Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.Zwey und zwanzigste Betrachtung. zu verlieren, ich würde gern alles hingeben, um diese eit-len Güter zu erhalten. Ich würde die Gnade eines Für- sten, den Beyfall der Weisen, oder die Hofnung eines Gewinns für eine hinlängliche Vergütung des Verlustes meiner Seele halten. Allein wenn ich auch auf einige Zeit diese Schadloshaltung hätte: was wird alsdann aus mir werden, wenn in der Stunde des Todes alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit als ein Staub vor mir erschei- nen werden? Was wird es mich nützen, wenn sich alle Vergnügungen, denen ich Jesum aufopferte, derer ich aber nun satt und überdrüßig worden bin, mit allem ih- rem Leeren, mit allem ihrem Nichts mir darstellten? Ach, Jesu, so thöricht müsse ich nie handeln, daß ich Zwey und zwanzigste Betrachtung. Leiden Jesu an dem Hofe Herodis. Luc. 23, 7. u. f. ro-
Zwey und zwanzigſte Betrachtung. zu verlieren, ich würde gern alles hingeben, um dieſe eit-len Güter zu erhalten. Ich würde die Gnade eines Für- ſten, den Beyfall der Weiſen, oder die Hofnung eines Gewinns für eine hinlängliche Vergütung des Verluſtes meiner Seele halten. Allein wenn ich auch auf einige Zeit dieſe Schadloshaltung hätte: was wird alsdann aus mir werden, wenn in der Stunde des Todes alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit als ein Staub vor mir erſchei- nen werden? Was wird es mich nützen, wenn ſich alle Vergnügungen, denen ich Jeſum aufopferte, derer ich aber nun ſatt und überdrüßig worden bin, mit allem ih- rem Leeren, mit allem ihrem Nichts mir darſtellten? Ach, Jeſu, ſo thöricht müſſe ich nie handeln, daß ich Zwey und zwanzigſte Betrachtung. Leiden Jeſu an dem Hofe Herodis. Luc. 23, 7. u. f. ro-
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Zwey und zwanzigſte Betrachtung.
zu verlieren, ich würde gern alles hingeben, um dieſe eit-
len Güter zu erhalten. Ich würde die Gnade eines Für-
ſten, den Beyfall der Weiſen, oder die Hofnung eines
Gewinns für eine hinlängliche Vergütung des Verluſtes
meiner Seele halten. Allein wenn ich auch auf einige Zeit
dieſe Schadloshaltung hätte: was wird alsdann aus mir
werden, wenn in der Stunde des Todes alle Reiche der
Welt und ihre Herrlichkeit als ein Staub vor mir erſchei-
nen werden? Was wird es mich nützen, wenn ſich alle
Vergnügungen, denen ich Jeſum aufopferte, derer ich
aber nun ſatt und überdrüßig worden bin, mit allem ih-
rem Leeren, mit allem ihrem Nichts mir darſtellten?
Ach, Jeſu, ſo thöricht müſſe ich nie handeln, daß ich
dem Himmel die Welt vorziehen ſollte. Es ſey mir über
alles theuer, daß ich ein Unterthan deines Reiches bin, und
als ein ſolcher die groſſe Hoffnung habe, in jenes
Reich der Herrlichkeit einzugehen, welches du mir er-
worben haſt.
Zwey und zwanzigſte Betrachtung.
Leiden Jeſu an dem Hofe Herodis.
Luc. 23, 7. u. f.
Als Pilatus vernahm, daß Jeſus unter Herodis Obrigkeit ge-
hörte, überſandte er ihn zu Herodes, welcher in denſelben
Tagen auch zu Jeruſalem war. Da aber Herodes Jeſum
ſahe: ward er ſehr froh, denn er hätte ihn längſt gern geſe-
hen, denn er hatte viel von ihm gehört, und hofte, er würde
ein Zeichen von ihm ſehen. Und er fragte ihn mancherley: er
antwortete ihm aber nichts. Die Hohenprieſter aber und
Schriftgelehrten ſtunden und verklagten ihn hart. Aber He-
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