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Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742.

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Beschreibung einiger Merckwürdigkeiten
Schiff, und liessen uns noch auf Stansstad führen, da wir denn
diesen Tag gereiset sind von dem Eigenthal

bis auf die Spitze des Berges 3. St.
ab dem Berg bis auf Alpnach 3. St.
bis auf Stansstad 1. St.
Summa 7. Stund.
Den 16. und 17. August.
Allgemeine
Beschrei-
bung des
Unterwalder
Landes.

Diese zwey Tage über mußte ich zu Stansstad in dem Unter-
walder-Land, wegen einem mir zugestossnen Fieber, liegen bleiben.
Anstatt einer Reiß-Beschreibung, welche mir diese zwey Tage man-
gelt, wil ich eine kurtze Nachricht von einigen mir bekannten Natur-
Merckwürdigkeiten des Unterwalder-Landes erzehlen. Dieses ist
ein kleines aber nichts destoweniger an Viehe und Obst reiches Land.
Die Berge haben schöne und fruchtbare Weyden, deren Anzahl durch
die Ausrottung des daselbst überflüßigen Holtzes noch um ein merck-
liches könten vermehret werden. Die Thäler sind sehr schön, und
voll der fruchtbarsten Wiesen, welche in einem Jahr vielfältigen
Nutzen geben. Denn erstlich werden dieselben im Frühling, wenn
der Schnee weg ist, von dem Viehe überall abgeweydet, hernach,
wenn der Schnee die Alpen verlassen, und das Vieh dorthin getrie-
ben worden, so wächßt das Graß wiedrum hervor, welches denn
währender Sommerszeit zweymal abgeschnitten wird. Wenn der
Herbst wieder da, und das Vieh von den Alpen getrieben wird, so
findet es in diesen Wiesen wiedrum genug Mastung, bis daß der
Schnee dieselben den Ställen zutreibt. Das Obst wächßt hier
häuffig und schön, am allermeisten aber hat das Land an Holz einen
grossen Uberfluß, und könte, wie gesagt, von den Plätzen, welche das-
selbe einnimmt, noch viel zu Weyden gemacht werden. Wein
wächßt hier gar nicht; und entweder gar keines oder wenig Ge-
trayde.

Schwefel-
Brünnen.

Neben diesem sind in dem Unterwalder-Lande auch viele Selten-
heiten der Natur anzutreffen. Eine halbe Viertelstunde von Stans-
stad an der See-Enge gegen Alpnach, auf der rechten Seite im
hinauf fahren ist der kleine Berg Lopper, aus welchem, am Gestade
des Sees, aus den Felß-Spälten, welche oft von dem See überall
bedeckt und überschwemmt werden, ein Schwefel-Brunn entspringt,
der seinen Schwefel nicht nur durch den starcken Geruch, sondern
auch durch den Geschmack verräth. An der gegen über liegenden

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Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten
Schiff, und lieſſen uns noch auf Stansſtad fuͤhren, da wir denn
dieſen Tag gereiſet ſind von dem Eigenthal

bis auf die Spitze des Berges 3. St.
ab dem Berg bis auf Alpnach 3. St.
bis auf Stansſtad 1. St.
Summa 7. Stund.
Den 16. und 17. Auguſt.
Allgemeine
Beſchrei-
bung des
Unterwalder
Landes.

Dieſe zwey Tage uͤber mußte ich zu Stansſtad in dem Unter-
walder-Land, wegen einem mir zugeſtoſſnen Fieber, liegen bleiben.
Anſtatt einer Reiß-Beſchreibung, welche mir dieſe zwey Tage man-
gelt, wil ich eine kurtze Nachricht von einigen mir bekannten Natur-
Merckwuͤrdigkeiten des Unterwalder-Landes erzehlen. Dieſes iſt
ein kleines aber nichts deſtoweniger an Viehe und Obſt reiches Land.
Die Berge haben ſchoͤne und fruchtbare Weyden, deren Anzahl durch
die Ausrottung des daſelbſt uͤberfluͤßigen Holtzes noch um ein merck-
liches koͤnten vermehret werden. Die Thaͤler ſind ſehr ſchoͤn, und
voll der fruchtbarſten Wieſen, welche in einem Jahr vielfaͤltigen
Nutzen geben. Denn erſtlich werden dieſelben im Fruͤhling, wenn
der Schnee weg iſt, von dem Viehe uͤberall abgeweydet, hernach,
wenn der Schnee die Alpen verlaſſen, und das Vieh dorthin getrie-
ben worden, ſo waͤchßt das Graß wiedrum hervor, welches denn
waͤhrender Sommerszeit zweymal abgeſchnitten wird. Wenn der
Herbſt wieder da, und das Vieh von den Alpen getrieben wird, ſo
findet es in dieſen Wieſen wiedrum genug Maſtung, bis daß der
Schnee dieſelben den Staͤllen zutreibt. Das Obſt waͤchßt hier
haͤuffig und ſchoͤn, am allermeiſten aber hat das Land an Holz einen
groſſen Uberfluß, und koͤnte, wie geſagt, von den Plaͤtzen, welche daſ-
ſelbe einnimmt, noch viel zu Weyden gemacht werden. Wein
waͤchßt hier gar nicht; und entweder gar keines oder wenig Ge-
trayde.

Schwefel-
Bruͤnnen.

Neben dieſem ſind in dem Unterwalder-Lande auch viele Selten-
heiten der Natur anzutreffen. Eine halbe Viertelſtunde von Stans-
ſtad an der See-Enge gegen Alpnach, auf der rechten Seite im
hinauf fahren iſt der kleine Berg Lopper, aus welchem, am Geſtade
des Sees, aus den Felß-Spaͤlten, welche oft von dem See uͤberall
bedeckt und uͤberſchwemmt werden, ein Schwefel-Brunn entſpringt,
der ſeinen Schwefel nicht nur durch den ſtarcken Geruch, ſondern
auch durch den Geſchmack verraͤth. An der gegen uͤber liegenden

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[44/0050] Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten Schiff, und lieſſen uns noch auf Stansſtad fuͤhren, da wir denn dieſen Tag gereiſet ſind von dem Eigenthal bis auf die Spitze des Berges 3. St. ab dem Berg bis auf Alpnach 3. St. bis auf Stansſtad 1. St. Summa 7. Stund. Den 16. und 17. Auguſt. Dieſe zwey Tage uͤber mußte ich zu Stansſtad in dem Unter- walder-Land, wegen einem mir zugeſtoſſnen Fieber, liegen bleiben. Anſtatt einer Reiß-Beſchreibung, welche mir dieſe zwey Tage man- gelt, wil ich eine kurtze Nachricht von einigen mir bekannten Natur- Merckwuͤrdigkeiten des Unterwalder-Landes erzehlen. Dieſes iſt ein kleines aber nichts deſtoweniger an Viehe und Obſt reiches Land. Die Berge haben ſchoͤne und fruchtbare Weyden, deren Anzahl durch die Ausrottung des daſelbſt uͤberfluͤßigen Holtzes noch um ein merck- liches koͤnten vermehret werden. Die Thaͤler ſind ſehr ſchoͤn, und voll der fruchtbarſten Wieſen, welche in einem Jahr vielfaͤltigen Nutzen geben. Denn erſtlich werden dieſelben im Fruͤhling, wenn der Schnee weg iſt, von dem Viehe uͤberall abgeweydet, hernach, wenn der Schnee die Alpen verlaſſen, und das Vieh dorthin getrie- ben worden, ſo waͤchßt das Graß wiedrum hervor, welches denn waͤhrender Sommerszeit zweymal abgeſchnitten wird. Wenn der Herbſt wieder da, und das Vieh von den Alpen getrieben wird, ſo findet es in dieſen Wieſen wiedrum genug Maſtung, bis daß der Schnee dieſelben den Staͤllen zutreibt. Das Obſt waͤchßt hier haͤuffig und ſchoͤn, am allermeiſten aber hat das Land an Holz einen groſſen Uberfluß, und koͤnte, wie geſagt, von den Plaͤtzen, welche daſ- ſelbe einnimmt, noch viel zu Weyden gemacht werden. Wein waͤchßt hier gar nicht; und entweder gar keines oder wenig Ge- trayde. Neben dieſem ſind in dem Unterwalder-Lande auch viele Selten- heiten der Natur anzutreffen. Eine halbe Viertelſtunde von Stans- ſtad an der See-Enge gegen Alpnach, auf der rechten Seite im hinauf fahren iſt der kleine Berg Lopper, aus welchem, am Geſtade des Sees, aus den Felß-Spaͤlten, welche oft von dem See uͤberall bedeckt und uͤberſchwemmt werden, ein Schwefel-Brunn entſpringt, der ſeinen Schwefel nicht nur durch den ſtarcken Geruch, ſondern auch durch den Geſchmack verraͤth. An der gegen uͤber liegenden Seite

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1742/50>, abgerufen am 24.11.2024.