Tagebuch von meiner im Jahr 1775 nach Nizza ge- thanen Reise.
Weil mir verschiedentlich angerathen worden, zuVeranlas- sung der Reise. Wiederherstellung meiner Gesundheit einen Winter in den mittäglichen und wärmern Gegenden von Europa zuzubringen, und nach eingezogenen Nachrichten die Stadt Nizza, als der vortheilhafte- ste Ort, zu dieser Absicht gewählt worden, so trat ich den 23 August die Reise nach diesem Ort an.
Da ich sowohl durch die seit drey Jahren anhal- tende Brustkrankheit, als durch ein kurz vor meiner Abreise ausgestandenes gefährliches dreytägiges Fieber sehr geschwächt war, nahm ich mir vor, gemächlich und so zu reisen, daß ich anhalten könnte, wo ich es für gut finden würde. Zu dem Ende miethete ich ei- nen Lohnkutscher in Berlin, der mich in kurzen Tag- reisen nach Leipzig bringen sollte.
Meine erste Tagreise war also über Potsdam nachVon Berlin nach Pots- dam und Treuenbri- tzen. Treuenbritzen. Auf diesem Wege habe ich nichts an- merkungswürdiges beobachtet. Er ist meist eben, durchgehends, besonders von Potsdam aus, sehr san- dig, folglich weit tüchtiger zu Fichtenwaldungen, der-
glei-
A
Tagebuch von meiner im Jahr 1775 nach Nizza ge- thanen Reiſe.
Weil mir verſchiedentlich angerathen worden, zuVeranlaſ- ſung der Reiſe. Wiederherſtellung meiner Geſundheit einen Winter in den mittaͤglichen und waͤrmern Gegenden von Europa zuzubringen, und nach eingezogenen Nachrichten die Stadt Nizza, als der vortheilhafte- ſte Ort, zu dieſer Abſicht gewaͤhlt worden, ſo trat ich den 23 Auguſt die Reiſe nach dieſem Ort an.
Da ich ſowohl durch die ſeit drey Jahren anhal- tende Bruſtkrankheit, als durch ein kurz vor meiner Abreiſe ausgeſtandenes gefaͤhrliches dreytaͤgiges Fieber ſehr geſchwaͤcht war, nahm ich mir vor, gemaͤchlich und ſo zu reiſen, daß ich anhalten koͤnnte, wo ich es fuͤr gut finden wuͤrde. Zu dem Ende miethete ich ei- nen Lohnkutſcher in Berlin, der mich in kurzen Tag- reiſen nach Leipzig bringen ſollte.
Meine erſte Tagreiſe war alſo uͤber Potsdam nachVon Berlin nach Pots- dam und Treuenbri- tzen. Treuenbritzen. Auf dieſem Wege habe ich nichts an- merkungswuͤrdiges beobachtet. Er iſt meiſt eben, durchgehends, beſonders von Potsdam aus, ſehr ſan- dig, folglich weit tuͤchtiger zu Fichtenwaldungen, der-
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[[1]/0019]
Tagebuch
von meiner im Jahr 1775 nach Nizza ge-
thanen Reiſe.
Weil mir verſchiedentlich angerathen worden, zu
Wiederherſtellung meiner Geſundheit einen
Winter in den mittaͤglichen und waͤrmern Gegenden
von Europa zuzubringen, und nach eingezogenen
Nachrichten die Stadt Nizza, als der vortheilhafte-
ſte Ort, zu dieſer Abſicht gewaͤhlt worden, ſo trat ich
den 23 Auguſt die Reiſe nach dieſem Ort an.
Veranlaſ-
ſung der
Reiſe.
Da ich ſowohl durch die ſeit drey Jahren anhal-
tende Bruſtkrankheit, als durch ein kurz vor meiner
Abreiſe ausgeſtandenes gefaͤhrliches dreytaͤgiges Fieber
ſehr geſchwaͤcht war, nahm ich mir vor, gemaͤchlich
und ſo zu reiſen, daß ich anhalten koͤnnte, wo ich es
fuͤr gut finden wuͤrde. Zu dem Ende miethete ich ei-
nen Lohnkutſcher in Berlin, der mich in kurzen Tag-
reiſen nach Leipzig bringen ſollte.
Meine erſte Tagreiſe war alſo uͤber Potsdam nach
Treuenbritzen. Auf dieſem Wege habe ich nichts an-
merkungswuͤrdiges beobachtet. Er iſt meiſt eben,
durchgehends, beſonders von Potsdam aus, ſehr ſan-
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Von Berlin
nach Pots-
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Treuenbri-
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/19>, abgerufen am 21.11.2024.
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