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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von der Fortpflantzung und Verhältniß
wovon aber die Zeit schwerlich zu bestimmen, son-
dern daß gar gegen die Zeit des herannahenden Al-
ters mehr alte Frauens als Männer leben. Die-
ses erkennen wir 1.) aus der Verhältniß der Frauen
und Männer in allen Städten. Es lebten 137012
Männer und 158290 Frauen, also 21278 Frauens
mehr. Alle diese haben Männer gehabt, folglich
sind so viel mehr Männer als Frauen zeitiger ge-
storben. In denen Listen vom Lande ist dieses nicht
so mercklich, weil die Bauers-Leute, so lange sie
noch bey guten Jahren, und sie nicht Lust haben de-
nen Kindern das Brod zu geben, wieder heyrathen,
und auch hierzu nicht so viele Hindernisse finden als
die in Städten. 2.) Es beweisen auch solches die
auf dem Lande lebende alte Eltern, indem in denen
50 Dörffern, bey denen sie besonders bemercket,
nochmahl so viel alte Frauen als Männer leben.
Eben dieses findet sich auch bey denen Hausleuten,
wo fast noch mahl so viel Frauen als Männer.
Diese Hausleute sind auch mehrentheils alte Leute,
die gemeiniglich spät heyrathen, und sich täglich von
schwehrer Hand-Arbeit ernähren, sonderlich die
Männer.

Auch erhellet aus denen Sterbe-Listen einiger
Städte, wo das Geschlecht in männlichen Jahren
bemercket, daß durchgängig mehr Männer sterben
als Frauen, daß daher mehr Wittwen als Wittwer
seyn müssen, und daß folglich auch die Zahl der ster-
benden Wittwen müsse grösser seyn als der Wittwer.

In Breßlau sind in 10 Jahren gestorben 2626
Männer, 1497 Frauen und 1771 Wittwen. In
Dreßden sind vom Jahr 1720-1725 gestorben,

1080

Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß
wovon aber die Zeit ſchwerlich zu beſtimmen, ſon-
dern daß gar gegen die Zeit des herannahenden Al-
ters mehr alte Frauens als Maͤnner leben. Die-
ſes erkennen wir 1.) aus der Verhaͤltniß der Frauen
und Maͤnner in allen Staͤdten. Es lebten 137012
Maͤnner und 158290 Frauen, alſo 21278 Frauens
mehr. Alle dieſe haben Maͤnner gehabt, folglich
ſind ſo viel mehr Maͤnner als Frauen zeitiger ge-
ſtorben. In denen Liſten vom Lande iſt dieſes nicht
ſo mercklich, weil die Bauers-Leute, ſo lange ſie
noch bey guten Jahren, und ſie nicht Luſt haben de-
nen Kindern das Brod zu geben, wieder heyrathen,
und auch hierzu nicht ſo viele Hinderniſſe finden als
die in Staͤdten. 2.) Es beweiſen auch ſolches die
auf dem Lande lebende alte Eltern, indem in denen
50 Doͤrffern, bey denen ſie beſonders bemercket,
nochmahl ſo viel alte Frauen als Maͤnner leben.
Eben dieſes findet ſich auch bey denen Hausleuten,
wo faſt noch mahl ſo viel Frauen als Maͤnner.
Dieſe Hausleute ſind auch mehrentheils alte Leute,
die gemeiniglich ſpaͤt heyrathen, und ſich taͤglich von
ſchwehrer Hand-Arbeit ernaͤhren, ſonderlich die
Maͤnner.

Auch erhellet aus denen Sterbe-Liſten einiger
Staͤdte, wo das Geſchlecht in maͤnnlichen Jahren
bemercket, daß durchgaͤngig mehr Maͤnner ſterben
als Frauen, daß daher mehr Wittwen als Wittwer
ſeyn muͤſſen, und daß folglich auch die Zahl der ſter-
benden Wittwen muͤſſe groͤſſer ſeyn als der Wittwer.

In Breßlau ſind in 10 Jahren geſtorben 2626
Maͤnner, 1497 Frauen und 1771 Wittwen. In
Dreßden ſind vom Jahr 1720-1725 geſtorben,

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[170/0216] Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß wovon aber die Zeit ſchwerlich zu beſtimmen, ſon- dern daß gar gegen die Zeit des herannahenden Al- ters mehr alte Frauens als Maͤnner leben. Die- ſes erkennen wir 1.) aus der Verhaͤltniß der Frauen und Maͤnner in allen Staͤdten. Es lebten 137012 Maͤnner und 158290 Frauen, alſo 21278 Frauens mehr. Alle dieſe haben Maͤnner gehabt, folglich ſind ſo viel mehr Maͤnner als Frauen zeitiger ge- ſtorben. In denen Liſten vom Lande iſt dieſes nicht ſo mercklich, weil die Bauers-Leute, ſo lange ſie noch bey guten Jahren, und ſie nicht Luſt haben de- nen Kindern das Brod zu geben, wieder heyrathen, und auch hierzu nicht ſo viele Hinderniſſe finden als die in Staͤdten. 2.) Es beweiſen auch ſolches die auf dem Lande lebende alte Eltern, indem in denen 50 Doͤrffern, bey denen ſie beſonders bemercket, nochmahl ſo viel alte Frauen als Maͤnner leben. Eben dieſes findet ſich auch bey denen Hausleuten, wo faſt noch mahl ſo viel Frauen als Maͤnner. Dieſe Hausleute ſind auch mehrentheils alte Leute, die gemeiniglich ſpaͤt heyrathen, und ſich taͤglich von ſchwehrer Hand-Arbeit ernaͤhren, ſonderlich die Maͤnner. Auch erhellet aus denen Sterbe-Liſten einiger Staͤdte, wo das Geſchlecht in maͤnnlichen Jahren bemercket, daß durchgaͤngig mehr Maͤnner ſterben als Frauen, daß daher mehr Wittwen als Wittwer ſeyn muͤſſen, und daß folglich auch die Zahl der ſter- benden Wittwen muͤſſe groͤſſer ſeyn als der Wittwer. In Breßlau ſind in 10 Jahren geſtorben 2626 Maͤnner, 1497 Frauen und 1771 Wittwen. In Dreßden ſind vom Jahr 1720-1725 geſtorben, 1080

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/216>, abgerufen am 23.11.2024.