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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Gebrauch der Todten-Listen etc.
auch nur alle 8 Tage ein Maaß Bier, zu 4 Creu-
tzer gerechnet, austrincket, so macht das jährlich 52
Creutzer, weil 1 Creutzer Auflage ist. Wenn er
ferner nur alle 8 oder 14 Tage ein Stück Fleisch
isset, so trägt das abermahl das Jahr durch etwas.
Daher kan also ein Bettler wenigstens jährlich auf
3 Florenen oder 2 Thaler gerechnet werden. Hier-
aus siehet man, daß obige Englische Rechnung, da
der Mann auf einen Ducaten geschätzet, nicht zu
hoch gemacht, weil dabey solche Arme genommen,
die sich ihrer Hände Arbeit nähren. Meinem Be-
düncken nach ist es noch zu wenig. Doch läßt sich
hierinn nicht leicht was allgemeines vest setzen, weil
die Einrichtungen, die Steuren und Auflagen sehr
unterschieden sind.

Zuletzt erinnere noch, daß in obiger Englischen
Rechnung verschiedene nützliche Folgerungen ent-
halten sind. Ein Landes-Herr siehet daraus wie er
seine Unterthanen lieben müsse. Liebt er sie nicht
als ein Vater, so muß er sie wenigstens aus Eigen-
nutz lieben. Es liegt weiter darinn der Grund zu
verschiedenen nöthigen Maximen in der Kunst zu re-
gieren. Personen vom mittlern Stande finden
darinn einen nicht geringen Bewegungs-Grund zur
Vergnügsamkeit, die gewiß grösser seyn würde, wenn
man nur immer bedächte, wie vielen Personen es
schlechter ergehet als uns. Es sind sieben gegen ei-
nen gerechnet, die weiter nichts eigenes haben, als
was sie sich sauer verdienen.

Das

Gebrauch der Todten-Liſten ꝛc.
auch nur alle 8 Tage ein Maaß Bier, zu 4 Creu-
tzer gerechnet, austrincket, ſo macht das jaͤhrlich 52
Creutzer, weil 1 Creutzer Auflage iſt. Wenn er
ferner nur alle 8 oder 14 Tage ein Stuͤck Fleiſch
iſſet, ſo traͤgt das abermahl das Jahr durch etwas.
Daher kan alſo ein Bettler wenigſtens jaͤhrlich auf
3 Florenen oder 2 Thaler gerechnet werden. Hier-
aus ſiehet man, daß obige Engliſche Rechnung, da
der Mann auf einen Ducaten geſchaͤtzet, nicht zu
hoch gemacht, weil dabey ſolche Arme genommen,
die ſich ihrer Haͤnde Arbeit naͤhren. Meinem Be-
duͤncken nach iſt es noch zu wenig. Doch laͤßt ſich
hierinn nicht leicht was allgemeines veſt ſetzen, weil
die Einrichtungen, die Steuren und Auflagen ſehr
unterſchieden ſind.

Zuletzt erinnere noch, daß in obiger Engliſchen
Rechnung verſchiedene nuͤtzliche Folgerungen ent-
halten ſind. Ein Landes-Herr ſiehet daraus wie er
ſeine Unterthanen lieben muͤſſe. Liebt er ſie nicht
als ein Vater, ſo muß er ſie wenigſtens aus Eigen-
nutz lieben. Es liegt weiter darinn der Grund zu
verſchiedenen noͤthigen Maximen in der Kunſt zu re-
gieren. Perſonen vom mittlern Stande finden
darinn einen nicht geringen Bewegungs-Grund zur
Vergnuͤgſamkeit, die gewiß groͤſſer ſeyn wuͤrde, wenn
man nur immer bedaͤchte, wie vielen Perſonen es
ſchlechter ergehet als uns. Es ſind ſieben gegen ei-
nen gerechnet, die weiter nichts eigenes haben, als
was ſie ſich ſauer verdienen.

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[350/0398] Gebrauch der Todten-Liſten ꝛc. auch nur alle 8 Tage ein Maaß Bier, zu 4 Creu- tzer gerechnet, austrincket, ſo macht das jaͤhrlich 52 Creutzer, weil 1 Creutzer Auflage iſt. Wenn er ferner nur alle 8 oder 14 Tage ein Stuͤck Fleiſch iſſet, ſo traͤgt das abermahl das Jahr durch etwas. Daher kan alſo ein Bettler wenigſtens jaͤhrlich auf 3 Florenen oder 2 Thaler gerechnet werden. Hier- aus ſiehet man, daß obige Engliſche Rechnung, da der Mann auf einen Ducaten geſchaͤtzet, nicht zu hoch gemacht, weil dabey ſolche Arme genommen, die ſich ihrer Haͤnde Arbeit naͤhren. Meinem Be- duͤncken nach iſt es noch zu wenig. Doch laͤßt ſich hierinn nicht leicht was allgemeines veſt ſetzen, weil die Einrichtungen, die Steuren und Auflagen ſehr unterſchieden ſind. Zuletzt erinnere noch, daß in obiger Engliſchen Rechnung verſchiedene nuͤtzliche Folgerungen ent- halten ſind. Ein Landes-Herr ſiehet daraus wie er ſeine Unterthanen lieben muͤſſe. Liebt er ſie nicht als ein Vater, ſo muß er ſie wenigſtens aus Eigen- nutz lieben. Es liegt weiter darinn der Grund zu verſchiedenen noͤthigen Maximen in der Kunſt zu re- gieren. Perſonen vom mittlern Stande finden darinn einen nicht geringen Bewegungs-Grund zur Vergnuͤgſamkeit, die gewiß groͤſſer ſeyn wuͤrde, wenn man nur immer bedaͤchte, wie vielen Perſonen es ſchlechter ergehet als uns. Es ſind ſieben gegen ei- nen gerechnet, die weiter nichts eigenes haben, als was ſie ſich ſauer verdienen. Das

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/398>, abgerufen am 22.11.2024.