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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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jener Mittel helfen können, die das Herz allein gebiert, zu arbeiten, zu leiden, sich zu überwinden?"

"Wenn ich ihm nur nicht im Wege bin, was wird er mehr von mir verlangen können?"

"Ihn zu lieben, Stella, ihn tief zu lieben und es verstehen, ihn zu lieben."

"Bravo! Ganz wie Mira, Sie auch, mit eurem Rappel von der Liebe. Gott! was seid ihr romantisch."

"Sehen Sie wohl, Stella, daß Sie für die Ehe nicht reif sind, Sie kennen ja noch nicht einmal das oberste göttliche Gesetz derselben."

"Sie selber, Miß, sind altmodisch, Ihr Herz gleicht einem kleinen, toll gewordenen Kuckuck, der den Schwanz hin und herwirft und nach allen Seiten tanzt, um: Liebe! Liebe! zu singen. Heute, sehen Sie, ist das Handwerkzeug des Herzens vervollkommnet. Es ist ein Chronometer erster Güte geworden, tüchtig, wohlgeregelt; und da man das ganze Räderwerk kennt, wissen wir, daß es eine Maschine darstellt und nichts als eine Maschine, die durch eine rein physische Hygiene in gutem Zustand erhalten werden muß. Dann kann man ruhig seinen kleinen Geschäften nachgehen, indem man dieses recht vernünftige Herz hinter seinem Mieder trägt, wie die Uhr in einem Armband:

jener Mittel helfen können, die das Herz allein gebiert, zu arbeiten, zu leiden, sich zu überwinden?“

„Wenn ich ihm nur nicht im Wege bin, was wird er mehr von mir verlangen können?“

„Ihn zu lieben, Stella, ihn tief zu lieben und es verstehen, ihn zu lieben.“

„Bravo! Ganz wie Mira, Sie auch, mit eurem Rappel von der Liebe. Gott! was seid ihr romantisch.“

„Sehen Sie wohl, Stella, daß Sie für die Ehe nicht reif sind, Sie kennen ja noch nicht einmal das oberste göttliche Gesetz derselben.“

„Sie selber, Miß, sind altmodisch, Ihr Herz gleicht einem kleinen, toll gewordenen Kuckuck, der den Schwanz hin und herwirft und nach allen Seiten tanzt, um: Liebe! Liebe! zu singen. Heute, sehen Sie, ist das Handwerkzeug des Herzens vervollkommnet. Es ist ein Chronometer erster Güte geworden, tüchtig, wohlgeregelt; und da man das ganze Räderwerk kennt, wissen wir, daß es eine Maschine darstellt und nichts als eine Maschine, die durch eine rein physische Hygiene in gutem Zustand erhalten werden muß. Dann kann man ruhig seinen kleinen Geschäften nachgehen, indem man dieses recht vernünftige Herz hinter seinem Mieder trägt, wie die Uhr in einem Armband:

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[151/0152] jener Mittel helfen können, die das Herz allein gebiert, zu arbeiten, zu leiden, sich zu überwinden?“ „Wenn ich ihm nur nicht im Wege bin, was wird er mehr von mir verlangen können?“ „Ihn zu lieben, Stella, ihn tief zu lieben und es verstehen, ihn zu lieben.“ „Bravo! Ganz wie Mira, Sie auch, mit eurem Rappel von der Liebe. Gott! was seid ihr romantisch.“ „Sehen Sie wohl, Stella, daß Sie für die Ehe nicht reif sind, Sie kennen ja noch nicht einmal das oberste göttliche Gesetz derselben.“ „Sie selber, Miß, sind altmodisch, Ihr Herz gleicht einem kleinen, toll gewordenen Kuckuck, der den Schwanz hin und herwirft und nach allen Seiten tanzt, um: Liebe! Liebe! zu singen. Heute, sehen Sie, ist das Handwerkzeug des Herzens vervollkommnet. Es ist ein Chronometer erster Güte geworden, tüchtig, wohlgeregelt; und da man das ganze Räderwerk kennt, wissen wir, daß es eine Maschine darstellt und nichts als eine Maschine, die durch eine rein physische Hygiene in gutem Zustand erhalten werden muß. Dann kann man ruhig seinen kleinen Geschäften nachgehen, indem man dieses recht vernünftige Herz hinter seinem Mieder trägt, wie die Uhr in einem Armband:

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/152>, abgerufen am 23.11.2024.