Sturm, Johann Christoph: Des Unvergleichlichen Archjmedjs Kunst-Bücher. Nürnberg, 1670.bey unsern Vorfahren und denen alten Liebhabern der Meßkunst noch unbe- Weil ich dann für rahtsam befunden/ daß diese Betrachtungen denen Lieb- Anmerkungen. (a) Durch diese/ also weitläuffig beschriebene Figur verstehet Archimedes mit einem Wort die jenige/ welche sonsten von denen Griechen mit einem Wort parabole (eine Parabel- fläche) genennet wird/ und von deren Vierung (Quadratura) oder Vergleichung mit einer gewissen/ von geraden Lineen begriffenen/ Fläche/ er besser unten ein absonderliches Buch ge- schrieben/ dessen 17der und 24ster Lehrsatz eben diese/ hier angezogene/ Betrachtung samt ei- nem doppelten Beweiß für Augen stellet. (a) Diese Betrachtung ist zu finden in dem folgenden I. Buch von der Kugel und Rund- Seule/ und zwar in dessen 31sten Lehrsatz/ dahin wir den Leser wollen gewiesen haben. (c) Besihe hiervon den 38sten Lehrsatz des nechstfolgenden ersten Buchs von der Kugel- und Rund Seule. (d) Dieses wird erwiesen in der Folge des 32sten Lehrsatzes in erstangezogenem Buch. (e) Dessen Beweiß wird gefunden in dem zwölften Buch des Euclides/ und zwar in dem 7den Lehrsatz desselben. (f) Erstgemeldter Euclides beweiset dieses wiederum in des angezogenen zwölfften Buchs/ zehendem Lehrsatz. Vorbetrachtungen. Zuförderst müssen die unbeweißliche Gründe oder Außsprüche/ und andere zu künftigen Worterklärungen. I. Es sind etliche krumme Lineen auf einer Fläche oder Ebene/ neen/
bey unſern Vorfahren und denen alten Liebhabern der Meßkunſt noch unbe- Weil ich dann fuͤr rahtſam befunden/ daß dieſe Betrachtungen denen Lieb- Anmerkungen. (a) Durch dieſe/ alſo weitlaͤuffig beſchriebene Figur verſtehet Archimedes mit einem Wort die jenige/ welche ſonſten von denen Griechen mit einem Wort παραβολὴ (eine Parabel- flaͤche) genennet wird/ und von deren Vierung (Quadratura) oder Vergleichung mit einer gewiſſen/ von geraden Lineen begriffenen/ Flaͤche/ er beſſer unten ein abſonderliches Buch ge- ſchrieben/ deſſen 17der und 24ſter Lehrſatz eben dieſe/ hier angezogene/ Betrachtung ſamt ei- nem doppelten Beweiß fuͤr Augen ſtellet. (a) Dieſe Betrachtung iſt zu finden in dem folgenden I. Buch von der Kugel und Rund- Seule/ und zwar in deſſen 31ſten Lehrſatz/ dahin wir den Leſer wollen gewieſen haben. (c) Beſihe hiervon den 38ſten Lehrſatz des nechſtfolgenden erſten Buchs von der Kugel- und Rund Seule. (d) Dieſes wird erwieſen in der Folge des 32ſten Lehrſatzes in erſtangezogenem Buch. (e) Deſſen Beweiß wird gefunden in dem zwoͤlften Buch des Euclides/ und zwar in dem 7den Lehrſatz deſſelben. (f) Erſtgemeldter Euclides beweiſet dieſes wiederum in des angezogenen zwoͤlfften Buchs/ zehendem Lehrſatz. Vorbetrachtungen. Zufoͤrderſt muͤſſen die unbeweißliche Gruͤnde oder Außſpruͤche/ und andere zu kuͤnftigen Worterklaͤrungen. I. Es ſind etliche krumme Lineen auf einer Flaͤche oder Ebene/ neen/
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bey unſern Vorfahren und denen alten Liebhabern der Meßkunſt noch unbe-
kannt geweſen/ wie der jenige/ welcher ihre Beweißtuhme gegen dieſe halten
will/ leichtlich finden wird; Ob ſchon ſonſten viel Sachen/ ſo von Eudoxus/
in Betrachtung der Coͤrperlichen Figuren beobachtet worden/ dazumal wiſſend
und bewieſen waren; als zum Exempel/ daß
⁽e⁾
Eine jede Spitzſeule
(Pyramis) ſey der dritte Teihl einer Ekkſeul (Prismatis,) welche mit je-
ner einerley Grundflaͤche und gleiche Hoͤhe hat. Und daß
⁽f⁾
Ein
jeder Kegel ſey der dritte Teihl einer Rundſeule/ welche mit jenem
eine gleiche Grundſcheibe und gleiche Hoͤhe hat. Dieſe/ gemeldter
Figuren fuͤrnehmſte und der Natur nach erſte/ Eigenſchafften/ ſind/ wie gemel-
det/ nicht nur einem/ ſondern vielen fuͤrtrefflichen Meß-kuͤnſtlern/ vor dem Eu-
doxus/ wiſſend geweſen; und wird einem jeden/ der den Verſtand und das
Vermoͤgen hat/ denenſelben ferner nachzudenken erlaubet ſeyn. Was gegen-
waͤrtige meine Gedanken belanget/ hab ich dieſelbe billich bey Lebzeiten des Co-
nons zu Tage geben ſollen/ weil ich vernommen/ daß er/ fuͤr andern/ derglei-
chen Dinge kuͤndig/ und/ gebuͤhrend davon zu urtheilen/ geſchikkt ſey.
Weil ich dann fuͤr rahtſam befunden/ daß dieſe Betrachtungen denen Lieb-
habern derer Mathematiſchen Wiſſenſchafften mitgeteihlet wuͤrden; als uͤber-
ſende ich dir hiermit deroſelben von mir verfertigte Beweißtuhme/ die ich ei-
mem jeden/ in dieſen Wiſſenſchafften ſich uͤbenden und verſtaͤndigen Liebhaber zu
beurteihlen uͤberlaſſe. Lebe wol!
Anmerkungen.
⁽a⁾ Durch dieſe/ alſo weitlaͤuffig beſchriebene Figur verſtehet Archimedes mit einem
Wort die jenige/ welche ſonſten von denen Griechen mit einem Wort παραβολὴ (eine Parabel-
flaͤche) genennet wird/ und von deren Vierung (Quadratura) oder Vergleichung mit einer
gewiſſen/ von geraden Lineen begriffenen/ Flaͤche/ er beſſer unten ein abſonderliches Buch ge-
ſchrieben/ deſſen 17der und 24ſter Lehrſatz eben dieſe/ hier angezogene/ Betrachtung ſamt ei-
nem doppelten Beweiß fuͤr Augen ſtellet.
⁽a⁾ Dieſe Betrachtung iſt zu finden in dem folgenden I. Buch von der Kugel und Rund-
Seule/ und zwar in deſſen 31ſten Lehrſatz/ dahin wir den Leſer wollen gewieſen haben.
⁽c⁾ Beſihe hiervon den 38ſten Lehrſatz des nechſtfolgenden erſten Buchs von der Kugel-
und Rund Seule.
⁽d⁾ Dieſes wird erwieſen in der Folge des 32ſten Lehrſatzes in erſtangezogenem Buch.
⁽e⁾ Deſſen Beweiß wird gefunden in dem zwoͤlften Buch des Euclides/ und zwar in
dem 7den Lehrſatz deſſelben.
⁽f⁾ Erſtgemeldter Euclides beweiſet dieſes wiederum in des angezogenen zwoͤlfften
Buchs/ zehendem Lehrſatz.
Vorbetrachtungen.
Zufoͤrderſt muͤſſen die unbeweißliche Gruͤnde oder Außſpruͤche/ und andere zu kuͤnftigen
Beweißtuhmen noͤhtige Saͤtze und Erklaͤrungen geſetzet werden; und zwar erſtlich die
Worterklaͤrungen.
I.
Es ſind etliche krumme Lineen auf einer Flaͤche oder Ebene/
welche ſich entweder ganz auf eine Seite/ derer jenigen geraden Li-
neen/
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