Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

Die Rouleaux waren herabgelassen. Weit weg von dem Fauteuil, in dem Frau von Ellissen ruhte, stand die kleine Lampe mit dem rosa Spitzenschirm. Sie verbreitete einen schwachen Schein, ähnlich der Helligkeit der Nachtlampe eines Krankenzimmers. Diese Beleuchtung war einladend zu sanftem Hindämmern, zum Stillsitzen, ohne sich zu regen, zum Dämpfen der Stimme, zum Flüstern halb zu erratender Worte. Kein lautes Geräusch schien hier möglich, ebensowenig als man es sich einfallen ließe, im Halbdunkel einer Kapelle zu schreien.

"Ich werde ihm sagen ... ich werde ihm sagen, ja, daß mein Herz mein ganzes Wesen ihm gehört," wiederholte sich Mira. Er wird mir antworten, daß ich grausam bin.

Plötzlich ertönten scharf markierte Schritte auf den Fließen des Vorzimmers und die Türe wurde leise geöffnet.

Frau von Ellissen erschrak heftig und stieß einen Schrei aus.

"Ich bin es, falle nicht in Ohnmacht!" sagte Stella während sie eintrat.

"Ach!" sagte die junge Frau, und sah das Mädchen mit erschreckten Augen an.

Die Rouleaux waren herabgelassen. Weit weg von dem Fauteuil, in dem Frau von Ellissen ruhte, stand die kleine Lampe mit dem rosa Spitzenschirm. Sie verbreitete einen schwachen Schein, ähnlich der Helligkeit der Nachtlampe eines Krankenzimmers. Diese Beleuchtung war einladend zu sanftem Hindämmern, zum Stillsitzen, ohne sich zu regen, zum Dämpfen der Stimme, zum Flüstern halb zu erratender Worte. Kein lautes Geräusch schien hier möglich, ebensowenig als man es sich einfallen ließe, im Halbdunkel einer Kapelle zu schreien.

„Ich werde ihm sagen … ich werde ihm sagen, ja, daß mein Herz mein ganzes Wesen ihm gehört,“ wiederholte sich Mira. Er wird mir antworten, daß ich grausam bin.

Plötzlich ertönten scharf markierte Schritte auf den Fließen des Vorzimmers und die Türe wurde leise geöffnet.

Frau von Ellissen erschrak heftig und stieß einen Schrei aus.

„Ich bin es, falle nicht in Ohnmacht!“ sagte Stella während sie eintrat.

„Ach!“ sagte die junge Frau, und sah das Mädchen mit erschreckten Augen an.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0187" n="186"/>
        <p>Die Rouleaux waren herabgelassen. Weit weg von dem Fauteuil, in dem Frau von Ellissen ruhte, stand die kleine Lampe mit dem rosa Spitzenschirm. Sie verbreitete einen schwachen Schein, ähnlich der Helligkeit der Nachtlampe eines Krankenzimmers. Diese Beleuchtung war einladend zu sanftem Hindämmern, zum Stillsitzen, ohne sich zu regen, zum Dämpfen der Stimme, zum Flüstern halb zu erratender Worte. Kein lautes Geräusch schien hier möglich, ebensowenig als man es sich einfallen ließe, im Halbdunkel einer Kapelle zu schreien.</p>
        <p>&#x201E;Ich werde ihm sagen &#x2026; ich werde ihm sagen, ja, daß mein Herz mein ganzes Wesen ihm gehört,&#x201C; wiederholte sich Mira. Er wird mir antworten, daß ich grausam bin.</p>
        <p>Plötzlich ertönten scharf markierte Schritte auf den Fließen des Vorzimmers und die Türe wurde leise geöffnet.</p>
        <p>Frau von Ellissen erschrak heftig und stieß einen Schrei aus.</p>
        <p>&#x201E;Ich bin es, falle nicht in Ohnmacht!&#x201C; sagte Stella während sie eintrat.</p>
        <p>&#x201E;Ach!&#x201C; sagte die junge Frau, und sah das Mädchen mit erschreckten Augen an.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0187] Die Rouleaux waren herabgelassen. Weit weg von dem Fauteuil, in dem Frau von Ellissen ruhte, stand die kleine Lampe mit dem rosa Spitzenschirm. Sie verbreitete einen schwachen Schein, ähnlich der Helligkeit der Nachtlampe eines Krankenzimmers. Diese Beleuchtung war einladend zu sanftem Hindämmern, zum Stillsitzen, ohne sich zu regen, zum Dämpfen der Stimme, zum Flüstern halb zu erratender Worte. Kein lautes Geräusch schien hier möglich, ebensowenig als man es sich einfallen ließe, im Halbdunkel einer Kapelle zu schreien. „Ich werde ihm sagen … ich werde ihm sagen, ja, daß mein Herz mein ganzes Wesen ihm gehört,“ wiederholte sich Mira. Er wird mir antworten, daß ich grausam bin. Plötzlich ertönten scharf markierte Schritte auf den Fließen des Vorzimmers und die Türe wurde leise geöffnet. Frau von Ellissen erschrak heftig und stieß einen Schrei aus. „Ich bin es, falle nicht in Ohnmacht!“ sagte Stella während sie eintrat. „Ach!“ sagte die junge Frau, und sah das Mädchen mit erschreckten Augen an.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/187
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/187>, abgerufen am 04.12.2024.