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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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und einen so festen Charakter, wie sie. Wenn mir der Himmel einen solchen Grobian bestimmte, würde ich zusammenknicken, wie sie und mein ganzes Leben ergösse sich aus meinen Augen. Da hab' ich mich denn aufgerichtet, mir einen Standpunkt gewählt. Ich habe unter meinen Anlagen die männlichen Eigenschaften gesucht, die mir von meinem Vater überkommen waren und bildete sie aus. Und da es sich darum handelte, ihm zu gleichen, um so glücklich zu sein, wie er es war, habe ich in mir alle Mittel entwickelt, dieses Ziel zu erreichen. Das hat mir im Anfang viel gekostet, warum soll ich es Ihnen verschweigen? Mir war eine liebevolle Wärme gegeben, die mir im Wege stand. Auch ich hatte das Bedürfnis, zu lieben! Aber das war zu dumm! Jene, die lieben, werden nicht geliebt. Man dreht ihnen ihre Liebe zwischen den Zähnen um, wie ein falsches Gebiß, und zielt darauf. Ich habe es vorgezogen, die Zügel in der Hand zu haben. Und jetzt halte ich sie. Ich bin nicht schlecht, Miß, ich versichere Sie. Es gibt sogar Augenblicke, wo ich recht fähig wäre, gerührt zu werden. Aber ich will nicht. Ich spreize mich dagegen. Schauen Sie, wenn ich Angst habe, weich zu werden, denke ich an Mira

und einen so festen Charakter, wie sie. Wenn mir der Himmel einen solchen Grobian bestimmte, würde ich zusammenknicken, wie sie und mein ganzes Leben ergösse sich aus meinen Augen. Da hab’ ich mich denn aufgerichtet, mir einen Standpunkt gewählt. Ich habe unter meinen Anlagen die männlichen Eigenschaften gesucht, die mir von meinem Vater überkommen waren und bildete sie aus. Und da es sich darum handelte, ihm zu gleichen, um so glücklich zu sein, wie er es war, habe ich in mir alle Mittel entwickelt, dieses Ziel zu erreichen. Das hat mir im Anfang viel gekostet, warum soll ich es Ihnen verschweigen? Mir war eine liebevolle Wärme gegeben, die mir im Wege stand. Auch ich hatte das Bedürfnis, zu lieben! Aber das war zu dumm! Jene, die lieben, werden nicht geliebt. Man dreht ihnen ihre Liebe zwischen den Zähnen um, wie ein falsches Gebiß, und zielt darauf. Ich habe es vorgezogen, die Zügel in der Hand zu haben. Und jetzt halte ich sie. Ich bin nicht schlecht, Miß, ich versichere Sie. Es gibt sogar Augenblicke, wo ich recht fähig wäre, gerührt zu werden. Aber ich will nicht. Ich spreize mich dagegen. Schauen Sie, wenn ich Angst habe, weich zu werden, denke ich an Mira

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[157/0158] und einen so festen Charakter, wie sie. Wenn mir der Himmel einen solchen Grobian bestimmte, würde ich zusammenknicken, wie sie und mein ganzes Leben ergösse sich aus meinen Augen. Da hab’ ich mich denn aufgerichtet, mir einen Standpunkt gewählt. Ich habe unter meinen Anlagen die männlichen Eigenschaften gesucht, die mir von meinem Vater überkommen waren und bildete sie aus. Und da es sich darum handelte, ihm zu gleichen, um so glücklich zu sein, wie er es war, habe ich in mir alle Mittel entwickelt, dieses Ziel zu erreichen. Das hat mir im Anfang viel gekostet, warum soll ich es Ihnen verschweigen? Mir war eine liebevolle Wärme gegeben, die mir im Wege stand. Auch ich hatte das Bedürfnis, zu lieben! Aber das war zu dumm! Jene, die lieben, werden nicht geliebt. Man dreht ihnen ihre Liebe zwischen den Zähnen um, wie ein falsches Gebiß, und zielt darauf. Ich habe es vorgezogen, die Zügel in der Hand zu haben. Und jetzt halte ich sie. Ich bin nicht schlecht, Miß, ich versichere Sie. Es gibt sogar Augenblicke, wo ich recht fähig wäre, gerührt zu werden. Aber ich will nicht. Ich spreize mich dagegen. Schauen Sie, wenn ich Angst habe, weich zu werden, denke ich an Mira

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/158>, abgerufen am 24.11.2024.