Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905"Nein, kleine Unschuld." "Ich kenne die Synonyma, aber der dümmere von uns beiden bin doch vielleicht nicht ich, lieber Meister." "Wie denn auch!" sagte er ironisch und machte eine tiefe Verbeugung. Stella stieß ihr Dreirad an einen Baum und setzte sich auf den Boden: "Kleiner Fred, seien Sie lieb und schenken Sie mir eine Zigarette." "Fräulein Stella, wo denken Sie hin. - Was würden Frau von Ellissen und die Miß dazu sagen, wenn man Sie sähe?" "Mama? ist sie denn hier?" "Nein, aber - -" "Wie, Sie wollten also geradewegs zu ihr, mich wegen dieser strafbaren Handlung anzuzeigen? Sie sind mir ein ganz scharmanter Jüngling! Danke! Von dieser Seite kannte ich Sie noch nicht. Aber ich glaube es gar nicht. Schnell - eine Zigarette - ich vergehe vor Lust!" "Es wird Ihnen schlecht bekommen, Fräulein Stella!" „Nein, kleine Unschuld.“ „Ich kenne die Synonyma, aber der dümmere von uns beiden bin doch vielleicht nicht ich, lieber Meister.“ „Wie denn auch!“ sagte er ironisch und machte eine tiefe Verbeugung. Stella stieß ihr Dreirad an einen Baum und setzte sich auf den Boden: „Kleiner Fred, seien Sie lieb und schenken Sie mir eine Zigarette.“ „Fräulein Stella, wo denken Sie hin. – Was würden Frau von Ellissen und die Miß dazu sagen, wenn man Sie sähe?“ „Mama? ist sie denn hier?“ „Nein, aber – –“ „Wie, Sie wollten also geradewegs zu ihr, mich wegen dieser strafbaren Handlung anzuzeigen? Sie sind mir ein ganz scharmanter Jüngling! Danke! Von dieser Seite kannte ich Sie noch nicht. Aber ich glaube es gar nicht. Schnell – eine Zigarette – ich vergehe vor Lust!“ „Es wird Ihnen schlecht bekommen, Fräulein Stella!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0047" n="46"/> <p>„Nein, kleine Unschuld.“</p> <p>„Ich kenne die Synonyma, aber der dümmere von uns beiden bin doch vielleicht nicht ich, lieber Meister.“</p> <p>„Wie denn auch!“ sagte er ironisch und machte eine tiefe Verbeugung.</p> <p>Stella stieß ihr Dreirad an einen Baum und setzte sich auf den Boden:</p> <p>„Kleiner Fred, seien Sie lieb und schenken Sie mir eine Zigarette.“</p> <p>„Fräulein Stella, wo denken Sie hin. – Was würden Frau von Ellissen und die Miß dazu sagen, wenn man Sie sähe?“</p> <p>„Mama? ist sie denn hier?“</p> <p>„Nein, aber – –“</p> <p>„Wie, Sie wollten also geradewegs zu ihr, mich wegen dieser strafbaren Handlung anzuzeigen? Sie sind mir ein ganz scharmanter Jüngling! Danke! Von dieser Seite kannte ich Sie noch nicht. Aber ich glaube es gar nicht. Schnell – eine Zigarette – ich vergehe vor Lust!“</p> <p>„Es wird Ihnen schlecht bekommen, Fräulein Stella!“</p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0047]
„Nein, kleine Unschuld.“
„Ich kenne die Synonyma, aber der dümmere von uns beiden bin doch vielleicht nicht ich, lieber Meister.“
„Wie denn auch!“ sagte er ironisch und machte eine tiefe Verbeugung.
Stella stieß ihr Dreirad an einen Baum und setzte sich auf den Boden:
„Kleiner Fred, seien Sie lieb und schenken Sie mir eine Zigarette.“
„Fräulein Stella, wo denken Sie hin. – Was würden Frau von Ellissen und die Miß dazu sagen, wenn man Sie sähe?“
„Mama? ist sie denn hier?“
„Nein, aber – –“
„Wie, Sie wollten also geradewegs zu ihr, mich wegen dieser strafbaren Handlung anzuzeigen? Sie sind mir ein ganz scharmanter Jüngling! Danke! Von dieser Seite kannte ich Sie noch nicht. Aber ich glaube es gar nicht. Schnell – eine Zigarette – ich vergehe vor Lust!“
„Es wird Ihnen schlecht bekommen, Fräulein Stella!“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/47 |
Zitationshilfe: | Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/47>, abgerufen am 16.07.2024. |