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Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742.

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des Schweitzerlandes.
Der 12. August.

Jch wolte an diesem Tage, ehe wir verreißten, die Winckel mes-Warum ich
dieselbe un-
terlassen
habe.

sen, welche meine Grund-Linie mit der Rigi und mit dem Pilatus-
Berg machte; allein die Nebel, welche diese Berge gantz umhüllet
hatten, liessen es nicht zu. Jch verreißte also in Hoffnung diese
Winckel zu einer andern Zeit zu nehmen, weil ich aber hernach kranck
nach Hause gekommen bin, so unterblieb das Werck. Wir ver-
reißten also Nachmittag von Maschwanden auf Knonau, wo ich ei-
nige Tage vorher einen seltsamen Stein in einer Maur steckend ge-Seltsamer
Stein.

funden habe. Er ist schwartz-braun, und zeiget verschiedne verstei-
nerte kleine Cörperlein, welche fast die Form der Linsen haben, aber
überall glatt sind; sie sind alle von gleicher Grösse, im Durchmesser
ungefehr . eines Zolls breit. Jch halte diesen Stein vor denje-
nigen, den Herr Bromell in seiner Mineralogia Suecana p. 80. abge-
bildet, und mit dem Namen Saxum foetidum nigrum Insectis majo-
ribus vaginipennibus refertum
belegt hat. Er hält also diese kleine
Cörperlein vor versteinerte Käferlein. Woher dieser Stein in die
Maur möchte gekommen seyn, kan ich nicht muthmassen. Jch ur-
theile aus seiner Schwere und Farbe, daß er viel Eisen halte.

Nicht weit von Knonau, nemlich auf dem Weg nach Stein-Lapides
Frument.

hausen, fande ich ein anders Petrefactum, nemlich einen Stein,
darinn die Lentes lapideae Striatae waren, wovon Hr. D. Scheuchzers
Specimen Lithographiae p. 30. kan nachgesehen werden. Auf dem
kleinen Aubrig im Schweitzer Canton und auf dem Pilatus-Berge
sind sie sehr häuffig. S. Scheuchzeri Itinera Alpina, T. I. p. 7.

Von Knonau aus kamen wir bald in den Zuger Canton, wel-Zuger
Canton.

cher einer von den kleinsten, aber zimlich fruchtbar ist, indem sehr
viel Obst und Getrayde, auch etwas Wein da wächßt, neben den
vielen 1000. Stücken grossen Viehes, welches darinn ernähret wird.
Das Land ist ungefehr geviert, und erstreckt sich in die Länge und Breite
nicht viel über 4. Stunden. Doch habe ich schon gegen 20000. Mütt
oder Scheffel Getrayde gezehlt, welches in einem Jahre darin gewach-
sen, und gewiß vor ein Land, wo die Schweitzerische Berge anfan-
gen, viel ist. Wenige Wochen vorher, ehe wir hieher kamen, hat
es in Zug und dortherum zimlich starck gehagelt, welches auch andre
mal geschehen ist. Dieses führe ich darum an, weil ich sehe, daßAnmerckun-
gen von dem
Hagel.

einige Natur-Forscher in der Meynung stehen, es hagle an den Orten

selten,
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des Schweitzerlandes.
Der 12. Auguſt.

Jch wolte an dieſem Tage, ehe wir verreißten, die Winckel meſ-Warum ich
dieſelbe un-
terlaſſen
habe.

ſen, welche meine Grund-Linie mit der Rigi und mit dem Pilatus-
Berg machte; allein die Nebel, welche dieſe Berge gantz umhuͤllet
hatten, lieſſen es nicht zu. Jch verreißte alſo in Hoffnung dieſe
Winckel zu einer andern Zeit zu nehmen, weil ich aber hernach kranck
nach Hauſe gekommen bin, ſo unterblieb das Werck. Wir ver-
reißten alſo Nachmittag von Maſchwanden auf Knonau, wo ich ei-
nige Tage vorher einen ſeltſamen Stein in einer Maur ſteckend ge-Seltſamer
Stein.

funden habe. Er iſt ſchwartz-braun, und zeiget verſchiedne verſtei-
nerte kleine Coͤrperlein, welche faſt die Form der Linſen haben, aber
uͤberall glatt ſind; ſie ſind alle von gleicher Groͤſſe, im Durchmeſſer
ungefehr ⅒. eines Zolls breit. Jch halte dieſen Stein vor denje-
nigen, den Herꝛ Bromell in ſeiner Mineralogia Suecana p. 80. abge-
bildet, und mit dem Namen Saxum fœtidum nigrum Inſectis majo-
ribus vaginipennibus refertum
belegt hat. Er haͤlt alſo dieſe kleine
Coͤrperlein vor verſteinerte Kaͤferlein. Woher dieſer Stein in die
Maur moͤchte gekommen ſeyn, kan ich nicht muthmaſſen. Jch ur-
theile aus ſeiner Schwere und Farbe, daß er viel Eiſen halte.

Nicht weit von Knonau, nemlich auf dem Weg nach Stein-Lapides
Frument.

hauſen, fande ich ein anders Petrefactum, nemlich einen Stein,
darinn die Lentes lapideæ Striatæ waren, wovon Hr. D. Scheuchzers
Specimen Lithographiæ p. 30. kan nachgeſehen werden. Auf dem
kleinen Aubrig im Schweitzer Canton und auf dem Pilatus-Berge
ſind ſie ſehr haͤuffig. S. Scheuchzeri Itinera Alpina, T. I. p. 7.

Von Knonau aus kamen wir bald in den Zuger Canton, wel-Zuger
Canton.

cher einer von den kleinſten, aber zimlich fruchtbar iſt, indem ſehr
viel Obſt und Getrayde, auch etwas Wein da waͤchßt, neben den
vielen 1000. Stuͤcken groſſen Viehes, welches darinn ernaͤhret wird.
Das Land iſt ungefehr geviert, und erſtreckt ſich in die Laͤnge und Breite
nicht viel uͤber 4. Stunden. Doch habe ich ſchon gegen 20000. Muͤtt
oder Scheffel Getrayde gezehlt, welches in einem Jahre darin gewach-
ſen, und gewiß vor ein Land, wo die Schweitzeriſche Berge anfan-
gen, viel iſt. Wenige Wochen vorher, ehe wir hieher kamen, hat
es in Zug und dortherum zimlich ſtarck gehagelt, welches auch andre
mal geſchehen iſt. Dieſes fuͤhre ich darum an, weil ich ſehe, daßAnmerckun-
gen von dem
Hagel.

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ſelten,
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[29/0033] des Schweitzerlandes. Der 12. Auguſt. Jch wolte an dieſem Tage, ehe wir verreißten, die Winckel meſ- ſen, welche meine Grund-Linie mit der Rigi und mit dem Pilatus- Berg machte; allein die Nebel, welche dieſe Berge gantz umhuͤllet hatten, lieſſen es nicht zu. Jch verreißte alſo in Hoffnung dieſe Winckel zu einer andern Zeit zu nehmen, weil ich aber hernach kranck nach Hauſe gekommen bin, ſo unterblieb das Werck. Wir ver- reißten alſo Nachmittag von Maſchwanden auf Knonau, wo ich ei- nige Tage vorher einen ſeltſamen Stein in einer Maur ſteckend ge- funden habe. Er iſt ſchwartz-braun, und zeiget verſchiedne verſtei- nerte kleine Coͤrperlein, welche faſt die Form der Linſen haben, aber uͤberall glatt ſind; ſie ſind alle von gleicher Groͤſſe, im Durchmeſſer ungefehr ⅒. eines Zolls breit. Jch halte dieſen Stein vor denje- nigen, den Herꝛ Bromell in ſeiner Mineralogia Suecana p. 80. abge- bildet, und mit dem Namen Saxum fœtidum nigrum Inſectis majo- ribus vaginipennibus refertum belegt hat. Er haͤlt alſo dieſe kleine Coͤrperlein vor verſteinerte Kaͤferlein. Woher dieſer Stein in die Maur moͤchte gekommen ſeyn, kan ich nicht muthmaſſen. Jch ur- theile aus ſeiner Schwere und Farbe, daß er viel Eiſen halte. Warum ich dieſelbe un- terlaſſen habe. Seltſamer Stein. Nicht weit von Knonau, nemlich auf dem Weg nach Stein- hauſen, fande ich ein anders Petrefactum, nemlich einen Stein, darinn die Lentes lapideæ Striatæ waren, wovon Hr. D. Scheuchzers Specimen Lithographiæ p. 30. kan nachgeſehen werden. Auf dem kleinen Aubrig im Schweitzer Canton und auf dem Pilatus-Berge ſind ſie ſehr haͤuffig. S. Scheuchzeri Itinera Alpina, T. I. p. 7. Lapides Frument. Von Knonau aus kamen wir bald in den Zuger Canton, wel- cher einer von den kleinſten, aber zimlich fruchtbar iſt, indem ſehr viel Obſt und Getrayde, auch etwas Wein da waͤchßt, neben den vielen 1000. Stuͤcken groſſen Viehes, welches darinn ernaͤhret wird. Das Land iſt ungefehr geviert, und erſtreckt ſich in die Laͤnge und Breite nicht viel uͤber 4. Stunden. Doch habe ich ſchon gegen 20000. Muͤtt oder Scheffel Getrayde gezehlt, welches in einem Jahre darin gewach- ſen, und gewiß vor ein Land, wo die Schweitzeriſche Berge anfan- gen, viel iſt. Wenige Wochen vorher, ehe wir hieher kamen, hat es in Zug und dortherum zimlich ſtarck gehagelt, welches auch andre mal geſchehen iſt. Dieſes fuͤhre ich darum an, weil ich ſehe, daß einige Natur-Forſcher in der Meynung ſtehen, es hagle an den Orten ſelten, Zuger Canton. Anmerckun- gen von dem Hagel. D 3

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1742/33>, abgerufen am 22.11.2024.