Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturm, Johann Christoph: Des Unvergleichlichen Archjmedjs Kunst-Bücher. Nürnberg, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite
Recht leben/ Wissen ist: das/ was wir sonst beginnen
ohn alle Wissenschafft/ ist auch dem Vieh gemein;
Vernunft die Menschheit macht; in Denken/ Wissen/ Sinnen/
nicht in der Nutzbarkeit/ will Menschen-Wesen seyn.
Preist schon der Eigennutz die Werke meiner Hände;
Jch selbsten achte mehr was bloß im Denken steht:
Des Kreisses Vierung ich mit mehrer Freude fände/
als alles das/ wordurch ich jene Wunder thät.
Wolan du Teutscher Sinn! steht deine Lust im Sinnen/
so suche deinem Geist dergleichen Wissenschafft!
Was recht vernünftig macht/ was geistig/ ist hierinnen/
Hier wird dem Menschen-Seyn Vollkommenheit geschafft.
Jst dann dein Wissen/ nur mit Wissen/ nicht vergnüget/
und suchet dein Gemüht des Wissens Nutzbarkeit?
So glaube dem/ der dir (o) [frag' Hieron] nicht lüget:
Hier ist der gröste Nutz der ganzen Welt bereit.
Was Büchs und Schwerdt gewinnt/ was Schiff und Segel bringen
der Jndien reiche Schätz/ was Teutschland reicher macht!
Die ganze andre Welt mit ihren feinsten Dingen
hat dieser Künste Fleiß in unsre Welt gebracht!
Anmerkungen.
(e) Wer
Petrus Apianus war Keysers Maximiliani Hoff-Mathematicus, bey dero Maje-
stät mit seinen Wissenschafften so beliebt/ daß/ als Er sein/ so genanntes/ Caesareum
Astronomicum
(worinnen er durch unterschiedliche Scheiben und Bewegungen alle Astro-
nomische Aufgaben künstlich aufzulösen lehret) unter Handen hatte/ der Keyser selbsten ihme
die darzu nöhtige Figuren mit eigener Hand aufreissen helfen.
Nehmlich Friderich der II. König in Dennemark hat dem Edlen Tychoni de
Brahe
zu Fortsetzung seiner Astronomischen Wissenschafften das herrliche Schloß Uranienburg
in der Jnsel Wenen fast Königlich erbauen/ viel kostbare Jnstrumenten bereiten/ und nicht
nur für ihn/ sondern noch für 8. oder 10. andere/ welche/ in solchen Wissenschafften auch er-
fahren/ dem Tychoni an die Hand giengen/ nöhtigen Unterhalt/ in die 20. Jahr lang ver-
schaffen lassen.
Ausser Keyser Julium/ von welchem wir annoch den verbesserten/ dahero so ge-
nannten Julianischen/ Kalender haben/ sind sonderlich auch Hadrian, Antonin. Friderich
der Dritte/ beyde Maximilianen/ Matthias der Erste/ Rudolph der Andere/ wie auch
Ferdinand der Erste und Zweyte/ etc. wegen sonderbahrer hoher Beliebung derer Mathe-
matischen Wissenschafften/ höchst berühmet; Aus welchen Keyser Matthias den bekannten
fürtrefflichen Sternweisen Regiomontanum, für eine einige/ derer Haft-Sternen Lauff be-
treffende/ Tabell mit einem kostbaren Kleid sambt noch 800. Ungarischen Dukaten beschen-
ket hat. Dergleichen sonderbahre hohe Neigung gegen diese Künste hat für vielen andern
auch getragen Alphonsus der X. König in Castilien/ welcher nicht allein selbsten darinnen
embsig gearbeitet/ sondern auch auf gründliche Erforschung des Sternen-Laufs auf die 40000.
Dukaten gewendet hat.
Dieses Siciliens Reichthum und Vortrefflichkeit bestunde für Alters meisten-
teihls in überflüssigem Getreid und Weinwachs/ weswegen es auch damals dem Weingott
Bachus und der Früchtgöttin Ceres/ geheiliget/ und von Catone des Römischen Volks
Kornscheune/ von Strabone eine Vorrahtkammer allerley herrlicher Früchte/ und sonder-
lich des besten Weins genennet worden. Nächst diesem hat es auch in diesem Eyland/ son-
derlich umb Syrakusa/ des Archimedis Geburts-Stadt/ eine sehr gesunde Luft gehabt: da-
her dann auch so viel tiefsinnige gelehrte Köpfe daselbsten aufgestanden/ daß Solinus wol mit
recht geschrieben: Was in diesem Eyland entweder des Erdbodens/ oder derer
Menschlichen Sinnen Fruchtbarkeit herfür bringet/ wird jederzeit für das nächste
bey dem besten gehalten.
)( )( ij
Recht leben/ Wiſſen iſt: das/ was wir ſonſt beginnen
ohn alle Wiſſenſchafft/ iſt auch dem Vieh gemein;
Vernunft die Menſchheit macht; in Denken/ Wiſſen/ Sinnen/
nicht in der Nutzbarkeit/ will Menſchen-Weſen ſeyn.
Preiſt ſchon der Eigennutz die Werke meiner Haͤnde;
Jch ſelbſten achte mehr was bloß im Denken ſteht:
Des Kreiſſes Vierung ich mit mehrer Freude faͤnde/
als alles das/ wordurch ich jene Wunder thaͤt.
Wolan du Teutſcher Sinn! ſteht deine Luſt im Sinnen/
ſo ſuche deinem Geiſt dergleichen Wiſſenſchafft!
Was recht vernuͤnftig macht/ was geiſtig/ iſt hierinnen/
Hier wird dem Menſchen-Seyn Vollkommenheit geſchafft.
Jſt dann dein Wiſſen/ nur mit Wiſſen/ nicht vergnuͤget/
und ſuchet dein Gemuͤht des Wiſſens Nutzbarkeit?
So glaube dem/ der dir (o) [frag’ Hieron] nicht luͤget:
Hier iſt der groͤſte Nutz der ganzen Welt bereit.
Was Buͤchs und Schwerdt gewinnt/ was Schiff und Segel bringen
der Jndien reiche Schaͤtz/ was Teutſchland reicher macht!
Die ganze andre Welt mit ihren feinſten Dingen
hat dieſer Kuͤnſte Fleiß in unſre Welt gebracht!
Anmerkungen.
(e) Wer
Petrus Apianus war Keyſers Maximiliani Hoff-Mathematicus, bey dero Maje-
ſtaͤt mit ſeinen Wiſſenſchafften ſo beliebt/ daß/ als Er ſein/ ſo genanntes/ Cæſareum
Aſtronomicum
(worinnen er durch unterſchiedliche Scheiben und Bewegungen alle Aſtro-
nomiſche Aufgaben kuͤnſtlich aufzuloͤſen lehret) unter Handen hatte/ der Keyſer ſelbſten ihme
die darzu noͤhtige Figuren mit eigener Hand aufreiſſen helfen.
Nehmlich Friderich der II. Koͤnig in Dennemark hat dem Edlen Tychoni de
Brahe
zu Fortſetzung ſeiner Aſtronomiſchen Wiſſenſchafften das herꝛliche Schloß Uranienburg
in der Jnſel Wenen faſt Koͤniglich erbauen/ viel koſtbare Jnſtrumenten bereiten/ und nicht
nur fuͤr ihn/ ſondern noch fuͤr 8. oder 10. andere/ welche/ in ſolchen Wiſſenſchafften auch er-
fahren/ dem Tychoni an die Hand giengen/ noͤhtigen Unterhalt/ in die 20. Jahr lang ver-
ſchaffen laſſen.
Auſſer Keyſer Julium/ von welchem wir annoch den verbeſſerten/ dahero ſo ge-
nannten Julianiſchen/ Kalender haben/ ſind ſonderlich auch Hadrian, Antonin. Friderich
der Dritte/ beyde Maximilianen/ Matthias der Erſte/ Rudolph der Andere/ wie auch
Ferdinand der Erſte und Zweyte/ ꝛc. wegen ſonderbahrer hoher Beliebung derer Mathe-
matiſchen Wiſſenſchafften/ hoͤchſt beruͤhmet; Aus welchen Keyſer Matthias den bekannten
fuͤrtrefflichen Sternweiſen Regiomontanum, fuͤr eine einige/ derer Haft-Sternen Lauff be-
treffende/ Tabell mit einem koſtbaren Kleid ſambt noch 800. Ungariſchen Dukaten beſchen-
ket hat. Dergleichen ſonderbahre hohe Neigung gegen dieſe Kuͤnſte hat fuͤr vielen andern
auch getragen Alphonſus der X. Koͤnig in Caſtilien/ welcher nicht allein ſelbſten darinnen
embſig gearbeitet/ ſondern auch auf gruͤndliche Erforſchung des Sternen-Laufs auf die 40000.
Dukaten gewendet hat.
Dieſes Siciliens Reichthum und Vortrefflichkeit beſtunde fuͤr Alters meiſten-
teihls in uͤberfluͤſſigem Getreid und Weinwachs/ weswegen es auch damals dem Weingott
Bachus und der Fruͤchtgoͤttin Ceres/ geheiliget/ und von Catone des Roͤmiſchen Volks
Kornſcheune/ von Strabone eine Vorrahtkammer allerley herꝛlicher Fruͤchte/ und ſonder-
lich des beſten Weins genennet worden. Naͤchſt dieſem hat es auch in dieſem Eyland/ ſon-
derlich umb Syrakuſa/ des Archimedis Geburts-Stadt/ eine ſehr geſunde Luft gehabt: da-
her dann auch ſo viel tiefſinnige gelehrte Koͤpfe daſelbſten aufgeſtanden/ daß Solinus wol mit
recht geſchrieben: Was in dieſem Eyland entweder des Erdbodens/ oder derer
Menſchlichen Sinnen Fruchtbarkeit herfuͤr bringet/ wird jederzeit fuͤr das naͤchſte
bey dem beſten gehalten.
)( )( ij
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0015"/>
        <lg type="poem">
          <l>Recht leben/ Wi&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t: das/ was wir &#x017F;on&#x017F;t beginnen</l><lb/>
          <l>ohn alle Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft/ i&#x017F;t auch dem Vieh gemein;</l><lb/>
          <l>Vernunft die Men&#x017F;chheit macht; in Denken/ Wi&#x017F;&#x017F;en/ Sinnen/</l><lb/>
          <l>nicht in der Nutzbarkeit/ will Men&#x017F;chen-We&#x017F;en &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <l>Prei&#x017F;t &#x017F;chon der Eigennutz die Werke meiner Ha&#x0364;nde;</l><lb/>
          <l>Jch &#x017F;elb&#x017F;ten achte mehr was bloß im Denken &#x017F;teht:</l><lb/>
          <l>Des Krei&#x017F;&#x017F;es Vierung ich mit mehrer Freude fa&#x0364;nde/</l><lb/>
          <l>als alles das/ wordurch ich jene Wunder tha&#x0364;t.</l><lb/>
          <l>Wolan du Teut&#x017F;cher Sinn! &#x017F;teht deine Lu&#x017F;t im Sinnen/</l><lb/>
          <l>&#x017F;o &#x017F;uche deinem Gei&#x017F;t dergleichen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft!</l><lb/>
          <l>Was recht vernu&#x0364;nftig macht/ was gei&#x017F;tig/ i&#x017F;t hierinnen/</l><lb/>
          <l>Hier wird dem Men&#x017F;chen-Seyn Vollkommenheit ge&#x017F;chafft.</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t dann dein Wi&#x017F;&#x017F;en/ nur mit Wi&#x017F;&#x017F;en/ nicht vergnu&#x0364;get/</l><lb/>
          <l>und &#x017F;uchet dein Gemu&#x0364;ht des Wi&#x017F;&#x017F;ens Nutzbarkeit?</l><lb/>
          <l>So glaube dem/ der dir <note xml:id="o1" next="#o2" place="end" n="(o)"/> [frag&#x2019; <hi rendition="#fr">Hieron</hi>] nicht lu&#x0364;get:</l><lb/>
          <l>Hier i&#x017F;t der gro&#x0364;&#x017F;te Nutz der ganzen Welt bereit.</l><lb/>
          <l>Was Bu&#x0364;chs und Schwerdt gewinnt/ was Schiff und Segel bringen</l><lb/>
          <l>der Jndien reiche Scha&#x0364;tz/ was Teut&#x017F;chland reicher macht!</l><lb/>
          <l>Die ganze andre Welt mit ihren fein&#x017F;ten Dingen</l><lb/>
          <l>hat die&#x017F;er Ku&#x0364;n&#x017F;te Fleiß in un&#x017F;re Welt gebracht!</l>
        </lg><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anmerkungen.</hi> </head><lb/>
          <note xml:id="a2" prev="#a1" place="foot" n="(a)"><hi rendition="#fr">Petrus Apianus</hi> war Key&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Maximiliani</hi> Hoff-<hi rendition="#aq">Mathematicus,</hi> bey dero Maje-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;t mit &#x017F;einen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften &#x017F;o beliebt/ daß/ als Er &#x017F;ein/ &#x017F;o genanntes/ <hi rendition="#aq">&#x017F;areum<lb/>
A&#x017F;tronomicum</hi> (worinnen er durch unter&#x017F;chiedliche Scheiben und Bewegungen alle A&#x017F;tro-<lb/>
nomi&#x017F;che Aufgaben ku&#x0364;n&#x017F;tlich aufzulo&#x0364;&#x017F;en lehret) unter Handen hatte/ der Key&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;ten ihme<lb/>
die darzu no&#x0364;htige Figuren mit eigener Hand aufrei&#x017F;&#x017F;en helfen.</note><lb/>
          <note xml:id="b2" prev="#b1" place="foot" n="(b)">Nehmlich <hi rendition="#fr">Friderich</hi> der <hi rendition="#aq">II.</hi> Ko&#x0364;nig in Dennemark hat dem Edlen <hi rendition="#aq">Tychoni de<lb/>
Brahe</hi> zu Fort&#x017F;etzung &#x017F;einer A&#x017F;tronomi&#x017F;chen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften das her&#xA75B;liche Schloß Uranienburg<lb/>
in der Jn&#x017F;el Wenen fa&#x017F;t Ko&#x0364;niglich erbauen/ viel ko&#x017F;tbare Jn&#x017F;trumenten bereiten/ und nicht<lb/>
nur fu&#x0364;r ihn/ &#x017F;ondern noch fu&#x0364;r 8. oder 10. andere/ welche/ in &#x017F;olchen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften auch er-<lb/>
fahren/ dem <hi rendition="#aq">Tychoni</hi> an die Hand giengen/ no&#x0364;htigen Unterhalt/ in die 20. Jahr lang ver-<lb/>
&#x017F;chaffen la&#x017F;&#x017F;en.</note><lb/>
          <note xml:id="c2" prev="#c1" place="foot" n="(c)">Au&#x017F;&#x017F;er Key&#x017F;er <hi rendition="#fr">Julium/</hi> von welchem wir annoch den verbe&#x017F;&#x017F;erten/ dahero &#x017F;o ge-<lb/>
nannten Juliani&#x017F;chen/ Kalender haben/ &#x017F;ind &#x017F;onderlich auch <hi rendition="#fr">Hadrian, Antonin. Friderich</hi><lb/>
der Dritte/ beyde <hi rendition="#fr">Maximilianen/ Matthias</hi> der Er&#x017F;te/ <hi rendition="#fr">Rudolph</hi> der Andere/ wie auch<lb/><hi rendition="#fr">Ferdinand</hi> der Er&#x017F;te und Zweyte/ &#xA75B;c. wegen &#x017F;onderbahrer hoher Beliebung derer Mathe-<lb/>
mati&#x017F;chen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften/ ho&#x0364;ch&#x017F;t beru&#x0364;hmet; Aus welchen Key&#x017F;er <hi rendition="#fr">Matthias</hi> den bekannten<lb/>
fu&#x0364;rtrefflichen Sternwei&#x017F;en <hi rendition="#aq">Regiomontanum,</hi> fu&#x0364;r eine einige/ derer Haft-Sternen Lauff be-<lb/>
treffende/ <hi rendition="#aq">Tabell</hi> mit einem ko&#x017F;tbaren Kleid &#x017F;ambt noch 800. Ungari&#x017F;chen Dukaten be&#x017F;chen-<lb/>
ket hat. Dergleichen &#x017F;onderbahre hohe Neigung gegen die&#x017F;e Ku&#x0364;n&#x017F;te hat fu&#x0364;r vielen andern<lb/>
auch getragen <hi rendition="#fr">Alphon&#x017F;us</hi> der <hi rendition="#aq">X.</hi> Ko&#x0364;nig in Ca&#x017F;tilien/ welcher nicht allein &#x017F;elb&#x017F;ten darinnen<lb/>
emb&#x017F;ig gearbeitet/ &#x017F;ondern auch auf gru&#x0364;ndliche Erfor&#x017F;chung des Sternen-Laufs auf die 40000.<lb/>
Dukaten gewendet hat.</note><lb/>
          <note xml:id="d2" prev="#d1" place="foot" n="(d)">Die&#x017F;es Siciliens Reichthum und Vortrefflichkeit be&#x017F;tunde fu&#x0364;r Alters mei&#x017F;ten-<lb/>
teihls in u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igem Getreid und Weinwachs/ weswegen es auch damals dem Weingott<lb/><hi rendition="#fr">Bachus</hi> und der Fru&#x0364;chtgo&#x0364;ttin <hi rendition="#fr">Ceres/</hi> geheiliget/ und von <hi rendition="#fr">Catone</hi> des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Volks<lb/>
Korn&#x017F;cheune/ von <hi rendition="#fr">Strabone</hi> eine Vorrahtkammer allerley her&#xA75B;licher Fru&#x0364;chte/ und &#x017F;onder-<lb/>
lich des be&#x017F;ten Weins genennet worden. Na&#x0364;ch&#x017F;t die&#x017F;em hat es auch in die&#x017F;em Eyland/ &#x017F;on-<lb/>
derlich umb Syraku&#x017F;a/ des <hi rendition="#fr">Archimedis</hi> Geburts-Stadt/ eine &#x017F;ehr ge&#x017F;unde Luft gehabt: da-<lb/>
her dann auch &#x017F;o viel tief&#x017F;innige gelehrte Ko&#x0364;pfe da&#x017F;elb&#x017F;ten aufge&#x017F;tanden/ daß <hi rendition="#aq">Solinus</hi> wol mit<lb/>
recht ge&#x017F;chrieben: <hi rendition="#fr">Was in die&#x017F;em Eyland entweder des Erdbodens/ oder derer<lb/>
Men&#x017F;chlichen Sinnen Fruchtbarkeit herfu&#x0364;r bringet/ wird jederzeit fu&#x0364;r das na&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
bey dem be&#x017F;ten gehalten.</hi></note><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">)( )( ij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">(<hi rendition="#aq">e</hi>) Wer</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0015] Recht leben/ Wiſſen iſt: das/ was wir ſonſt beginnen ohn alle Wiſſenſchafft/ iſt auch dem Vieh gemein; Vernunft die Menſchheit macht; in Denken/ Wiſſen/ Sinnen/ nicht in der Nutzbarkeit/ will Menſchen-Weſen ſeyn. Preiſt ſchon der Eigennutz die Werke meiner Haͤnde; Jch ſelbſten achte mehr was bloß im Denken ſteht: Des Kreiſſes Vierung ich mit mehrer Freude faͤnde/ als alles das/ wordurch ich jene Wunder thaͤt. Wolan du Teutſcher Sinn! ſteht deine Luſt im Sinnen/ ſo ſuche deinem Geiſt dergleichen Wiſſenſchafft! Was recht vernuͤnftig macht/ was geiſtig/ iſt hierinnen/ Hier wird dem Menſchen-Seyn Vollkommenheit geſchafft. Jſt dann dein Wiſſen/ nur mit Wiſſen/ nicht vergnuͤget/ und ſuchet dein Gemuͤht des Wiſſens Nutzbarkeit? So glaube dem/ der dir ⁽o⁾ [frag’ Hieron] nicht luͤget: Hier iſt der groͤſte Nutz der ganzen Welt bereit. Was Buͤchs und Schwerdt gewinnt/ was Schiff und Segel bringen der Jndien reiche Schaͤtz/ was Teutſchland reicher macht! Die ganze andre Welt mit ihren feinſten Dingen hat dieſer Kuͤnſte Fleiß in unſre Welt gebracht! Anmerkungen. (a) (b) (c) (d) (e) Wer (a) Petrus Apianus war Keyſers Maximiliani Hoff-Mathematicus, bey dero Maje- ſtaͤt mit ſeinen Wiſſenſchafften ſo beliebt/ daß/ als Er ſein/ ſo genanntes/ Cæſareum Aſtronomicum (worinnen er durch unterſchiedliche Scheiben und Bewegungen alle Aſtro- nomiſche Aufgaben kuͤnſtlich aufzuloͤſen lehret) unter Handen hatte/ der Keyſer ſelbſten ihme die darzu noͤhtige Figuren mit eigener Hand aufreiſſen helfen. (b) Nehmlich Friderich der II. Koͤnig in Dennemark hat dem Edlen Tychoni de Brahe zu Fortſetzung ſeiner Aſtronomiſchen Wiſſenſchafften das herꝛliche Schloß Uranienburg in der Jnſel Wenen faſt Koͤniglich erbauen/ viel koſtbare Jnſtrumenten bereiten/ und nicht nur fuͤr ihn/ ſondern noch fuͤr 8. oder 10. andere/ welche/ in ſolchen Wiſſenſchafften auch er- fahren/ dem Tychoni an die Hand giengen/ noͤhtigen Unterhalt/ in die 20. Jahr lang ver- ſchaffen laſſen. (c) Auſſer Keyſer Julium/ von welchem wir annoch den verbeſſerten/ dahero ſo ge- nannten Julianiſchen/ Kalender haben/ ſind ſonderlich auch Hadrian, Antonin. Friderich der Dritte/ beyde Maximilianen/ Matthias der Erſte/ Rudolph der Andere/ wie auch Ferdinand der Erſte und Zweyte/ ꝛc. wegen ſonderbahrer hoher Beliebung derer Mathe- matiſchen Wiſſenſchafften/ hoͤchſt beruͤhmet; Aus welchen Keyſer Matthias den bekannten fuͤrtrefflichen Sternweiſen Regiomontanum, fuͤr eine einige/ derer Haft-Sternen Lauff be- treffende/ Tabell mit einem koſtbaren Kleid ſambt noch 800. Ungariſchen Dukaten beſchen- ket hat. Dergleichen ſonderbahre hohe Neigung gegen dieſe Kuͤnſte hat fuͤr vielen andern auch getragen Alphonſus der X. Koͤnig in Caſtilien/ welcher nicht allein ſelbſten darinnen embſig gearbeitet/ ſondern auch auf gruͤndliche Erforſchung des Sternen-Laufs auf die 40000. Dukaten gewendet hat. (d) Dieſes Siciliens Reichthum und Vortrefflichkeit beſtunde fuͤr Alters meiſten- teihls in uͤberfluͤſſigem Getreid und Weinwachs/ weswegen es auch damals dem Weingott Bachus und der Fruͤchtgoͤttin Ceres/ geheiliget/ und von Catone des Roͤmiſchen Volks Kornſcheune/ von Strabone eine Vorrahtkammer allerley herꝛlicher Fruͤchte/ und ſonder- lich des beſten Weins genennet worden. Naͤchſt dieſem hat es auch in dieſem Eyland/ ſon- derlich umb Syrakuſa/ des Archimedis Geburts-Stadt/ eine ſehr geſunde Luft gehabt: da- her dann auch ſo viel tiefſinnige gelehrte Koͤpfe daſelbſten aufgeſtanden/ daß Solinus wol mit recht geſchrieben: Was in dieſem Eyland entweder des Erdbodens/ oder derer Menſchlichen Sinnen Fruchtbarkeit herfuͤr bringet/ wird jederzeit fuͤr das naͤchſte bey dem beſten gehalten. )( )( ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_kunst_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_kunst_1670/15
Zitationshilfe: Sturm, Johann Christoph: Des Unvergleichlichen Archjmedjs Kunst-Bücher. Nürnberg, 1670, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_kunst_1670/15>, abgerufen am 28.11.2024.