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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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"O, ich fordere gar nichts, mein Lieber. Ich fühle mich, ich gestehe es, ganz vereinsamt. Lassen sie mich. Sie erreichen heute nichts und wir könnten am Ende noch Zank miteinander bekommen. Gehen Sie; und wer weiß ... eines Tages vielleicht, an einem anderen Ort ... der mich mehr beeinflußt ... in einem glücklicheren Augenblick ... ich bin nervös seit einigen Tagen. Und wenn das über mich kommt, so weiß ich nicht mehr, was ich will. Die Krankheit des Willens. Ich werde mich bemühen, sie zu kurieren und hoffe, daß wir uns wiederfinden."

Plötzlich dachte Fernand daran, daß bei ihm zu Hause die Minuten bis zu seiner Ankunft gezählt würden. An seinem unmerklichen Zurückweichen, und an seinem veränderten Blicken konnte man bemerken, daß er daran dachte.

Er seufzte:

"Also auf Wiedersehen! Meine schöne, vielgeliebte Stella! ... Ich trage Sie in meinem Herzen ... auf Wiedersehen!"

"Sie werden jeden Morgen Briefe von mir erhalten. Ich werde Ihnen schreiben, wohin ich Antwort erwarte ... Bleiben wir gute Freunde!"

„O, ich fordere gar nichts, mein Lieber. Ich fühle mich, ich gestehe es, ganz vereinsamt. Lassen sie mich. Sie erreichen heute nichts und wir könnten am Ende noch Zank miteinander bekommen. Gehen Sie; und wer weiß … eines Tages vielleicht, an einem anderen Ort … der mich mehr beeinflußt … in einem glücklicheren Augenblick … ich bin nervös seit einigen Tagen. Und wenn das über mich kommt, so weiß ich nicht mehr, was ich will. Die Krankheit des Willens. Ich werde mich bemühen, sie zu kurieren und hoffe, daß wir uns wiederfinden.“

Plötzlich dachte Fernand daran, daß bei ihm zu Hause die Minuten bis zu seiner Ankunft gezählt würden. An seinem unmerklichen Zurückweichen, und an seinem veränderten Blicken konnte man bemerken, daß er daran dachte.

Er seufzte:

„Also auf Wiedersehen! Meine schöne, vielgeliebte Stella! … Ich trage Sie in meinem Herzen … auf Wiedersehen!“

„Sie werden jeden Morgen Briefe von mir erhalten. Ich werde Ihnen schreiben, wohin ich Antwort erwarte … Bleiben wir gute Freunde!“

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[262/0263] „O, ich fordere gar nichts, mein Lieber. Ich fühle mich, ich gestehe es, ganz vereinsamt. Lassen sie mich. Sie erreichen heute nichts und wir könnten am Ende noch Zank miteinander bekommen. Gehen Sie; und wer weiß … eines Tages vielleicht, an einem anderen Ort … der mich mehr beeinflußt … in einem glücklicheren Augenblick … ich bin nervös seit einigen Tagen. Und wenn das über mich kommt, so weiß ich nicht mehr, was ich will. Die Krankheit des Willens. Ich werde mich bemühen, sie zu kurieren und hoffe, daß wir uns wiederfinden.“ Plötzlich dachte Fernand daran, daß bei ihm zu Hause die Minuten bis zu seiner Ankunft gezählt würden. An seinem unmerklichen Zurückweichen, und an seinem veränderten Blicken konnte man bemerken, daß er daran dachte. Er seufzte: „Also auf Wiedersehen! Meine schöne, vielgeliebte Stella! … Ich trage Sie in meinem Herzen … auf Wiedersehen!“ „Sie werden jeden Morgen Briefe von mir erhalten. Ich werde Ihnen schreiben, wohin ich Antwort erwarte … Bleiben wir gute Freunde!“

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/263>, abgerufen am 06.05.2024.