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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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"Eines ist sicher," dachte er, ... mein Leben ist verloren. Ich werde mich töten. Verflucht sei meine elende Schwäche. Sie wird meine Schuld tilgen, indem sie Stella von mir befreit. - Aber warum hatte sie das Verlangen meine Frau zu werden?! ... Mira! ... Mira! ... Wie glücklich hätten wir sein können! Aber ich habe nicht mehr die Kraft zu arbeiten, sie heute anzurufen! Es scheint mir, als ob mein Herz seinen Platz verändert und die Stelle meines Gehirnes eingenommen hättet. Dort schlägt es nun, dort leidet es. Und der Liebesschmerz hat mein Genie verscheucht. Ich hätte geliebt werden müssen und ich wurde es nicht. Eine einzige Frau hatte ihr Herz an mein Herz gelegt ... und diese Frau hat mich einer anderen gegeben, denn sie glaubte mein Glück damit zu begründen. O! Mira! wenn sie mich behalten hätte! Ja, sie hatte Angst zu alt für mich zu sein ... und jetzt sind ihre Haare noch nicht gebleicht ... wie die meinen, ihre Stirne noch nicht getrübt. Mir wäre der Balsam der Liebe zuteil geworden ... o! Mira! Mira! ... Du bist jung mit deinen dreißig Jahren, und ich bin ein Greis!

"Wahrlich," sagte die Baronin ... mit erheuchelter Verlassenheit, "ich langweile mich sehr.

„Eines ist sicher,“ dachte er, … mein Leben ist verloren. Ich werde mich töten. Verflucht sei meine elende Schwäche. Sie wird meine Schuld tilgen, indem sie Stella von mir befreit. – Aber warum hatte sie das Verlangen meine Frau zu werden?! … Mira! … Mira! … Wie glücklich hätten wir sein können! Aber ich habe nicht mehr die Kraft zu arbeiten, sie heute anzurufen! Es scheint mir, als ob mein Herz seinen Platz verändert und die Stelle meines Gehirnes eingenommen hättet. Dort schlägt es nun, dort leidet es. Und der Liebesschmerz hat mein Genie verscheucht. Ich hätte geliebt werden müssen und ich wurde es nicht. Eine einzige Frau hatte ihr Herz an mein Herz gelegt … und diese Frau hat mich einer anderen gegeben, denn sie glaubte mein Glück damit zu begründen. O! Mira! wenn sie mich behalten hätte! Ja, sie hatte Angst zu alt für mich zu sein … und jetzt sind ihre Haare noch nicht gebleicht … wie die meinen, ihre Stirne noch nicht getrübt. Mir wäre der Balsam der Liebe zuteil geworden … o! Mira! Mira! … Du bist jung mit deinen dreißig Jahren, und ich bin ein Greis!

„Wahrlich,“ sagte die Baronin … mit erheuchelter Verlassenheit, „ich langweile mich sehr.

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[268/0269] „Eines ist sicher,“ dachte er, … mein Leben ist verloren. Ich werde mich töten. Verflucht sei meine elende Schwäche. Sie wird meine Schuld tilgen, indem sie Stella von mir befreit. – Aber warum hatte sie das Verlangen meine Frau zu werden?! … Mira! … Mira! … Wie glücklich hätten wir sein können! Aber ich habe nicht mehr die Kraft zu arbeiten, sie heute anzurufen! Es scheint mir, als ob mein Herz seinen Platz verändert und die Stelle meines Gehirnes eingenommen hättet. Dort schlägt es nun, dort leidet es. Und der Liebesschmerz hat mein Genie verscheucht. Ich hätte geliebt werden müssen und ich wurde es nicht. Eine einzige Frau hatte ihr Herz an mein Herz gelegt … und diese Frau hat mich einer anderen gegeben, denn sie glaubte mein Glück damit zu begründen. O! Mira! wenn sie mich behalten hätte! Ja, sie hatte Angst zu alt für mich zu sein … und jetzt sind ihre Haare noch nicht gebleicht … wie die meinen, ihre Stirne noch nicht getrübt. Mir wäre der Balsam der Liebe zuteil geworden … o! Mira! Mira! … Du bist jung mit deinen dreißig Jahren, und ich bin ein Greis! „Wahrlich,“ sagte die Baronin … mit erheuchelter Verlassenheit, „ich langweile mich sehr.

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/269>, abgerufen am 06.05.2024.