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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von denen Kranckheiten
ser, so vor der Milch in denen Brüsten ist, aus Irr-
thum aussaugen, welches doch zur Abführung des
meconii oder der im Mutterleibe gesammleten schlei-
migten Unreinigkeiten dienen solte. Andere geben
denen neugebohrnen gar zu starcke Milch alter Säug-
ammen und stecken den Hals voll Zucker, welches
alles heftiges Bauchweh verursachet. Er erinnert
ferner, daß man die Kinder mehr mit der Milch er-
säuffe als nothdürfftig träncke, daß man ihnen die
Nahrung über Vermögen einstopffe. Ein Kind
mag lachen oder weinen, so wird es durch die
Brust oder Brey stille gemacht. Hiedurch wird der
Magen und zarten Gedärme überschüttet, die klei-
nen Milch Gefässe, Drüsen und Gekröse verstopft,
so daß Ubelkeit, Brechen und endlich die Epilepsie,
Auszehrung und andre üble Wirckungen entstehen.
Er gibt eine sehr lebhafte Beschreibung des Scha-
dens, den die üble Gewohnheit verursachet, nach
der alle Speisen der Kinder gekauet und erst in den
Mund genommen und mit dem Speichel vermischet
werden, zumahl wenn es von alten Frauens geschicht,
die oft einem todten Gerippe nicht unähnlich, die un-
gesund und übel riechende Zähne und Othem haben,
u. s. w. Hierzu kommt nun noch bey vielen die Hu-
ren-Milch der Ammen, die oft venerische Unreinig-
keiten an sich haben, die sich nicht allezeit gehörig vor
Zorn hüten, oder die nach einem Schrecken die Kin-
der anlegen, welches alles eine Mutter vermeiden
wird, weil nichts so sehr Convulsionen verursachet.
Und dieses letztere bestättiget die Erfahrung hier in
Berlin mehr als zu viel, daß sich daher nicht begreif-
fen lässet, woher die Leichtsinnigkeit der Mütter so
groß geworden. Wie viele machen sich ein Gewis-

sen

Von denen Kranckheiten
ſer, ſo vor der Milch in denen Bruͤſten iſt, aus Irr-
thum ausſaugen, welches doch zur Abfuͤhrung des
meconii oder der im Mutterleibe geſammleten ſchlei-
migten Unreinigkeiten dienen ſolte. Andere geben
denen neugebohrnen gar zu ſtarcke Milch alter Saͤug-
ammen und ſtecken den Hals voll Zucker, welches
alles heftiges Bauchweh verurſachet. Er erinnert
ferner, daß man die Kinder mehr mit der Milch er-
ſaͤuffe als nothduͤrfftig traͤncke, daß man ihnen die
Nahrung uͤber Vermoͤgen einſtopffe. Ein Kind
mag lachen oder weinen, ſo wird es durch die
Bruſt oder Brey ſtille gemacht. Hiedurch wird der
Magen und zarten Gedaͤrme uͤberſchuͤttet, die klei-
nen Milch Gefaͤſſe, Druͤſen und Gekroͤſe verſtopft,
ſo daß Ubelkeit, Brechen und endlich die Epilepſie,
Auszehrung und andre uͤble Wirckungen entſtehen.
Er gibt eine ſehr lebhafte Beſchreibung des Scha-
dens, den die uͤble Gewohnheit verurſachet, nach
der alle Speiſen der Kinder gekauet und erſt in den
Mund genommen und mit dem Speichel vermiſchet
werden, zumahl wenn es von alten Frauens geſchicht,
die oft einem todten Gerippe nicht unaͤhnlich, die un-
geſund und uͤbel riechende Zaͤhne und Othem haben,
u. ſ. w. Hierzu kommt nun noch bey vielen die Hu-
ren-Milch der Ammen, die oft veneriſche Unreinig-
keiten an ſich haben, die ſich nicht allezeit gehoͤrig vor
Zorn huͤten, oder die nach einem Schrecken die Kin-
der anlegen, welches alles eine Mutter vermeiden
wird, weil nichts ſo ſehr Convulſionen verurſachet.
Und dieſes letztere beſtaͤttiget die Erfahrung hier in
Berlin mehr als zu viel, daß ſich daher nicht begreif-
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groß geworden. Wie viele machen ſich ein Gewiſ-

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[282/0330] Von denen Kranckheiten ſer, ſo vor der Milch in denen Bruͤſten iſt, aus Irr- thum ausſaugen, welches doch zur Abfuͤhrung des meconii oder der im Mutterleibe geſammleten ſchlei- migten Unreinigkeiten dienen ſolte. Andere geben denen neugebohrnen gar zu ſtarcke Milch alter Saͤug- ammen und ſtecken den Hals voll Zucker, welches alles heftiges Bauchweh verurſachet. Er erinnert ferner, daß man die Kinder mehr mit der Milch er- ſaͤuffe als nothduͤrfftig traͤncke, daß man ihnen die Nahrung uͤber Vermoͤgen einſtopffe. Ein Kind mag lachen oder weinen, ſo wird es durch die Bruſt oder Brey ſtille gemacht. Hiedurch wird der Magen und zarten Gedaͤrme uͤberſchuͤttet, die klei- nen Milch Gefaͤſſe, Druͤſen und Gekroͤſe verſtopft, ſo daß Ubelkeit, Brechen und endlich die Epilepſie, Auszehrung und andre uͤble Wirckungen entſtehen. Er gibt eine ſehr lebhafte Beſchreibung des Scha- dens, den die uͤble Gewohnheit verurſachet, nach der alle Speiſen der Kinder gekauet und erſt in den Mund genommen und mit dem Speichel vermiſchet werden, zumahl wenn es von alten Frauens geſchicht, die oft einem todten Gerippe nicht unaͤhnlich, die un- geſund und uͤbel riechende Zaͤhne und Othem haben, u. ſ. w. Hierzu kommt nun noch bey vielen die Hu- ren-Milch der Ammen, die oft veneriſche Unreinig- keiten an ſich haben, die ſich nicht allezeit gehoͤrig vor Zorn huͤten, oder die nach einem Schrecken die Kin- der anlegen, welches alles eine Mutter vermeiden wird, weil nichts ſo ſehr Convulſionen verurſachet. Und dieſes letztere beſtaͤttiget die Erfahrung hier in Berlin mehr als zu viel, daß ſich daher nicht begreif- fen laͤſſet, woher die Leichtſinnigkeit der Muͤtter ſo groß geworden. Wie viele machen ſich ein Gewiſ- ſen

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/330>, abgerufen am 24.11.2024.