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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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von Nizza nach Deutschland.
Aufsicht auf die Studenten zu Gehülfen gegeben.
Von diesen wird hernach das Nähere gesagt werden.

Die Professoren sind wie auf den deutschen Uni-
versitäten in vier Facultäten eingetheilet. Nach einem
14jährigen Dienste kann ein Professor zum Veteran
erklärt werden, und genießt alsdenn ohne Arbeit die
Hälfte seines Professorgehalts. Für die Theologie
sind vier Professoren bestellt: einer für die Auslegung
der heil. Schrift, zwey für die dogmatische Theologie,
die nach der Lehre des heil. Thomas muß vorgetragen
werden, und einer für die theologische Moral, oder
vielmehr für die Gewissensfälle. Für die medicini-
sche Facultät sind fünf Professoren; außer denen noch
zwey für die Wundärzte da sind, und noch ein außer-
ordentlicher von der letzten Classe, der zugleich Wund-
arzt des großen Hospitals ist.

So sind auch fünf Lehrstellen in der Juristenfa-
cultät: eine für das canonische Recht, zwey für das bür-
gerliche Recht, eine für die canonischen Jnstitutionen,
und einer für die Jnstitutionen des Civilrechts.

Jn der philosophischen Facultät sind sieben Lehrer:
ein Professor der Logik und Metaphisik, einer für die
Experimentalphysik, einer für die Moral, zwey für
die Mathematik, einer für die lateinische, und einer
für die italiänische Beredtsamkeit, welcher zugleich
auch die griechische Sprache lehret.

Alle Lectionen werden öffentlich gehalten, in den
Stunden, die jährlich in dem akademischen Kalender
angezeiget werden. Diese Anzeige der Lectionen ver-
fertigt der Secretair des Magistrato della Rifor-
ma.
Jeder Professor hat fünf Viertelstunden Zeit für
seine Lection, davon er drey zum Dictiren, und zwey

zur
U 4

von Nizza nach Deutſchland.
Aufſicht auf die Studenten zu Gehuͤlfen gegeben.
Von dieſen wird hernach das Naͤhere geſagt werden.

Die Profeſſoren ſind wie auf den deutſchen Uni-
verſitaͤten in vier Facultaͤten eingetheilet. Nach einem
14jaͤhrigen Dienſte kann ein Profeſſor zum Veteran
erklaͤrt werden, und genießt alsdenn ohne Arbeit die
Haͤlfte ſeines Profeſſorgehalts. Fuͤr die Theologie
ſind vier Profeſſoren beſtellt: einer fuͤr die Auslegung
der heil. Schrift, zwey fuͤr die dogmatiſche Theologie,
die nach der Lehre des heil. Thomas muß vorgetragen
werden, und einer fuͤr die theologiſche Moral, oder
vielmehr fuͤr die Gewiſſensfaͤlle. Fuͤr die medicini-
ſche Facultaͤt ſind fuͤnf Profeſſoren; außer denen noch
zwey fuͤr die Wundaͤrzte da ſind, und noch ein außer-
ordentlicher von der letzten Claſſe, der zugleich Wund-
arzt des großen Hoſpitals iſt.

So ſind auch fuͤnf Lehrſtellen in der Juriſtenfa-
cultaͤt: eine fuͤr das canoniſche Recht, zwey fuͤr das buͤr-
gerliche Recht, eine fuͤr die canoniſchen Jnſtitutionen,
und einer fuͤr die Jnſtitutionen des Civilrechts.

Jn der philoſophiſchen Facultaͤt ſind ſieben Lehrer:
ein Profeſſor der Logik und Metaphiſik, einer fuͤr die
Experimentalphyſik, einer fuͤr die Moral, zwey fuͤr
die Mathematik, einer fuͤr die lateiniſche, und einer
fuͤr die italiaͤniſche Beredtſamkeit, welcher zugleich
auch die griechiſche Sprache lehret.

Alle Lectionen werden oͤffentlich gehalten, in den
Stunden, die jaͤhrlich in dem akademiſchen Kalender
angezeiget werden. Dieſe Anzeige der Lectionen ver-
fertigt der Secretair des Magiſtrato della Rifor-
ma.
Jeder Profeſſor hat fuͤnf Viertelſtunden Zeit fuͤr
ſeine Lection, davon er drey zum Dictiren, und zwey

zur
U 4
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[311/0331] von Nizza nach Deutſchland. Aufſicht auf die Studenten zu Gehuͤlfen gegeben. Von dieſen wird hernach das Naͤhere geſagt werden. Die Profeſſoren ſind wie auf den deutſchen Uni- verſitaͤten in vier Facultaͤten eingetheilet. Nach einem 14jaͤhrigen Dienſte kann ein Profeſſor zum Veteran erklaͤrt werden, und genießt alsdenn ohne Arbeit die Haͤlfte ſeines Profeſſorgehalts. Fuͤr die Theologie ſind vier Profeſſoren beſtellt: einer fuͤr die Auslegung der heil. Schrift, zwey fuͤr die dogmatiſche Theologie, die nach der Lehre des heil. Thomas muß vorgetragen werden, und einer fuͤr die theologiſche Moral, oder vielmehr fuͤr die Gewiſſensfaͤlle. Fuͤr die medicini- ſche Facultaͤt ſind fuͤnf Profeſſoren; außer denen noch zwey fuͤr die Wundaͤrzte da ſind, und noch ein außer- ordentlicher von der letzten Claſſe, der zugleich Wund- arzt des großen Hoſpitals iſt. So ſind auch fuͤnf Lehrſtellen in der Juriſtenfa- cultaͤt: eine fuͤr das canoniſche Recht, zwey fuͤr das buͤr- gerliche Recht, eine fuͤr die canoniſchen Jnſtitutionen, und einer fuͤr die Jnſtitutionen des Civilrechts. Jn der philoſophiſchen Facultaͤt ſind ſieben Lehrer: ein Profeſſor der Logik und Metaphiſik, einer fuͤr die Experimentalphyſik, einer fuͤr die Moral, zwey fuͤr die Mathematik, einer fuͤr die lateiniſche, und einer fuͤr die italiaͤniſche Beredtſamkeit, welcher zugleich auch die griechiſche Sprache lehret. Alle Lectionen werden oͤffentlich gehalten, in den Stunden, die jaͤhrlich in dem akademiſchen Kalender angezeiget werden. Dieſe Anzeige der Lectionen ver- fertigt der Secretair des Magiſtrato della Rifor- ma. Jeder Profeſſor hat fuͤnf Viertelſtunden Zeit fuͤr ſeine Lection, davon er drey zum Dictiren, und zwey zur U 4

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/331>, abgerufen am 24.11.2024.