mit so vielen Völckern zu rechte zu kommen, wie Livius [e] ausdrücklich meldet. Es scheinet also vielmehr die Unwissenheit in der Kunst zu regieren, als der gar zu grosse Uberfluß die wahre Ursach zu seyn.
§. 3.
Es ist bewiesen, daß durch den jährlichen Uber- schuß der gebohrnen die Einwohner eines Landes vermehret werden. (§. 1. und 2.) Wenn nun vie- le gute Jahre auf einander folgen, oder die kleinen Seuchen nicht mercklichen Schaden thun, so muß diese Vermehrung auch können wahr genommen werden, und zwar aus denen Listen der Gebohrnen, Gestorbenen und Verheyratheten. Denn wo sich in einem Lande mehr Menschen befinden als sonst, und die Umstände in der Lebens-Art oder was sonst hierin einen Einfluß hat, eben dieselben geblieben: da müssen auch wohl in Proportion mehr sterben, es können sich mehr verheyrathen, und also müssen auch mehr gebohren werden. Wenn wir nur anjetzo bey denen Sterbenden stehen bleiben, so folgt, daß, wo in eben demselben Lande halb oder nochmahl so viel sterben als sonst, sich alsdann auch halb oder noch einmahl so viel Menschen darinn befinden. Ich glaube, daß sich mehrere Provineien nach dieser Regul lassen in Vergleichung setzen, in denen eben nichts veränder- liches und verschiedenes in denen hieher gehörigen Umständen kan angegeben werden. Doch es wird davon unten noch mehr vorkommen.
Wenn
[e]L. 5. c. 34. & c. 40.
A 3
des Menſchlichen Geſchlechts.
mit ſo vielen Voͤlckern zu rechte zu kommen, wie Livius [e] ausdruͤcklich meldet. Es ſcheinet alſo vielmehr die Unwiſſenheit in der Kunſt zu regieren, als der gar zu groſſe Uberfluß die wahre Urſach zu ſeyn.
§. 3.
Es iſt bewieſen, daß durch den jaͤhrlichen Uber- ſchuß der gebohrnen die Einwohner eines Landes vermehret werden. (§. 1. und 2.) Wenn nun vie- le gute Jahre auf einander folgen, oder die kleinen Seuchen nicht mercklichen Schaden thun, ſo muß dieſe Vermehrung auch koͤnnen wahr genommen werden, und zwar aus denen Liſten der Gebohrnen, Geſtorbenen und Verheyratheten. Denn wo ſich in einem Lande mehr Menſchen befinden als ſonſt, und die Umſtaͤnde in der Lebens-Art oder was ſonſt hierin einen Einfluß hat, eben dieſelben geblieben: da muͤſſen auch wohl in Proportion mehr ſterben, es koͤnnen ſich mehr verheyrathen, und alſo muͤſſen auch mehr gebohren werden. Wenn wir nur anjetzo bey denen Sterbenden ſtehen bleiben, ſo folgt, daß, wo in eben demſelben Lande halb oder nochmahl ſo viel ſterben als ſonſt, ſich alsdann auch halb oder noch einmahl ſo viel Menſchen darinn befinden. Ich glaube, daß ſich mehrere Provineien nach dieſer Regul laſſen in Vergleichung ſetzen, in denen eben nichts veraͤnder- liches und verſchiedenes in denen hieher gehoͤrigen Umſtaͤnden kan angegeben werden. Doch es wird davon unten noch mehr vorkommen.
Wenn
[e]L. 5. c. 34. & c. 40.
A 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0051"n="5"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">des Menſchlichen Geſchlechts.</hi></fw><lb/>
mit ſo vielen Voͤlckern zu rechte zu kommen, wie<lb/>
Livius <noteplace="foot"n="[e]"><hirendition="#aq">L. 5. c. 34. & c.</hi> 40.</note> ausdruͤcklich meldet. Es ſcheinet alſo<lb/>
vielmehr die Unwiſſenheit in der Kunſt zu regieren,<lb/>
als der gar zu groſſe Uberfluß die wahre Urſach<lb/>
zu ſeyn.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 3.</head><lb/><p>Es iſt bewieſen, daß durch den jaͤhrlichen Uber-<lb/>ſchuß der gebohrnen die Einwohner eines Landes<lb/>
vermehret werden. (§. 1. und 2.) Wenn nun vie-<lb/>
le gute Jahre auf einander folgen, oder die kleinen<lb/>
Seuchen nicht mercklichen Schaden thun, ſo muß<lb/>
dieſe Vermehrung auch koͤnnen wahr genommen<lb/>
werden, und zwar aus denen Liſten der Gebohrnen,<lb/>
Geſtorbenen und Verheyratheten. Denn wo ſich<lb/>
in einem Lande mehr Menſchen befinden als ſonſt,<lb/>
und die Umſtaͤnde in der Lebens-Art oder was ſonſt<lb/>
hierin einen Einfluß hat, eben dieſelben geblieben:<lb/>
da muͤſſen auch wohl in Proportion mehr ſterben,<lb/>
es koͤnnen ſich mehr verheyrathen, und alſo muͤſſen<lb/>
auch mehr gebohren werden. Wenn wir nur<lb/>
anjetzo bey denen Sterbenden ſtehen bleiben, ſo<lb/>
folgt, daß, <hirendition="#fr">wo in eben demſelben Lande halb<lb/>
oder nochmahl ſo viel ſterben als ſonſt, ſich<lb/>
alsdann auch halb oder noch einmahl ſo viel<lb/>
Menſchen darinn befinden.</hi> Ich glaube, daß<lb/>ſich mehrere Provineien nach dieſer Regul laſſen in<lb/>
Vergleichung ſetzen, in denen eben nichts veraͤnder-<lb/>
liches und verſchiedenes in denen hieher gehoͤrigen<lb/>
Umſtaͤnden kan angegeben werden. Doch es wird<lb/>
davon unten noch mehr vorkommen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Wenn</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[5/0051]
des Menſchlichen Geſchlechts.
mit ſo vielen Voͤlckern zu rechte zu kommen, wie
Livius [e] ausdruͤcklich meldet. Es ſcheinet alſo
vielmehr die Unwiſſenheit in der Kunſt zu regieren,
als der gar zu groſſe Uberfluß die wahre Urſach
zu ſeyn.
§. 3.
Es iſt bewieſen, daß durch den jaͤhrlichen Uber-
ſchuß der gebohrnen die Einwohner eines Landes
vermehret werden. (§. 1. und 2.) Wenn nun vie-
le gute Jahre auf einander folgen, oder die kleinen
Seuchen nicht mercklichen Schaden thun, ſo muß
dieſe Vermehrung auch koͤnnen wahr genommen
werden, und zwar aus denen Liſten der Gebohrnen,
Geſtorbenen und Verheyratheten. Denn wo ſich
in einem Lande mehr Menſchen befinden als ſonſt,
und die Umſtaͤnde in der Lebens-Art oder was ſonſt
hierin einen Einfluß hat, eben dieſelben geblieben:
da muͤſſen auch wohl in Proportion mehr ſterben,
es koͤnnen ſich mehr verheyrathen, und alſo muͤſſen
auch mehr gebohren werden. Wenn wir nur
anjetzo bey denen Sterbenden ſtehen bleiben, ſo
folgt, daß, wo in eben demſelben Lande halb
oder nochmahl ſo viel ſterben als ſonſt, ſich
alsdann auch halb oder noch einmahl ſo viel
Menſchen darinn befinden. Ich glaube, daß
ſich mehrere Provineien nach dieſer Regul laſſen in
Vergleichung ſetzen, in denen eben nichts veraͤnder-
liches und verſchiedenes in denen hieher gehoͤrigen
Umſtaͤnden kan angegeben werden. Doch es wird
davon unten noch mehr vorkommen.
Wenn
[e] L. 5. c. 34. & c. 40.
A 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/51>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.