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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von denen Hindernissen der Vermehrung
damahls ordentlich gestorbenen, die 11 bis 1200.
ausmachte, setzen, daß Breßlau in denen Zeiten
30 tausend Einwohner gehabt, dessen Möglichkeit
unten wird bewiesen werden: so folget, daß Breß-
lau in jedesmahliger Pest, eine in die andere gerech-
net, 1/5 Einwohner verlohren, welches mit des Petty
Rechnung von London sehr genau zutrift. In der
Pest 1633. fehlte nicht viel an der Hälfte. 1568.
war der Verlust über 1/4. Im Jahr 1585. fast 1/4.
Im Jahr 1543. just 1/5 . 1599. beynahe 1/8 . In
denen Jahren 1572. und 1613. war sie am gelinde-
sten, indem sie sich mit bis Einwohner be-
gnügte. Das Jahr 1625. hat auch 3 tausend also
über noch einmahl so viel todte, weil aber Herr D.
Kundmann solches nicht als pestilentzialisch angege-
ben, so mag wohl solches von einer heftigen epide-
mischen Seuche hergerühret seyn. Dieser grosse
Schade ist in Breßlau bald wieder ersetzet worden,
weil der Ort gute Nahrung und Handel hat. Wie
muß es aber um die Jahre 1630. auf dem Lande
ausgesehen haben? Und da Schlesien mit der Chur-
Marck Brandenburg grentzet, so vermuthe ich,
daß diese gleichfals an denen vielen Pesten Theil ge-
habt, und es läßt sich daher sehr wohl begreiffen,
warum es hier zu Lande vor 100. Jahren so wüste
ausgesehen, so daß viele jetzt wieder bewohnte Dörf-
fer, damahls gantz unbebauet darnieder gelegen.

4.) Wien hat gleichfals mehr gestorbene als
gebohrne, und kommt London in diesem Stücke
sehr nahe, und weit näher als Paris. In 10. Jah-
ren von 1717--1726. verhalten sich die gebohrne
zu denen verstorbenen wie 10 zu 13. oder 100 zu
136. Die beide letzte Jahre scheinen besser gewesen

zu

Von denen Hinderniſſen der Vermehrung
damahls ordentlich geſtorbenen, die 11 bis 1200.
ausmachte, ſetzen, daß Breßlau in denen Zeiten
30 tauſend Einwohner gehabt, deſſen Moͤglichkeit
unten wird bewieſen werden: ſo folget, daß Breß-
lau in jedesmahliger Peſt, eine in die andere gerech-
net, ⅕ Einwohner verlohren, welches mit des Petty
Rechnung von London ſehr genau zutrift. In der
Peſt 1633. fehlte nicht viel an der Haͤlfte. 1568.
war der Verluſt uͤber ¼. Im Jahr 1585. faſt ¼.
Im Jahr 1543. juſt ⅕. 1599. beynahe ⅛. In
denen Jahren 1572. und 1613. war ſie am gelinde-
ſten, indem ſie ſich mit bis Einwohner be-
gnuͤgte. Das Jahr 1625. hat auch 3 tauſend alſo
uͤber noch einmahl ſo viel todte, weil aber Herr D.
Kundmann ſolches nicht als peſtilentzialiſch angege-
ben, ſo mag wohl ſolches von einer heftigen epide-
miſchen Seuche hergeruͤhret ſeyn. Dieſer groſſe
Schade iſt in Breßlau bald wieder erſetzet worden,
weil der Ort gute Nahrung und Handel hat. Wie
muß es aber um die Jahre 1630. auf dem Lande
ausgeſehen haben? Und da Schleſien mit der Chur-
Marck Brandenburg grentzet, ſo vermuthe ich,
daß dieſe gleichfals an denen vielen Peſten Theil ge-
habt, und es laͤßt ſich daher ſehr wohl begreiffen,
warum es hier zu Lande vor 100. Jahren ſo wuͤſte
ausgeſehen, ſo daß viele jetzt wieder bewohnte Doͤrf-
fer, damahls gantz unbebauet darnieder gelegen.

4.) Wien hat gleichfals mehr geſtorbene als
gebohrne, und kommt London in dieſem Stuͤcke
ſehr nahe, und weit naͤher als Paris. In 10. Jah-
ren von 1717--1726. verhalten ſich die gebohrne
zu denen verſtorbenen wie 10 zu 13. oder 100 zu
136. Die beide letzte Jahre ſcheinen beſſer geweſen

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[58/0104] Von denen Hinderniſſen der Vermehrung damahls ordentlich geſtorbenen, die 11 bis 1200. ausmachte, ſetzen, daß Breßlau in denen Zeiten 30 tauſend Einwohner gehabt, deſſen Moͤglichkeit unten wird bewieſen werden: ſo folget, daß Breß- lau in jedesmahliger Peſt, eine in die andere gerech- net, ⅕ Einwohner verlohren, welches mit des Petty Rechnung von London ſehr genau zutrift. In der Peſt 1633. fehlte nicht viel an der Haͤlfte. 1568. war der Verluſt uͤber ¼. Im Jahr 1585. faſt ¼. Im Jahr 1543. juſt ⅕. 1599. beynahe ⅛. In denen Jahren 1572. und 1613. war ſie am gelinde- ſten, indem ſie ſich mit [FORMEL] bis [FORMEL] Einwohner be- gnuͤgte. Das Jahr 1625. hat auch 3 tauſend alſo uͤber noch einmahl ſo viel todte, weil aber Herr D. Kundmann ſolches nicht als peſtilentzialiſch angege- ben, ſo mag wohl ſolches von einer heftigen epide- miſchen Seuche hergeruͤhret ſeyn. Dieſer groſſe Schade iſt in Breßlau bald wieder erſetzet worden, weil der Ort gute Nahrung und Handel hat. Wie muß es aber um die Jahre 1630. auf dem Lande ausgeſehen haben? Und da Schleſien mit der Chur- Marck Brandenburg grentzet, ſo vermuthe ich, daß dieſe gleichfals an denen vielen Peſten Theil ge- habt, und es laͤßt ſich daher ſehr wohl begreiffen, warum es hier zu Lande vor 100. Jahren ſo wuͤſte ausgeſehen, ſo daß viele jetzt wieder bewohnte Doͤrf- fer, damahls gantz unbebauet darnieder gelegen. 4.) Wien hat gleichfals mehr geſtorbene als gebohrne, und kommt London in dieſem Stuͤcke ſehr nahe, und weit naͤher als Paris. In 10. Jah- ren von 1717--1726. verhalten ſich die gebohrne zu denen verſtorbenen wie 10 zu 13. oder 100 zu 136. Die beide letzte Jahre ſcheinen beſſer geweſen zu

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/104>, abgerufen am 27.11.2024.