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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.

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vor dem Leiden Jesu.
Zimmer zu haben, worinn er mit seinen Jüngern
das Osterlamm essen könne. Sogleich wird er euch
in dem obern Stockwerk einen geräumigen Saal
anweisen, der mit Tischen und zurechtgemachten La-
gerstätten versehen ist. In diesem Zimmer richtet
das Osterlamm für uns zu.
So sonderbar dieser Auf-
trag den Jüngern scheinen mußte, so richteten sie ihn den-
noch ohne Widerrede aus. Und als sie nach Jerusalem
kamen, fanden sie alles so, wie es ihnen Jesus vorher ge-
sagt hatte, und machten die nöthigen Zubereitungen, die
zum Genuß des Osterlamms erfordert wurden.

Praktische Anmerkungen.

1. Jesus läßt das Gesetz Gottes auch selbst in den geringsten
Stücken nicht unerfüllt. Zu welchem starken Antriebe muß
mir dis dienen, auch in gering scheinenden Dingen meine Oblie-
genheiten zu erfüllen!

2. Jesus hatte bis an seinen Tod nichts Eignes auf der
Welt, um uns damit zu belehren, daß der Zweck seiner Sendung
nicht auf irdische Vortheile gerichtet gewesen. So viel ich auch
Eigenes besitze, so gehört doch alles nicht zu meiner wahren Be-
stimmung.

3. Wie gut ist es, daß ich dem Herrn in allen Stücken und
auch alsdann folge, wenn seine Führungen meinem verderbten
Herzen ungeräumt scheinen!

4. Hausväter! räumet Jesu in euren Häusern und Familien
einen Platz ein. Seine Gegenwart wird euch Segen und Gna-
de verschaffen.

5. So niedrig wie mein Jesus ist, so sehe ich doch von Zeit
zu Zeit einige Strahlen seiner Gottheit. Hier bewies er sich als
den Herrn, der alles Zufällige weiß, und die Herzen der Men-
schen in seiner Hand hat.

11. Geniessung des Osterlamms.

Gegen Abend kam Jesus mit den Zwölfen in Jeru-
salem an, und zu der bestimmten Stunde ließ er sich zu Ti-

sche
O 2

vor dem Leiden Jeſu.
Zimmer zu haben, worinn er mit ſeinen Jüngern
das Oſterlamm eſſen könne. Sogleich wird er euch
in dem obern Stockwerk einen geräumigen Saal
anweiſen, der mit Tiſchen und zurechtgemachten La-
gerſtätten verſehen iſt. In dieſem Zimmer richtet
das Oſterlamm für uns zu.
So ſonderbar dieſer Auf-
trag den Jüngern ſcheinen mußte, ſo richteten ſie ihn den-
noch ohne Widerrede aus. Und als ſie nach Jeruſalem
kamen, fanden ſie alles ſo, wie es ihnen Jeſus vorher ge-
ſagt hatte, und machten die nöthigen Zubereitungen, die
zum Genuß des Oſterlamms erfordert wurden.

Praktiſche Anmerkungen.

1. Jeſus läßt das Geſetz Gottes auch ſelbſt in den geringſten
Stücken nicht unerfüllt. Zu welchem ſtarken Antriebe muß
mir dis dienen, auch in gering ſcheinenden Dingen meine Oblie-
genheiten zu erfüllen!

2. Jeſus hatte bis an ſeinen Tod nichts Eignes auf der
Welt, um uns damit zu belehren, daß der Zweck ſeiner Sendung
nicht auf irdiſche Vortheile gerichtet geweſen. So viel ich auch
Eigenes beſitze, ſo gehört doch alles nicht zu meiner wahren Be-
ſtimmung.

3. Wie gut iſt es, daß ich dem Herrn in allen Stücken und
auch alsdann folge, wenn ſeine Führungen meinem verderbten
Herzen ungeräumt ſcheinen!

4. Hausväter! räumet Jeſu in euren Häuſern und Familien
einen Platz ein. Seine Gegenwart wird euch Segen und Gna-
de verſchaffen.

5. So niedrig wie mein Jeſus iſt, ſo ſehe ich doch von Zeit
zu Zeit einige Strahlen ſeiner Gottheit. Hier bewies er ſich als
den Herrn, der alles Zufällige weiß, und die Herzen der Men-
ſchen in ſeiner Hand hat.

11. Genieſſung des Oſterlamms.

Gegen Abend kam Jeſus mit den Zwölfen in Jeru-
ſalem an, und zu der beſtimmten Stunde ließ er ſich zu Ti-

ſche
O 2
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[211/0233] vor dem Leiden Jeſu. Zimmer zu haben, worinn er mit ſeinen Jüngern das Oſterlamm eſſen könne. Sogleich wird er euch in dem obern Stockwerk einen geräumigen Saal anweiſen, der mit Tiſchen und zurechtgemachten La- gerſtätten verſehen iſt. In dieſem Zimmer richtet das Oſterlamm für uns zu. So ſonderbar dieſer Auf- trag den Jüngern ſcheinen mußte, ſo richteten ſie ihn den- noch ohne Widerrede aus. Und als ſie nach Jeruſalem kamen, fanden ſie alles ſo, wie es ihnen Jeſus vorher ge- ſagt hatte, und machten die nöthigen Zubereitungen, die zum Genuß des Oſterlamms erfordert wurden. Praktiſche Anmerkungen. 1. Jeſus läßt das Geſetz Gottes auch ſelbſt in den geringſten Stücken nicht unerfüllt. Zu welchem ſtarken Antriebe muß mir dis dienen, auch in gering ſcheinenden Dingen meine Oblie- genheiten zu erfüllen! 2. Jeſus hatte bis an ſeinen Tod nichts Eignes auf der Welt, um uns damit zu belehren, daß der Zweck ſeiner Sendung nicht auf irdiſche Vortheile gerichtet geweſen. So viel ich auch Eigenes beſitze, ſo gehört doch alles nicht zu meiner wahren Be- ſtimmung. 3. Wie gut iſt es, daß ich dem Herrn in allen Stücken und auch alsdann folge, wenn ſeine Führungen meinem verderbten Herzen ungeräumt ſcheinen! 4. Hausväter! räumet Jeſu in euren Häuſern und Familien einen Platz ein. Seine Gegenwart wird euch Segen und Gna- de verſchaffen. 5. So niedrig wie mein Jeſus iſt, ſo ſehe ich doch von Zeit zu Zeit einige Strahlen ſeiner Gottheit. Hier bewies er ſich als den Herrn, der alles Zufällige weiß, und die Herzen der Men- ſchen in ſeiner Hand hat. 11. Genieſſung des Oſterlamms. Gegen Abend kam Jeſus mit den Zwölfen in Jeru- ſalem an, und zu der beſtimmten Stunde ließ er ſich zu Ti- ſche O 2

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Zitationshilfe: Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/233>, abgerufen am 24.11.2024.