Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.Von denen Kranckheiten burths-Arbeit sterbe. Er schliesset also mit Recht,daß nicht der Mond, dessen Einflüssen der gemeine Mann hiebey vieles zuschreibet, sondern andere Ur- sachen seyn müssen, warum eine Frau in der Ge- burth sterbe. Merckwürdig sind hiebey folgende Worte des Graunts: Da dieses in diesen Landen wahr ist, wo doch die Frauen selbst hindern, daß sie nicht leicht gebähren können, weil sie ihren Leib so en- ge einschnüren um nur schmahl zu seyn: so kan man sich gewißlich in America, wo solches nicht geschicht, noch weniger ja eben so wenig als bey de- nen Thieren über die Natur der Weiber beschweh- ren und dieselbe tadeln, weil allda unter etlichen tau- senden nicht eine in ihrer Entbindung stirbet, worinn mich das, was ich von denen Irrländischen Wei- bern gehöret habe, bestättiget. Weil in Wien die Frauen nicht bemercket, §. 101. Ich will dieses Capitel mit einer allgemeinen 1.) Eini-
Von denen Kranckheiten burths-Arbeit ſterbe. Er ſchlieſſet alſo mit Recht,daß nicht der Mond, deſſen Einfluͤſſen der gemeine Mann hiebey vieles zuſchreibet, ſondern andere Ur- ſachen ſeyn muͤſſen, warum eine Frau in der Ge- burth ſterbe. Merckwuͤrdig ſind hiebey folgende Worte des Graunts: Da dieſes in dieſen Landen wahr iſt, wo doch die Frauen ſelbſt hindern, daß ſie nicht leicht gebaͤhren koͤnnen, weil ſie ihren Leib ſo en- ge einſchnuͤren um nur ſchmahl zu ſeyn: ſo kan man ſich gewißlich in America, wo ſolches nicht geſchicht, noch weniger ja eben ſo wenig als bey de- nen Thieren uͤber die Natur der Weiber beſchweh- ren und dieſelbe tadeln, weil allda unter etlichen tau- ſenden nicht eine in ihrer Entbindung ſtirbet, worinn mich das, was ich von denen Irrlaͤndiſchen Wei- bern gehoͤret habe, beſtaͤttiget. Weil in Wien die Frauen nicht bemercket, §. 101. Ich will dieſes Capitel mit einer allgemeinen 1.) Eini-
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Von denen Kranckheiten
burths-Arbeit ſterbe. Er ſchlieſſet alſo mit Recht,
daß nicht der Mond, deſſen Einfluͤſſen der gemeine
Mann hiebey vieles zuſchreibet, ſondern andere Ur-
ſachen ſeyn muͤſſen, warum eine Frau in der Ge-
burth ſterbe. Merckwuͤrdig ſind hiebey folgende
Worte des Graunts: Da dieſes in dieſen Landen
wahr iſt, wo doch die Frauen ſelbſt hindern, daß ſie
nicht leicht gebaͤhren koͤnnen, weil ſie ihren Leib ſo en-
ge einſchnuͤren um nur ſchmahl zu ſeyn: ſo kan
man ſich gewißlich in America, wo ſolches nicht
geſchicht, noch weniger ja eben ſo wenig als bey de-
nen Thieren uͤber die Natur der Weiber beſchweh-
ren und dieſelbe tadeln, weil allda unter etlichen tau-
ſenden nicht eine in ihrer Entbindung ſtirbet, worinn
mich das, was ich von denen Irrlaͤndiſchen Wei-
bern gehoͤret habe, beſtaͤttiget.
Weil in Wien die Frauen nicht bemercket,
die auſſer der Geburth beſonders in denen Wochen
geſtorben, indem man ſie vielleicht zu der Kranck-
heit, woran ſie geſtorben, gezehlet; und in der
Breßlauer und Berliner Liſte nicht eine glei-
che Benennung allezeit gebrauchet: ſo habe keine
Vergleichung anſtellen und fuͤglich daraus was
ſchlieſſen koͤnnen. Ich wuͤnſchte, daß bey kuͤnftigen
Anmerckungen die Kindbetterinnen in drey Claſſen
getheilet wuͤrden, nemlich in die ſo am abortu, ſo in
der Geburth und die in denen ſechs Wochen an
andern Kranckheiten ſterben.
§. 101.
Ich will dieſes Capitel mit einer allgemeinen
Anmerckung von der Veraͤnderlichkeit der Kranck-
heiten beſchlieſſen.
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