Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

"Das ist falsch!" erwiderte Frau von Ellissen gereizt.

"Also nein, da Sie es leugnen. Die Kleider vom vorigen Jahr waren nicht mehr herzurichten, der Winter war rauh, Sie haben viel verschenkt, sehr viel, und weil für Fräulein Stella eine neue Toilette notwendig gewesen wäre, so hat Frau von Ellissen auf den Ball verzichtet. Ihr Kleid ist auf Kinderwäsche, Bettdecken und ähnliches aufgegangen."

"Was ist's weiter für ein großes Opfer," beteuerte die junge Frau, "seinen Abend nicht mit blödem Geschwätz zu verlieren. Seit ich nicht mehr tanze, langweilen mich diese Schaustellungen. Man schwätzt, man klatscht, man lästert und meine Gewohnheit tätig zu sein, läßt mich diese gespreizte Parade im Lehnsessel schwer ertragen."

"Egoistin," murmelte Fred.

Mira warf ihm einen fragenden Blick zu.

"Daran denken Sie nicht," fuhr Baron Seuriet fort, "daß Sie mich einer meiner größten Freuden berauben, der Freude, Ihre herrlichen Schultern und Arme entblößt zu sehen, mir vorzustellen, daß Sie meinetwegen so schön geschmückt, meinetwegen anwesend sind, um mir ein wenig von Ihrer Schönheit zu schenken. Die wenigen Male, da ich Sie in dieser

„Das ist falsch!“ erwiderte Frau von Ellissen gereizt.

„Also nein, da Sie es leugnen. Die Kleider vom vorigen Jahr waren nicht mehr herzurichten, der Winter war rauh, Sie haben viel verschenkt, sehr viel, und weil für Fräulein Stella eine neue Toilette notwendig gewesen wäre, so hat Frau von Ellissen auf den Ball verzichtet. Ihr Kleid ist auf Kinderwäsche, Bettdecken und ähnliches aufgegangen.“

„Was ist’s weiter für ein großes Opfer,“ beteuerte die junge Frau, „seinen Abend nicht mit blödem Geschwätz zu verlieren. Seit ich nicht mehr tanze, langweilen mich diese Schaustellungen. Man schwätzt, man klatscht, man lästert und meine Gewohnheit tätig zu sein, läßt mich diese gespreizte Parade im Lehnsessel schwer ertragen.“

„Egoistin,“ murmelte Fred.

Mira warf ihm einen fragenden Blick zu.

„Daran denken Sie nicht,“ fuhr Baron Seuriet fort, „daß Sie mich einer meiner größten Freuden berauben, der Freude, Ihre herrlichen Schultern und Arme entblößt zu sehen, mir vorzustellen, daß Sie meinetwegen so schön geschmückt, meinetwegen anwesend sind, um mir ein wenig von Ihrer Schönheit zu schenken. Die wenigen Male, da ich Sie in dieser

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0033" n="32"/>
        <p>&#x201E;Das ist falsch!&#x201C; erwiderte Frau von Ellissen gereizt.</p>
        <p>&#x201E;Also nein, da Sie es leugnen. Die Kleider vom vorigen Jahr waren nicht mehr herzurichten, der Winter war rauh, Sie haben viel verschenkt, sehr viel, und weil für Fräulein Stella eine neue Toilette notwendig gewesen wäre, so hat Frau von Ellissen auf den Ball verzichtet. Ihr Kleid ist auf Kinderwäsche, Bettdecken und ähnliches aufgegangen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Was ist&#x2019;s weiter für ein großes Opfer,&#x201C; beteuerte die junge Frau, &#x201E;seinen Abend nicht mit blödem Geschwätz zu verlieren. Seit ich nicht mehr tanze, langweilen mich diese Schaustellungen. Man schwätzt, man klatscht, man lästert und meine Gewohnheit tätig zu sein, läßt mich diese gespreizte Parade im Lehnsessel schwer ertragen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Egoistin,&#x201C; murmelte Fred.</p>
        <p>Mira warf ihm einen fragenden Blick zu.</p>
        <p>&#x201E;Daran denken Sie nicht,&#x201C; fuhr Baron Seuriet fort, &#x201E;daß Sie mich einer meiner größten Freuden berauben, der Freude, Ihre herrlichen Schultern und Arme entblößt zu sehen, mir vorzustellen, daß Sie meinetwegen so schön geschmückt, meinetwegen anwesend sind, um mir ein wenig von Ihrer Schönheit zu schenken. Die wenigen Male, da ich Sie in dieser
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0033] „Das ist falsch!“ erwiderte Frau von Ellissen gereizt. „Also nein, da Sie es leugnen. Die Kleider vom vorigen Jahr waren nicht mehr herzurichten, der Winter war rauh, Sie haben viel verschenkt, sehr viel, und weil für Fräulein Stella eine neue Toilette notwendig gewesen wäre, so hat Frau von Ellissen auf den Ball verzichtet. Ihr Kleid ist auf Kinderwäsche, Bettdecken und ähnliches aufgegangen.“ „Was ist’s weiter für ein großes Opfer,“ beteuerte die junge Frau, „seinen Abend nicht mit blödem Geschwätz zu verlieren. Seit ich nicht mehr tanze, langweilen mich diese Schaustellungen. Man schwätzt, man klatscht, man lästert und meine Gewohnheit tätig zu sein, läßt mich diese gespreizte Parade im Lehnsessel schwer ertragen.“ „Egoistin,“ murmelte Fred. Mira warf ihm einen fragenden Blick zu. „Daran denken Sie nicht,“ fuhr Baron Seuriet fort, „daß Sie mich einer meiner größten Freuden berauben, der Freude, Ihre herrlichen Schultern und Arme entblößt zu sehen, mir vorzustellen, daß Sie meinetwegen so schön geschmückt, meinetwegen anwesend sind, um mir ein wenig von Ihrer Schönheit zu schenken. Die wenigen Male, da ich Sie in dieser

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/33
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/33>, abgerufen am 28.11.2024.