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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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Sie schwiegen, und jedes verfolgte seine Träume, während sie langsam, geneigten Hauptes Seite an Seite die Allee entlang schritten, deren Ulmen schon das zarte Grün der ersten Blätter entsproß. Der zarte, von Veilchen durchwirkte Rasen umsäumte die Allee, deren frisch gestreuter Glimmersand in der Sonne glitzerte. Ländliche Bänke standen rechts und links in Abständen bis an die Grenzen des Parks, der durch eine Terrasse abgeschlossen war. Bei dieser Terrasse bildete der Fluß eine kleine Bucht, in der stumm und regungslos das Gewässer zu schlafen schien.

Die Stille des von Wiesen umgebenen Parks wurde in dieser nassen stummen Umgebung noch fühlbarer, in der das Geräusch der fernen Stadt und ihrer Kais sich brach und verhallte. Jenseits der Terrasse, der Wiesen, der Gärten, der zerstreuten niederen Häuschen erhob sich die Stadt. Sie erschien hoch, dicht und massiv und ihr eckiger Turm ragte wie der Wachtturm einer finstern Burg in die Lüfte.

An dieser Stelle genoß Mira oft den Reiz der Einsamkeit und ließ ihre Blicke über jede Einzelheit der ihr so lange bekannten Gegend schweifen. Sie konnte lange schauen, ohne daß etwas unerwartetes ihre einsamen Träumereien gestört hätte; selbst

Sie schwiegen, und jedes verfolgte seine Träume, während sie langsam, geneigten Hauptes Seite an Seite die Allee entlang schritten, deren Ulmen schon das zarte Grün der ersten Blätter entsproß. Der zarte, von Veilchen durchwirkte Rasen umsäumte die Allee, deren frisch gestreuter Glimmersand in der Sonne glitzerte. Ländliche Bänke standen rechts und links in Abständen bis an die Grenzen des Parks, der durch eine Terrasse abgeschlossen war. Bei dieser Terrasse bildete der Fluß eine kleine Bucht, in der stumm und regungslos das Gewässer zu schlafen schien.

Die Stille des von Wiesen umgebenen Parks wurde in dieser nassen stummen Umgebung noch fühlbarer, in der das Geräusch der fernen Stadt und ihrer Kais sich brach und verhallte. Jenseits der Terrasse, der Wiesen, der Gärten, der zerstreuten niederen Häuschen erhob sich die Stadt. Sie erschien hoch, dicht und massiv und ihr eckiger Turm ragte wie der Wachtturm einer finstern Burg in die Lüfte.

An dieser Stelle genoß Mira oft den Reiz der Einsamkeit und ließ ihre Blicke über jede Einzelheit der ihr so lange bekannten Gegend schweifen. Sie konnte lange schauen, ohne daß etwas unerwartetes ihre einsamen Träumereien gestört hätte; selbst

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[26/0027] Sie schwiegen, und jedes verfolgte seine Träume, während sie langsam, geneigten Hauptes Seite an Seite die Allee entlang schritten, deren Ulmen schon das zarte Grün der ersten Blätter entsproß. Der zarte, von Veilchen durchwirkte Rasen umsäumte die Allee, deren frisch gestreuter Glimmersand in der Sonne glitzerte. Ländliche Bänke standen rechts und links in Abständen bis an die Grenzen des Parks, der durch eine Terrasse abgeschlossen war. Bei dieser Terrasse bildete der Fluß eine kleine Bucht, in der stumm und regungslos das Gewässer zu schlafen schien. Die Stille des von Wiesen umgebenen Parks wurde in dieser nassen stummen Umgebung noch fühlbarer, in der das Geräusch der fernen Stadt und ihrer Kais sich brach und verhallte. Jenseits der Terrasse, der Wiesen, der Gärten, der zerstreuten niederen Häuschen erhob sich die Stadt. Sie erschien hoch, dicht und massiv und ihr eckiger Turm ragte wie der Wachtturm einer finstern Burg in die Lüfte. An dieser Stelle genoß Mira oft den Reiz der Einsamkeit und ließ ihre Blicke über jede Einzelheit der ihr so lange bekannten Gegend schweifen. Sie konnte lange schauen, ohne daß etwas unerwartetes ihre einsamen Träumereien gestört hätte; selbst

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/27>, abgerufen am 22.11.2024.