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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von einer nach Nizza
nicht nur von dem nördlichen Europa, sondern von
Jtalien selbst, so schwer gedrückt hat *), war hier
sehr gelinde, ob er gleich, nach Aussage der hiesigen
Einwohner, außerordentlich rauh und unfreundlich ge-
wesen.

Aus den hiernächst in eine Tabelle gesammelten
sehr genauen Beobachtungen der Temperatur vom An-
fange des Decembers bis Ende des März, ist zu se-
hen, wie wenig beschwerlich die Kälte hier gewesen.
Schnee sah man den ganzen Winter nicht, außer auf
den umliegenden Höhen; und nur an drey Morgen
dieses Winters war es so kalt, daß das stehende Was-
ser mit Eis überzogen wurde, welches aber gegen 9
Uhr des Morgens wieder verschwunden war. Die
Unannehmlichkeiten dieses strengen Winters bestun-
den darin, daß im Jenner und Anfang des Hornungs
viel Regen mit unangenehmem Wind eingefallen war.

Nichts
*) Jch halte es der Mühe werth, aus einem von Par-
ma unterm 2 April 1776 nach Nizza geschriebenen
Briefe folgendes hier anzuführen:
Le Professeur de Physique m'a dit que son ther-
mometre apres avoir ete expose a l'air pendant
toute la nuit, est descendu le 30 ou 31 Janv. jus-
qu'a 16° au dessous la glace du therm. de Reaumur.
Mais cela ne convient point avec ce que j'ai entendu
dire a une autre personne, qui ne vit descendre
son therm. qu'a 11 degr. 1/2. Mais le premier therm. a
ete expose dans un air fort ouvert de tout cote,
l'autre dans un endroit bas et entoure de murailles.
Ce qui est sur c'est que le froid a ete extreme-
ment fort, de sorte que les paysans qui se portent a
la ville le grand matin, chemin faisant entendirent
quelquefois les arbres eclater, comme si le fen y
avoit pris.

Tagebuch von einer nach Nizza
nicht nur von dem noͤrdlichen Europa, ſondern von
Jtalien ſelbſt, ſo ſchwer gedruͤckt hat *), war hier
ſehr gelinde, ob er gleich, nach Ausſage der hieſigen
Einwohner, außerordentlich rauh und unfreundlich ge-
weſen.

Aus den hiernaͤchſt in eine Tabelle geſammelten
ſehr genauen Beobachtungen der Temperatur vom An-
fange des Decembers bis Ende des Maͤrz, iſt zu ſe-
hen, wie wenig beſchwerlich die Kaͤlte hier geweſen.
Schnee ſah man den ganzen Winter nicht, außer auf
den umliegenden Hoͤhen; und nur an drey Morgen
dieſes Winters war es ſo kalt, daß das ſtehende Waſ-
ſer mit Eis uͤberzogen wurde, welches aber gegen 9
Uhr des Morgens wieder verſchwunden war. Die
Unannehmlichkeiten dieſes ſtrengen Winters beſtun-
den darin, daß im Jenner und Anfang des Hornungs
viel Regen mit unangenehmem Wind eingefallen war.

Nichts
*) Jch halte es der Muͤhe werth, aus einem von Par-
ma unterm 2 April 1776 nach Nizza geſchriebenen
Briefe folgendes hier anzufuͤhren:
Le Profeſſeur de Phyſique m'a dit que ſon ther-
mometre après avoir été expoſé à l'air pendant
toute la nuit, eſt deſcendu le 30 ou 31 Janv. jus-
qu'à 16° au deſſous la glace du therm. de Réaumur.
Mais cela ne convient point avec ce que j'ai entendu
dire à une autre perſonne, qui ne vit deſcendre
ſon therm. qu'à 11 degr. ½. Mais le premier therm. a
été expoſé dans un air fort ouvert de tout côté,
l'autre dans un endroit bas et entouré de murailles.
Ce qui eſt ſúr c'eſt que le froid a été extrême-
ment fort, de ſorte que les payſans qui ſe portent à
la ville le grand matin, chemin faiſant entendirent
quelquefois les arbres éclater, comme ſi le fen y
avoit pris.
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[228/0248] Tagebuch von einer nach Nizza nicht nur von dem noͤrdlichen Europa, ſondern von Jtalien ſelbſt, ſo ſchwer gedruͤckt hat *), war hier ſehr gelinde, ob er gleich, nach Ausſage der hieſigen Einwohner, außerordentlich rauh und unfreundlich ge- weſen. Aus den hiernaͤchſt in eine Tabelle geſammelten ſehr genauen Beobachtungen der Temperatur vom An- fange des Decembers bis Ende des Maͤrz, iſt zu ſe- hen, wie wenig beſchwerlich die Kaͤlte hier geweſen. Schnee ſah man den ganzen Winter nicht, außer auf den umliegenden Hoͤhen; und nur an drey Morgen dieſes Winters war es ſo kalt, daß das ſtehende Waſ- ſer mit Eis uͤberzogen wurde, welches aber gegen 9 Uhr des Morgens wieder verſchwunden war. Die Unannehmlichkeiten dieſes ſtrengen Winters beſtun- den darin, daß im Jenner und Anfang des Hornungs viel Regen mit unangenehmem Wind eingefallen war. Nichts *) Jch halte es der Muͤhe werth, aus einem von Par- ma unterm 2 April 1776 nach Nizza geſchriebenen Briefe folgendes hier anzufuͤhren: Le Profeſſeur de Phyſique m'a dit que ſon ther- mometre après avoir été expoſé à l'air pendant toute la nuit, eſt deſcendu le 30 ou 31 Janv. jus- qu'à 16° au deſſous la glace du therm. de Réaumur. Mais cela ne convient point avec ce que j'ai entendu dire à une autre perſonne, qui ne vit deſcendre ſon therm. qu'à 11 degr. ½. Mais le premier therm. a été expoſé dans un air fort ouvert de tout côté, l'autre dans un endroit bas et entouré de murailles. Ce qui eſt ſúr c'eſt que le froid a été extrême- ment fort, de ſorte que les payſans qui ſe portent à la ville le grand matin, chemin faiſant entendirent quelquefois les arbres éclater, comme ſi le fen y avoit pris.

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/248>, abgerufen am 24.11.2024.