Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

"Nicht möglich!" sprach sie wiederholt leise vor sich hin.

Herr Deaken versicherte ihr nochmals, daß es wahr sei.

Die junge Frau fuhr fort:

"Und wenn auch - wie kann er den Kotillion vortanzen? Das ist ja eine Art Wissenschaft, die er nicht kennt."

"Das war auch seine erste Antwort, als Frau von Werner ihn zu Fräulein Stella führte. Aber sie, seinen Arm nehmend, erklärte kategorisch: Das ist meine Sache. Und sie eilten fort, das Nötige zu holen."

Nun wirbelten die verschiedensten Gedanken durch den Kopf der jungen Frau; sie konnte das Gehörte kaum glauben. Wie hatte er sich so schnell ändern können! Seine Ansichten über das Tanzen hatte sie ja noch gestern vernommen! Und heute - er selbst ein rasender Tänzer! Ein schmerzlicher Zug legte sich über das Gesicht der jungen Frau und sie seufzte laut auf.

"Ich versichere Sie," erzählte Herr Deaken weiter, "es steht ihm ganz famos. Während Fraulein Stella mir einen blauen Schmetterling mitten auf das Herz steckte, sagte sie: ,Ach, Herr Deaken, eilen Sie doch zu Mama, nein, zu Mira, - wissen Sie, sie ist doch

„Nicht möglich!“ sprach sie wiederholt leise vor sich hin.

Herr Deaken versicherte ihr nochmals, daß es wahr sei.

Die junge Frau fuhr fort:

„Und wenn auch – wie kann er den Kotillion vortanzen? Das ist ja eine Art Wissenschaft, die er nicht kennt.“

„Das war auch seine erste Antwort, als Frau von Werner ihn zu Fräulein Stella führte. Aber sie, seinen Arm nehmend, erklärte kategorisch: Das ist meine Sache. Und sie eilten fort, das Nötige zu holen.“

Nun wirbelten die verschiedensten Gedanken durch den Kopf der jungen Frau; sie konnte das Gehörte kaum glauben. Wie hatte er sich so schnell ändern können! Seine Ansichten über das Tanzen hatte sie ja noch gestern vernommen! Und heute – er selbst ein rasender Tänzer! Ein schmerzlicher Zug legte sich über das Gesicht der jungen Frau und sie seufzte laut auf.

„Ich versichere Sie,“ erzählte Herr Deaken weiter, „es steht ihm ganz famos. Während Fraulein Stella mir einen blauen Schmetterling mitten auf das Herz steckte, sagte sie: ‚Ach, Herr Deaken, eilen Sie doch zu Mama, nein, zu Mira, – wissen Sie, sie ist doch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0096" n="95"/>
        <p>&#x201E;Nicht möglich!&#x201C; sprach sie wiederholt leise vor sich hin.</p>
        <p>Herr Deaken versicherte ihr nochmals, daß es wahr sei.</p>
        <p>Die junge Frau fuhr fort:</p>
        <p>&#x201E;Und wenn auch &#x2013; wie kann er den Kotillion vortanzen? Das ist ja eine Art Wissenschaft, die er nicht kennt.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Das war auch seine erste Antwort, als Frau von Werner ihn zu Fräulein Stella führte. Aber sie, seinen Arm nehmend, erklärte kategorisch: Das ist meine Sache. Und sie eilten fort, das Nötige zu holen.&#x201C;</p>
        <p>Nun wirbelten die verschiedensten Gedanken durch den Kopf der jungen Frau; sie konnte das Gehörte kaum glauben. Wie hatte er sich so schnell ändern können! Seine Ansichten über das Tanzen hatte sie ja noch gestern vernommen! Und heute &#x2013; er selbst ein rasender Tänzer! Ein schmerzlicher Zug legte sich über das Gesicht der jungen Frau und sie seufzte laut auf.</p>
        <p>&#x201E;Ich versichere Sie,&#x201C; erzählte Herr Deaken weiter, &#x201E;es steht ihm ganz famos. Während Fraulein Stella mir einen blauen Schmetterling mitten auf das Herz steckte, sagte sie: &#x201A;Ach, Herr Deaken, eilen Sie doch zu Mama, nein, zu Mira, &#x2013; wissen Sie, sie ist doch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0096] „Nicht möglich!“ sprach sie wiederholt leise vor sich hin. Herr Deaken versicherte ihr nochmals, daß es wahr sei. Die junge Frau fuhr fort: „Und wenn auch – wie kann er den Kotillion vortanzen? Das ist ja eine Art Wissenschaft, die er nicht kennt.“ „Das war auch seine erste Antwort, als Frau von Werner ihn zu Fräulein Stella führte. Aber sie, seinen Arm nehmend, erklärte kategorisch: Das ist meine Sache. Und sie eilten fort, das Nötige zu holen.“ Nun wirbelten die verschiedensten Gedanken durch den Kopf der jungen Frau; sie konnte das Gehörte kaum glauben. Wie hatte er sich so schnell ändern können! Seine Ansichten über das Tanzen hatte sie ja noch gestern vernommen! Und heute – er selbst ein rasender Tänzer! Ein schmerzlicher Zug legte sich über das Gesicht der jungen Frau und sie seufzte laut auf. „Ich versichere Sie,“ erzählte Herr Deaken weiter, „es steht ihm ganz famos. Während Fraulein Stella mir einen blauen Schmetterling mitten auf das Herz steckte, sagte sie: ‚Ach, Herr Deaken, eilen Sie doch zu Mama, nein, zu Mira, – wissen Sie, sie ist doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/96
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/96>, abgerufen am 24.11.2024.