Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Tagebuch von der Rückreise
eigenen Charaktere scheinen in der That in der höchsten
Vollkommenheit. Wenigstens sind die, welche mir
bekannt sind, schöner als alles, was ich noch davon
gesehen habe. Das ganze Werk ist mit außerordent-
licher Pracht gedruckt, und dienet bey aller Unwichtig-
keit seines Jnhalts doch, Proben von allen aus der gan-
zen alten und neuen Welt bekannten Sprachen und
deren Schrift zu geben.

Gedachtes Vorhaben der Vorsteher des ambrosia-
nischen Jnstituts erinnert mich einiger andrer wichti-
gen Dinge zu gedenken, die unlängst auf Befehl der
Regierung in Meiland angefangen worden. Fast je-
der vermögende Mönchsorden hat Befehl bekommen,
etwas besonders zur Aufnahme der Wissenschaften und
der Litteratur zu unternehmen. Einer muß ein großes
Naturaliencabinett anlegen, ein andrer eine Samm-
lung von Jnstrumenten zu physischen Versuchen u. s. f.
Unter andern ist dem großen Cisterzienserkloster di St.
Ambrosio aufgetragen, ihre ältesten und seltensten
Diplomata in Kupfer stechen zu lassen. Der Pater
Venino, der die Aufsicht über diese Arbeit hat, zeig-
te mir Abdrücke von vielen bereits fertig gewordenen
Platten, die er gegen die Originale hielt, um mir
einen Begriff von der großen Genauigkeit zu geben,
die dabey beobachtet wird. Bey dieser Gelegenheit
sah ich manches wirklich recht gut geschnittenes Siegel
aus den Zeiten der Ottone, welches die Anmerkung
bestätiget, die ich bey Gelegenheit des triulzischen Ca-
binetts gemacht habe.

Das ehemalige Jesuitercollegium di Brera, das
jetzt eine Art der Universität ist, trägt das Seinige zu
so rühmlichen Anstalten auch bey. Das Observato-

rium

Tagebuch von der Ruͤckreiſe
eigenen Charaktere ſcheinen in der That in der hoͤchſten
Vollkommenheit. Wenigſtens ſind die, welche mir
bekannt ſind, ſchoͤner als alles, was ich noch davon
geſehen habe. Das ganze Werk iſt mit außerordent-
licher Pracht gedruckt, und dienet bey aller Unwichtig-
keit ſeines Jnhalts doch, Proben von allen aus der gan-
zen alten und neuen Welt bekannten Sprachen und
deren Schrift zu geben.

Gedachtes Vorhaben der Vorſteher des ambroſia-
niſchen Jnſtituts erinnert mich einiger andrer wichti-
gen Dinge zu gedenken, die unlaͤngſt auf Befehl der
Regierung in Meiland angefangen worden. Faſt je-
der vermoͤgende Moͤnchsorden hat Befehl bekommen,
etwas beſonders zur Aufnahme der Wiſſenſchaften und
der Litteratur zu unternehmen. Einer muß ein großes
Naturaliencabinett anlegen, ein andrer eine Samm-
lung von Jnſtrumenten zu phyſiſchen Verſuchen u. ſ. f.
Unter andern iſt dem großen Ciſterzienſerkloſter di St.
Ambroſio aufgetragen, ihre aͤlteſten und ſeltenſten
Diplomata in Kupfer ſtechen zu laſſen. Der Pater
Venino, der die Aufſicht uͤber dieſe Arbeit hat, zeig-
te mir Abdruͤcke von vielen bereits fertig gewordenen
Platten, die er gegen die Originale hielt, um mir
einen Begriff von der großen Genauigkeit zu geben,
die dabey beobachtet wird. Bey dieſer Gelegenheit
ſah ich manches wirklich recht gut geſchnittenes Siegel
aus den Zeiten der Ottone, welches die Anmerkung
beſtaͤtiget, die ich bey Gelegenheit des triulziſchen Ca-
binetts gemacht habe.

Das ehemalige Jeſuitercollegium di Brera, das
jetzt eine Art der Univerſitaͤt iſt, traͤgt das Seinige zu
ſo ruͤhmlichen Anſtalten auch bey. Das Obſervato-

rium
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="diaryEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0354" n="334"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tagebuch von der Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e</hi></fw><lb/>
eigenen Charaktere &#x017F;cheinen in der That in der ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Vollkommenheit. Wenig&#x017F;tens &#x017F;ind die, welche mir<lb/>
bekannt &#x017F;ind, &#x017F;cho&#x0364;ner als alles, was ich noch davon<lb/>
ge&#x017F;ehen habe. Das ganze Werk i&#x017F;t mit außerordent-<lb/>
licher Pracht gedruckt, und dienet bey aller Unwichtig-<lb/>
keit &#x017F;eines Jnhalts doch, Proben von allen aus der gan-<lb/>
zen alten und neuen Welt bekannten Sprachen und<lb/>
deren Schrift zu geben.</p><lb/>
          <p>Gedachtes Vorhaben der Vor&#x017F;teher des ambro&#x017F;ia-<lb/>
ni&#x017F;chen Jn&#x017F;tituts erinnert mich einiger andrer wichti-<lb/>
gen Dinge zu gedenken, die unla&#x0364;ng&#x017F;t auf Befehl der<lb/>
Regierung in <hi rendition="#fr">Meiland</hi> angefangen worden. Fa&#x017F;t je-<lb/>
der vermo&#x0364;gende Mo&#x0364;nchsorden hat Befehl bekommen,<lb/>
etwas be&#x017F;onders zur Aufnahme der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften und<lb/>
der Litteratur zu unternehmen. Einer muß ein großes<lb/>
Naturaliencabinett anlegen, ein andrer eine Samm-<lb/>
lung von Jn&#x017F;trumenten zu phy&#x017F;i&#x017F;chen Ver&#x017F;uchen u. &#x017F;. f.<lb/>
Unter andern i&#x017F;t dem großen Ci&#x017F;terzien&#x017F;erklo&#x017F;ter di <hi rendition="#fr">St.<lb/>
Ambro&#x017F;io</hi> aufgetragen, ihre a&#x0364;lte&#x017F;ten und &#x017F;elten&#x017F;ten<lb/>
Diplomata in Kupfer &#x017F;techen zu la&#x017F;&#x017F;en. Der Pater<lb/><hi rendition="#fr">Venino,</hi> der die Auf&#x017F;icht u&#x0364;ber die&#x017F;e Arbeit hat, zeig-<lb/>
te mir Abdru&#x0364;cke von vielen bereits fertig gewordenen<lb/>
Platten, die er gegen die Originale hielt, um mir<lb/>
einen Begriff von der großen Genauigkeit zu geben,<lb/>
die dabey beobachtet wird. Bey die&#x017F;er Gelegenheit<lb/>
&#x017F;ah ich manches wirklich recht gut ge&#x017F;chnittenes Siegel<lb/>
aus den Zeiten der <hi rendition="#fr">Ottone,</hi> welches die Anmerkung<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;tiget, die ich bey Gelegenheit des triulzi&#x017F;chen Ca-<lb/>
binetts gemacht habe.</p><lb/>
          <p>Das ehemalige Je&#x017F;uitercollegium <hi rendition="#fr">di Brera,</hi> das<lb/>
jetzt eine Art der Univer&#x017F;ita&#x0364;t i&#x017F;t, tra&#x0364;gt das Seinige zu<lb/>
&#x017F;o ru&#x0364;hmlichen An&#x017F;talten auch bey. Das Ob&#x017F;ervato-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">rium</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0354] Tagebuch von der Ruͤckreiſe eigenen Charaktere ſcheinen in der That in der hoͤchſten Vollkommenheit. Wenigſtens ſind die, welche mir bekannt ſind, ſchoͤner als alles, was ich noch davon geſehen habe. Das ganze Werk iſt mit außerordent- licher Pracht gedruckt, und dienet bey aller Unwichtig- keit ſeines Jnhalts doch, Proben von allen aus der gan- zen alten und neuen Welt bekannten Sprachen und deren Schrift zu geben. Gedachtes Vorhaben der Vorſteher des ambroſia- niſchen Jnſtituts erinnert mich einiger andrer wichti- gen Dinge zu gedenken, die unlaͤngſt auf Befehl der Regierung in Meiland angefangen worden. Faſt je- der vermoͤgende Moͤnchsorden hat Befehl bekommen, etwas beſonders zur Aufnahme der Wiſſenſchaften und der Litteratur zu unternehmen. Einer muß ein großes Naturaliencabinett anlegen, ein andrer eine Samm- lung von Jnſtrumenten zu phyſiſchen Verſuchen u. ſ. f. Unter andern iſt dem großen Ciſterzienſerkloſter di St. Ambroſio aufgetragen, ihre aͤlteſten und ſeltenſten Diplomata in Kupfer ſtechen zu laſſen. Der Pater Venino, der die Aufſicht uͤber dieſe Arbeit hat, zeig- te mir Abdruͤcke von vielen bereits fertig gewordenen Platten, die er gegen die Originale hielt, um mir einen Begriff von der großen Genauigkeit zu geben, die dabey beobachtet wird. Bey dieſer Gelegenheit ſah ich manches wirklich recht gut geſchnittenes Siegel aus den Zeiten der Ottone, welches die Anmerkung beſtaͤtiget, die ich bey Gelegenheit des triulziſchen Ca- binetts gemacht habe. Das ehemalige Jeſuitercollegium di Brera, das jetzt eine Art der Univerſitaͤt iſt, traͤgt das Seinige zu ſo ruͤhmlichen Anſtalten auch bey. Das Obſervato- rium

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/354
Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/354>, abgerufen am 22.07.2024.