Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.Von der Fruchtbarkeit Gegenden und die oft weit entlegene Wiesen esnicht anders verstatten. Von dieser Fruchtbarkeit der Dalecarlier und anderer Schweden, schliessen nun die meisten Scribenten so gleich auf die Menge Menschen, und sehen selbige als die Ursäch hievon an. Schweden soll und muß daher Vagina gen- tium oder die Pflantz-Schule der Völcker gewesen seyn. Allein es ist (§. 36.) die Unrichtigkeit dieses Schlusses erwiesen. Daß aber Dalecarlien nebst dem, daß es sehr fruchtbar, auch zugleich voller Menschen ist, hat seine andere gute und hinlängliche Ursachen. Die Leute wohnen 1.) in einer bergich- ten Gegend, die vor allen wegen der reinen Luft für gesund gehalten wird, daher es unter denen Berg- Schotten so viel und so sehr alte Leute giebt. 2.) Sie sind fast nicht aus dem Lande zu bringen, nicht mahl wohl in andere Schwedische Provincien, da- her bleibt alles beysammen. 3.) Sie sind zwar tref- liche Soldaten, welches die Dänen in Schonen er- fahren, aber sie sind in denen letzten Kriegen der Cron Schweden nicht so als die Finnen mitgenom- men. Ich möchte wohl wissen, ob die Pest in de- nen Jahren 1711. und 1712, die in Stockholm sehr aufgeräumet, auch nach Dalecarlien gekommen, und ob sie da viel Schaden gethan, ich vermuthe es fast nicht. 4.) Der Uberschuß der gebohrnen muß dort grösser seyn als hier zu Lande, weil man dort vom Fieber nichts weiß, wegen ihres Borcken-Brods. (§. 20.) Nun aber sind die Fieber hier und anders- wo eine der vornehmsten Ursachen des Todes vie- ler Menschen, denn in London sind unter 10 tausend sterbenden 1335. Menschen, so an Fiebern gestorben, die von der Summe ausmachen; in Wien und Berlin
Von der Fruchtbarkeit Gegenden und die oft weit entlegene Wieſen esnicht anders verſtatten. Von dieſer Fruchtbarkeit der Dalecarlier und anderer Schweden, ſchlieſſen nun die meiſten Scribenten ſo gleich auf die Menge Menſchen, und ſehen ſelbige als die Urſaͤch hievon an. Schweden ſoll und muß daher Vagina gen- tium oder die Pflantz-Schule der Voͤlcker geweſen ſeyn. Allein es iſt (§. 36.) die Unrichtigkeit dieſes Schluſſes erwieſen. Daß aber Dalecarlien nebſt dem, daß es ſehr fruchtbar, auch zugleich voller Menſchen iſt, hat ſeine andere gute und hinlaͤngliche Urſachen. Die Leute wohnen 1.) in einer bergich- ten Gegend, die vor allen wegen der reinen Luft fuͤr geſund gehalten wird, daher es unter denen Berg- Schotten ſo viel und ſo ſehr alte Leute giebt. 2.) Sie ſind faſt nicht aus dem Lande zu bringen, nicht mahl wohl in andere Schwediſche Provincien, da- her bleibt alles beyſammen. 3.) Sie ſind zwar tref- liche Soldaten, welches die Daͤnen in Schonen er- fahren, aber ſie ſind in denen letzten Kriegen der Cron Schweden nicht ſo als die Finnen mitgenom- men. Ich moͤchte wohl wiſſen, ob die Peſt in de- nen Jahren 1711. und 1712, die in Stockholm ſehr aufgeraͤumet, auch nach Dalecarlien gekommen, und ob ſie da viel Schaden gethan, ich vermuthe es faſt nicht. 4.) Der Uberſchuß der gebohrnen muß dort groͤſſer ſeyn als hier zu Lande, weil man dort vom Fieber nichts weiß, wegen ihres Borcken-Brods. (§. 20.) Nun aber ſind die Fieber hier und anders- wo eine der vornehmſten Urſachen des Todes vie- ler Menſchen, denn in London ſind unter 10 tauſend ſterbenden 1335. Menſchen, ſo an Fiebern geſtorben, die ⅐ von der Summe ausmachen; in Wien und Berlin
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Von der Fruchtbarkeit
Gegenden und die oft weit entlegene Wieſen es
nicht anders verſtatten. Von dieſer Fruchtbarkeit
der Dalecarlier und anderer Schweden, ſchlieſſen
nun die meiſten Scribenten ſo gleich auf die Menge
Menſchen, und ſehen ſelbige als die Urſaͤch hievon
an. Schweden ſoll und muß daher Vagina gen-
tium oder die Pflantz-Schule der Voͤlcker geweſen
ſeyn. Allein es iſt (§. 36.) die Unrichtigkeit dieſes
Schluſſes erwieſen. Daß aber Dalecarlien nebſt
dem, daß es ſehr fruchtbar, auch zugleich voller
Menſchen iſt, hat ſeine andere gute und hinlaͤngliche
Urſachen. Die Leute wohnen 1.) in einer bergich-
ten Gegend, die vor allen wegen der reinen Luft fuͤr
geſund gehalten wird, daher es unter denen Berg-
Schotten ſo viel und ſo ſehr alte Leute giebt. 2.) Sie
ſind faſt nicht aus dem Lande zu bringen, nicht
mahl wohl in andere Schwediſche Provincien, da-
her bleibt alles beyſammen. 3.) Sie ſind zwar tref-
liche Soldaten, welches die Daͤnen in Schonen er-
fahren, aber ſie ſind in denen letzten Kriegen der
Cron Schweden nicht ſo als die Finnen mitgenom-
men. Ich moͤchte wohl wiſſen, ob die Peſt in de-
nen Jahren 1711. und 1712, die in Stockholm ſehr
aufgeraͤumet, auch nach Dalecarlien gekommen, und
ob ſie da viel Schaden gethan, ich vermuthe es faſt
nicht. 4.) Der Uberſchuß der gebohrnen muß dort
groͤſſer ſeyn als hier zu Lande, weil man dort vom
Fieber nichts weiß, wegen ihres Borcken-Brods.
(§. 20.) Nun aber ſind die Fieber hier und anders-
wo eine der vornehmſten Urſachen des Todes vie-
ler Menſchen, denn in London ſind unter 10 tauſend
ſterbenden 1335. Menſchen, ſo an Fiebern geſtorben,
die ⅐ von der Summe ausmachen; in Wien und
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