von dem leutseligen Charakter der hiesigen Einwohner davon getragen.
Die Gegend um Hieres besteht aus einem ganz ebenen niedrigen Lande, das rings herum von Bergen eiegeschlossen ist, außer an der Mittagsseite, wo es an das Meer stößt. Diese Pläne ist ohngefähr eine gute Stunde Weges lang und breit. Wenn man mitten darauf ist, so glaubet man so gänzlich von Bergen umringt zu seyn, daß nirgends ein Ausgang sey. Jndessen geht doch von hier aus gegen Abend hin ein schmales Thal bis nach Toulon. Das ebene Land wird durch einen kleinen Fluß, Gapaud genannt, der von Norden her tief aus den Gebürgen kommt, und ins Meer fließt, in zwey Hälften getheilt, davon besonders die an der Abendseite, oder rechter Hand des Flusses, sehr fruchtbar ist.
Die dies kleine Land umgebenden Berge theilen sich in eine große Menge von Hügeln verschiedener Größe und Formen. Viele dieser Hügel sind nacken- de Felsen. Andere sind mit dem Pinaster und man- cherley Gesträuch bewachsen. Alle diese Berge sind durchgehends sehr steil. Der untere Theil derselben ist meistentheils angebaut, mußte aber überall zu die- sem Behuf in Terrassen eingetheilt werden; doch ist das an diesen Bergen bebaute Land rauh und sehr stei- nig. Nur die Olivenbäume, mit denen es überall reichlich besetzt ist, kommen sehr gut darauf.
Das ebene Land läuft gegen die See allmählig aus, und wird morastig, so daß man nur an wenig Orten wirklich bis an die See heran kommen kann. Vor diesem Lande, etwa eine Stunde weit ins Meer hinein, liegen die ziemlich hohen hierischen Jnseln,
zwi-
J 3
gethanen Reiſe.
von dem leutſeligen Charakter der hieſigen Einwohner davon getragen.
Die Gegend um Hieres beſteht aus einem ganz ebenen niedrigen Lande, das rings herum von Bergen eiegeſchloſſen iſt, außer an der Mittagsſeite, wo es an das Meer ſtoͤßt. Dieſe Plaͤne iſt ohngefaͤhr eine gute Stunde Weges lang und breit. Wenn man mitten darauf iſt, ſo glaubet man ſo gaͤnzlich von Bergen umringt zu ſeyn, daß nirgends ein Ausgang ſey. Jndeſſen geht doch von hier aus gegen Abend hin ein ſchmales Thal bis nach Toulon. Das ebene Land wird durch einen kleinen Fluß, Gapaud genannt, der von Norden her tief aus den Gebuͤrgen kommt, und ins Meer fließt, in zwey Haͤlften getheilt, davon beſonders die an der Abendſeite, oder rechter Hand des Fluſſes, ſehr fruchtbar iſt.
Die dies kleine Land umgebenden Berge theilen ſich in eine große Menge von Huͤgeln verſchiedener Groͤße und Formen. Viele dieſer Huͤgel ſind nacken- de Felſen. Andere ſind mit dem Pinaſter und man- cherley Geſtraͤuch bewachſen. Alle dieſe Berge ſind durchgehends ſehr ſteil. Der untere Theil derſelben iſt meiſtentheils angebaut, mußte aber uͤberall zu die- ſem Behuf in Terraſſen eingetheilt werden; doch iſt das an dieſen Bergen bebaute Land rauh und ſehr ſtei- nig. Nur die Olivenbaͤume, mit denen es uͤberall reichlich beſetzt iſt, kommen ſehr gut darauf.
Das ebene Land laͤuft gegen die See allmaͤhlig aus, und wird moraſtig, ſo daß man nur an wenig Orten wirklich bis an die See heran kommen kann. Vor dieſem Lande, etwa eine Stunde weit ins Meer hinein, liegen die ziemlich hohen hieriſchen Jnſeln,
zwi-
J 3
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="diaryEntry"n="2"><p><pbfacs="#f0153"n="133"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">gethanen Reiſe.</hi></fw><lb/>
von dem leutſeligen Charakter der hieſigen Einwohner<lb/>
davon getragen.</p><lb/><p>Die Gegend um <hirendition="#fr">Hieres</hi> beſteht aus einem ganz<lb/>
ebenen niedrigen Lande, das rings herum von Bergen<lb/>
eiegeſchloſſen iſt, außer an der Mittagsſeite, wo es<lb/>
an das Meer ſtoͤßt. Dieſe Plaͤne iſt ohngefaͤhr eine<lb/>
gute Stunde Weges lang und breit. Wenn man<lb/>
mitten darauf iſt, ſo glaubet man ſo gaͤnzlich von<lb/>
Bergen umringt zu ſeyn, daß nirgends ein Ausgang<lb/>ſey. Jndeſſen geht doch von hier aus gegen Abend<lb/>
hin ein ſchmales Thal bis nach <hirendition="#fr">Toulon.</hi> Das ebene<lb/>
Land wird durch einen kleinen Fluß, <hirendition="#fr">Gapaud</hi> genannt,<lb/>
der von Norden her tief aus den Gebuͤrgen kommt,<lb/>
und ins Meer fließt, in zwey Haͤlften getheilt, davon<lb/>
beſonders die an der Abendſeite, oder rechter Hand<lb/>
des Fluſſes, ſehr fruchtbar iſt.</p><lb/><p>Die dies kleine Land umgebenden Berge theilen<lb/>ſich in eine große Menge von Huͤgeln verſchiedener<lb/>
Groͤße und Formen. Viele dieſer Huͤgel ſind nacken-<lb/>
de Felſen. Andere ſind mit dem Pinaſter und man-<lb/>
cherley Geſtraͤuch bewachſen. Alle dieſe Berge ſind<lb/>
durchgehends ſehr ſteil. Der untere Theil derſelben<lb/>
iſt meiſtentheils angebaut, mußte aber uͤberall zu die-<lb/>ſem Behuf in Terraſſen eingetheilt werden; doch iſt<lb/>
das an dieſen Bergen bebaute Land rauh und ſehr ſtei-<lb/>
nig. Nur die Olivenbaͤume, mit denen es uͤberall<lb/>
reichlich beſetzt iſt, kommen ſehr gut darauf.</p><lb/><p>Das ebene Land laͤuft gegen die See allmaͤhlig<lb/>
aus, und wird moraſtig, ſo daß man nur an wenig<lb/>
Orten wirklich bis an die See heran kommen kann.<lb/>
Vor dieſem Lande, etwa eine Stunde weit ins Meer<lb/>
hinein, liegen die ziemlich hohen <hirendition="#fr">hieriſchen</hi> Jnſeln,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">zwi-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[133/0153]
gethanen Reiſe.
von dem leutſeligen Charakter der hieſigen Einwohner
davon getragen.
Die Gegend um Hieres beſteht aus einem ganz
ebenen niedrigen Lande, das rings herum von Bergen
eiegeſchloſſen iſt, außer an der Mittagsſeite, wo es
an das Meer ſtoͤßt. Dieſe Plaͤne iſt ohngefaͤhr eine
gute Stunde Weges lang und breit. Wenn man
mitten darauf iſt, ſo glaubet man ſo gaͤnzlich von
Bergen umringt zu ſeyn, daß nirgends ein Ausgang
ſey. Jndeſſen geht doch von hier aus gegen Abend
hin ein ſchmales Thal bis nach Toulon. Das ebene
Land wird durch einen kleinen Fluß, Gapaud genannt,
der von Norden her tief aus den Gebuͤrgen kommt,
und ins Meer fließt, in zwey Haͤlften getheilt, davon
beſonders die an der Abendſeite, oder rechter Hand
des Fluſſes, ſehr fruchtbar iſt.
Die dies kleine Land umgebenden Berge theilen
ſich in eine große Menge von Huͤgeln verſchiedener
Groͤße und Formen. Viele dieſer Huͤgel ſind nacken-
de Felſen. Andere ſind mit dem Pinaſter und man-
cherley Geſtraͤuch bewachſen. Alle dieſe Berge ſind
durchgehends ſehr ſteil. Der untere Theil derſelben
iſt meiſtentheils angebaut, mußte aber uͤberall zu die-
ſem Behuf in Terraſſen eingetheilt werden; doch iſt
das an dieſen Bergen bebaute Land rauh und ſehr ſtei-
nig. Nur die Olivenbaͤume, mit denen es uͤberall
reichlich beſetzt iſt, kommen ſehr gut darauf.
Das ebene Land laͤuft gegen die See allmaͤhlig
aus, und wird moraſtig, ſo daß man nur an wenig
Orten wirklich bis an die See heran kommen kann.
Vor dieſem Lande, etwa eine Stunde weit ins Meer
hinein, liegen die ziemlich hohen hieriſchen Jnſeln,
zwi-
J 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/153>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.