Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.und ihrer Verhältniß. man nicht gute Regeln zur Erhaltung der Gesund-heit daher leiten? Würden nicht die physicalischen Wissenschaften dadurch manchen Vortheil erhalten, wenn die Lufft, die Ausdünstungen, die Wasser und andere Stücke untersuchet würden? Es fällt mir hiebey zum Beweiß ein, daß oben bey Eisenach in dem Flecken Ruhle alle Leute Kröpfe haben, und daher alles mit der vollen Kehle aussprechen, so daß, wenn sie auch den Kropf verbergen, man schon an der Aussptache des Wortes Ruhle solchen er- kennen kan. Die Ursach davon schreibt man dem Wasser zu. In London muß dieses Ubel auch sehr gemein seyn, weil so viele daran sterben, hier weiß man wenig oder nichts davon. u. s. w. Ich will nach diesen allgemeinen Anmerckungen noch einige spe- cielle machen, und insonderheit des Herrn D. Kund- manns medicinische Urtheile hinzu fügen. §. 97. Aus dem Verzeichniß der Kinder-Kranckhei- be- S 4
und ihrer Verhaͤltniß. man nicht gute Regeln zur Erhaltung der Geſund-heit daher leiten? Wuͤrden nicht die phyſicaliſchen Wiſſenſchaften dadurch manchen Vortheil erhalten, wenn die Lufft, die Ausduͤnſtungen, die Waſſer und andere Stuͤcke unterſuchet wuͤrden? Es faͤllt mir hiebey zum Beweiß ein, daß oben bey Eiſenach in dem Flecken Ruhle alle Leute Kroͤpfe haben, und daher alles mit der vollen Kehle ausſprechen, ſo daß, wenn ſie auch den Kropf verbergen, man ſchon an der Ausſptache des Wortes Ruhle ſolchen er- kennen kan. Die Urſach davon ſchreibt man dem Waſſer zu. In London muß dieſes Ubel auch ſehr gemein ſeyn, weil ſo viele daran ſterben, hier weiß man wenig oder nichts davon. u. ſ. w. Ich will nach dieſen allgemeinen Anmerckungen noch einige ſpe- cielle machen, und inſonderheit des Herrn D. Kund- manns mediciniſche Urtheile hinzu fuͤgen. §. 97. Aus dem Verzeichniß der Kinder-Kranckhei- be- S 4
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und ihrer Verhaͤltniß.
man nicht gute Regeln zur Erhaltung der Geſund-
heit daher leiten? Wuͤrden nicht die phyſicaliſchen
Wiſſenſchaften dadurch manchen Vortheil erhalten,
wenn die Lufft, die Ausduͤnſtungen, die Waſſer und
andere Stuͤcke unterſuchet wuͤrden? Es faͤllt mir
hiebey zum Beweiß ein, daß oben bey Eiſenach in
dem Flecken Ruhle alle Leute Kroͤpfe haben, und
daher alles mit der vollen Kehle ausſprechen, ſo
daß, wenn ſie auch den Kropf verbergen, man ſchon
an der Ausſptache des Wortes Ruhle ſolchen er-
kennen kan. Die Urſach davon ſchreibt man dem
Waſſer zu. In London muß dieſes Ubel auch ſehr
gemein ſeyn, weil ſo viele daran ſterben, hier weiß
man wenig oder nichts davon. u. ſ. w. Ich will
nach dieſen allgemeinen Anmerckungen noch einige ſpe-
cielle machen, und inſonderheit des Herrn D. Kund-
manns mediciniſche Urtheile hinzu fuͤgen.
§. 97.
Aus dem Verzeichniß der Kinder-Kranckhei-
ten erhellen die Urſachen, warum ſo viele Kinder ſter-
ben, ſo daß nicht mahl die Helfte in Staͤdten drey
Jahr alt wird, (§. 71.) und in der gantzen Summe
aller ſterbenden beſteht die eine Helfte aus kleinen
Kindern von 3 bis 4 Jahr. 1.) Die Convulſionen
ſcheinen wohl das nachtheiligſte Ubel zu ſeyn fuͤr die
Kinder, indem die Summe der daran geſtorbenen
von 1730-39 in London gar ungemein groß iſt.
Berlin kommt London ſehr nahe, wie aus der Ta-
belle des 96 §phi zu erſehen. Allein das iſt mir
gantz unbegreiflich, daß in denen 20 Jahren in Lon-
don, ſo Graunt aufgezeichnet, derer ſo gar wenig.
Wenn die Zahn-Kranckheiten in beiden mahlen nicht
be-
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