Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebende Betr. Freywillige Uebergabe Jesu.
trinken, den mir mein Vater gegeben hat? Ich
würde mich alsdann, wenn mich Gott aufs empfindlichste
züchtigte, bedenken, daß es die gütige Hand meines Va-
ters ist, die mich züchtiget. Und dieses um so vielmehr,
da alle Leiden, die mir zustossen können, gegen das, was
mein Jesus erduldet hat, als Nichts zu rechnen sind. Ich
darf ja nicht über den Bach Kidron gehen, oder mit ihm
nach Golgatha steigen. Alles, was mir von Leiden et-
wa zugemessen seyn möchte, ist nicht schwer zu ertragen, ist
kurz und nicht werth der Herrlichkeit, die an mir soll
offenbahret werden. Jesu, gib mir deine Willigkeit, mich
allen Trübsalen zu unterwerfen, und deinen Heldenmuth,
auch unter denselben bis ans Ende auszuhalten. Es muß
doch also ergehen, wie es dein Wille beschlossen hat. Ich
muß noch, so lange ich hier lebe, durch viele Trübsalen
geprüft werden. Wenn mir nun auf meiner Pilgrimschaft
etwas Unangenehmes begegnet, so will ich gerne sagen: es
geschehe also: Ich will dis leiden; die rechte Hand
des Herrn kann alles ändern.
Endlich, ich kann es
mit Zuversicht hoffen, endlich werde ich, wie Jesus, erlöset
werden von allem Uebel, und in jenes Reich der Ruhe
und ewigen Sicherheit eingehen, wo mich Gott für alle
überstandenen Beschwerden erquicken wird.



Achte

Siebende Betr. Freywillige Uebergabe Jeſu.
trinken, den mir mein Vater gegeben hat? Ich
würde mich alsdann, wenn mich Gott aufs empfindlichſte
züchtigte, bedenken, daß es die gütige Hand meines Va-
ters iſt, die mich züchtiget. Und dieſes um ſo vielmehr,
da alle Leiden, die mir zuſtoſſen können, gegen das, was
mein Jeſus erduldet hat, als Nichts zu rechnen ſind. Ich
darf ja nicht über den Bach Kidron gehen, oder mit ihm
nach Golgatha ſteigen. Alles, was mir von Leiden et-
wa zugemeſſen ſeyn möchte, iſt nicht ſchwer zu ertragen, iſt
kurz und nicht werth der Herrlichkeit, die an mir ſoll
offenbahret werden. Jeſu, gib mir deine Willigkeit, mich
allen Trübſalen zu unterwerfen, und deinen Heldenmuth,
auch unter denſelben bis ans Ende auszuhalten. Es muß
doch alſo ergehen, wie es dein Wille beſchloſſen hat. Ich
muß noch, ſo lange ich hier lebe, durch viele Trübſalen
geprüft werden. Wenn mir nun auf meiner Pilgrimſchaft
etwas Unangenehmes begegnet, ſo will ich gerne ſagen: es
geſchehe alſo: Ich will dis leiden; die rechte Hand
des Herrn kann alles ändern.
Endlich, ich kann es
mit Zuverſicht hoffen, endlich werde ich, wie Jeſus, erlöſet
werden von allem Uebel, und in jenes Reich der Ruhe
und ewigen Sicherheit eingehen, wo mich Gott für alle
überſtandenen Beſchwerden erquicken wird.



Achte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0062" n="40"/><fw place="top" type="header">Siebende Betr. Freywillige Uebergabe Je&#x017F;u.</fw><lb/><hi rendition="#fr">trinken, den mir mein Vater gegeben hat?</hi> Ich<lb/>
würde mich alsdann, wenn mich Gott aufs empfindlich&#x017F;te<lb/>
züchtigte, bedenken, daß es die gütige Hand meines Va-<lb/>
ters i&#x017F;t, die mich züchtiget. Und die&#x017F;es um &#x017F;o vielmehr,<lb/>
da alle Leiden, die mir zu&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en können, gegen das, was<lb/>
mein Je&#x017F;us erduldet hat, als Nichts zu rechnen &#x017F;ind. Ich<lb/>
darf ja nicht über den Bach Kidron gehen, oder mit ihm<lb/>
nach Golgatha &#x017F;teigen. Alles, was mir von Leiden et-<lb/>
wa zugeme&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn möchte, i&#x017F;t nicht &#x017F;chwer zu ertragen, i&#x017F;t<lb/>
kurz und nicht werth der Herrlichkeit, die an mir &#x017F;oll<lb/>
offenbahret werden. Je&#x017F;u, gib mir deine Willigkeit, mich<lb/>
allen Trüb&#x017F;alen zu unterwerfen, und deinen Heldenmuth,<lb/>
auch unter den&#x017F;elben bis ans Ende auszuhalten. Es muß<lb/>
doch al&#x017F;o ergehen, wie es dein Wille be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hat. Ich<lb/>
muß noch, &#x017F;o lange ich hier lebe, durch viele Trüb&#x017F;alen<lb/>
geprüft werden. Wenn mir nun auf meiner Pilgrim&#x017F;chaft<lb/>
etwas Unangenehmes begegnet, &#x017F;o will ich gerne &#x017F;agen: es<lb/>
ge&#x017F;chehe al&#x017F;o: <hi rendition="#fr">Ich will dis leiden; die rechte Hand<lb/>
des Herrn kann alles ändern.</hi> Endlich, ich kann es<lb/>
mit Zuver&#x017F;icht hoffen, endlich werde ich, wie Je&#x017F;us, erlö&#x017F;et<lb/>
werden von allem Uebel, und in jenes Reich der Ruhe<lb/>
und ewigen Sicherheit eingehen, wo mich Gott für alle<lb/>
über&#x017F;tandenen Be&#x017F;chwerden erquicken wird.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Achte</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0062] Siebende Betr. Freywillige Uebergabe Jeſu. trinken, den mir mein Vater gegeben hat? Ich würde mich alsdann, wenn mich Gott aufs empfindlichſte züchtigte, bedenken, daß es die gütige Hand meines Va- ters iſt, die mich züchtiget. Und dieſes um ſo vielmehr, da alle Leiden, die mir zuſtoſſen können, gegen das, was mein Jeſus erduldet hat, als Nichts zu rechnen ſind. Ich darf ja nicht über den Bach Kidron gehen, oder mit ihm nach Golgatha ſteigen. Alles, was mir von Leiden et- wa zugemeſſen ſeyn möchte, iſt nicht ſchwer zu ertragen, iſt kurz und nicht werth der Herrlichkeit, die an mir ſoll offenbahret werden. Jeſu, gib mir deine Willigkeit, mich allen Trübſalen zu unterwerfen, und deinen Heldenmuth, auch unter denſelben bis ans Ende auszuhalten. Es muß doch alſo ergehen, wie es dein Wille beſchloſſen hat. Ich muß noch, ſo lange ich hier lebe, durch viele Trübſalen geprüft werden. Wenn mir nun auf meiner Pilgrimſchaft etwas Unangenehmes begegnet, ſo will ich gerne ſagen: es geſchehe alſo: Ich will dis leiden; die rechte Hand des Herrn kann alles ändern. Endlich, ich kann es mit Zuverſicht hoffen, endlich werde ich, wie Jeſus, erlöſet werden von allem Uebel, und in jenes Reich der Ruhe und ewigen Sicherheit eingehen, wo mich Gott für alle überſtandenen Beſchwerden erquicken wird. Achte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/62
Zitationshilfe: Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/62>, abgerufen am 24.11.2024.