet hier durch eine ſchoͤ- ne und ſehr fruchtbare Ebene weg, deren fettes Erd- reich er ohne Zweifel ſelbſt hier angelegt hat. Es laͤßt ſich bey einiger Aufmerkſamkeit auf die Beſchaf- fenheit des Landes wohl bemerken, daß die Donau ſelbſt durch oft wiederholtes Austreten, bey welchem ſie allemal einen Bodenſatz zuruͤckgelaſſen, dieſen Strich Landes an ihren beyden Ufern allmaͤhlig erhoͤ- het hat. Das Landvolk ſcheinet hier in gutem Wohlſtande zu leben, iſt munter und wohlgekleidet. Die Land- ſtraßen ſind gut, aber ſchlecht mit Baͤumen beſetzt, und die wenigen angepflanzten Obſtbaͤume ſind hier ſchlecht. Bey Hochſtaͤtt uͤberfiel mich ein ſchreckhaf- ter Schander, als mir, da ich die Schoͤnheit und Fruchtbarkeit des Landes uͤberdachte, ploͤtzlich die er- ſtaunliche Scene der Verwuͤſtung einfiel, da Anfangs dieſes Jahrhunderts ein maͤchtiges franzoͤſiſches Heer hier die ſo beruͤhmte Niederlage erlitten. Der Con- traſt iſt in vielen Dingen angenehm; dieſer aber, da ich Wohlſtand, Annehmlichkeiten des Landes und Froͤlichkeit der Einwohner, dann wuͤtendes Morden, Elend von aller Art, Verwuͤſtung und Jammer, mir neben einander vorzuſtellen hatte, war mir unertraͤg- lich, und ich ſuchte ihn durch andere Betrachtungen zu vergeſſen. Nicht weit hinter Donawerth fuhr ich vor einem Dorfe laͤngſt einer kleinen Erhoͤhung des aus vielen Steinen und Erde vermiſchten Erdreichs hin, wo ich dichte neben der Straße auf einem Wege von 150 bis 200 Schritten eine Menge von ſchoͤnen Waſſer- quellen, deren Zahl gewiß uͤber 30 ſtieg, antraf. Man C c 2

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/423>, abgerufen am 24.11.2024.