läischen Wirksamkeit (Marc. 1, 40 ff. Luc. 5, 12 ff.) einen Aussätzigen begegnen, der ihn fussfällig um Heilung an- fleht, und diese auch durch eine Berührung Jesu erhält, welcher ihn sofort anweist, sich dem Gesetze (3 Mos. 14, 2 ff.) gemäss dem Priester zur Reinerklärung zu stellen. Der Zustand des Menschen wird von Matthäus und Mar- kus einfach durch lepros, von Lukas sogar durch pleres lepras bezeichnet. Nach Paulus freilich war eben dieses Vollsein von Aussaz ein Symptom der Heilbarkeit, indem das Ausschlagen und Abblättern des Aussatzes auf der gan- zen Haut die Reinigungskrisis bezeichne, und demgemäss stellt sich jener Ausleger den Hergang folgendermassen vor 1). Der Aussätzige geht Jesum als den Messias um ein Gut- achten über seinen Zustand und nach Befund um eine Rein- erklärung an (ei theleis, dunasai me katharisai), welche ihm den Gang zum Priester entweder ersparen, oder doch eine tröstliche Hoffnung auf denselben mitgeben sollte. Je- sus, indem er sich zu einer Untersuchung bereit erklärt (thelo), streckt die Hand aus, um ihn zu befühlen, ohne dass doch der vielleicht noch ansteckende Kranke ihm zu nahe käme, und nach genauer Untersuchung spricht er als Ergebniss derselben die Überzeugung aus, dass die Krank- heit nicht mehr ansteckend sei (katharistheti), worauf sich denn wirklich bald und leicht (eutheos) der Aussaz vollende ganz verlor.
Hier ist vor Allem die Behauptung, der Aussätzige sei gerade in der Reinigungskrise gewesen, dem Texte fremd, welcher bei den zwei ersten Evangelisten von Aussaz schlechtweg spricht, während das pleres lepras des drit- ten nichts Andres bedeuten kann, als das A. T.liche m@tsr` kashleg (2 Mos. 4, 6. 4 Mos. 12, 10. 2 Kön. 5, 27.), was dem Zusammenhang nach jedesmal den höchsten Grad
1) Excg. Handb. 1, b, S. 698 ff.
Neuntes Kapitel. §. 90.
läischen Wirksamkeit (Marc. 1, 40 ff. Luc. 5, 12 ff.) einen Aussätzigen begegnen, der ihn fuſsfällig um Heilung an- fleht, und diese auch durch eine Berührung Jesu erhält, welcher ihn sofort anweist, sich dem Gesetze (3 Mos. 14, 2 ff.) gemäſs dem Priester zur Reinerklärung zu stellen. Der Zustand des Menschen wird von Matthäus und Mar- kus einfach durch λεπρὸς, von Lukas sogar durch πλήρης λέπρας bezeichnet. Nach Paulus freilich war eben dieses Vollsein von Aussaz ein Symptom der Heilbarkeit, indem das Ausschlagen und Abblättern des Aussatzes auf der gan- zen Haut die Reinigungskrisis bezeichne, und demgemäſs stellt sich jener Ausleger den Hergang folgendermaſsen vor 1). Der Aussätzige geht Jesum als den Messias um ein Gut- achten über seinen Zustand und nach Befund um eine Rein- erklärung an (εἰ ϑέλεις, δύνασαί με καϑαρίσαι), welche ihm den Gang zum Priester entweder ersparen, oder doch eine tröstliche Hoffnung auf denselben mitgeben sollte. Je- sus, indem er sich zu einer Untersuchung bereit erklärt (ϑέλω), streckt die Hand aus, um ihn zu befühlen, ohne daſs doch der vielleicht noch ansteckende Kranke ihm zu nahe käme, und nach genauer Untersuchung spricht er als Ergebniſs derselben die Überzeugung aus, daſs die Krank- heit nicht mehr ansteckend sei (καϑαρίσϑητι), worauf sich denn wirklich bald und leicht (εὐϑέως) der Aussaz vollende ganz verlor.
Hier ist vor Allem die Behauptung, der Aussätzige sei gerade in der Reinigungskrise gewesen, dem Texte fremd, welcher bei den zwei ersten Evangelisten von Aussaz schlechtweg spricht, während das πλήρης λέπρας des drit- ten nichts Andres bedeuten kann, als das A. T.liche מְצׄרׇע כַּשׇּׁﬥֶג (2 Mos. 4, 6. 4 Mos. 12, 10. 2 Kön. 5, 27.), was dem Zusammenhang nach jedesmal den höchsten Grad
1) Excg. Handb. 1, b, S. 698 ff.
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Neuntes Kapitel. §. 90.
läischen Wirksamkeit (Marc. 1, 40 ff. Luc. 5, 12 ff.) einen
Aussätzigen begegnen, der ihn fuſsfällig um Heilung an-
fleht, und diese auch durch eine Berührung Jesu erhält,
welcher ihn sofort anweist, sich dem Gesetze (3 Mos. 14,
2 ff.) gemäſs dem Priester zur Reinerklärung zu stellen.
Der Zustand des Menschen wird von Matthäus und Mar-
kus einfach durch λεπρὸς, von Lukas sogar durch πλήρης
λέπρας bezeichnet. Nach Paulus freilich war eben dieses
Vollsein von Aussaz ein Symptom der Heilbarkeit, indem
das Ausschlagen und Abblättern des Aussatzes auf der gan-
zen Haut die Reinigungskrisis bezeichne, und demgemäſs
stellt sich jener Ausleger den Hergang folgendermaſsen vor 1).
Der Aussätzige geht Jesum als den Messias um ein Gut-
achten über seinen Zustand und nach Befund um eine Rein-
erklärung an (εἰ ϑέλεις, δύνασαί με καϑαρίσαι), welche
ihm den Gang zum Priester entweder ersparen, oder doch
eine tröstliche Hoffnung auf denselben mitgeben sollte. Je-
sus, indem er sich zu einer Untersuchung bereit erklärt
(ϑέλω), streckt die Hand aus, um ihn zu befühlen, ohne
daſs doch der vielleicht noch ansteckende Kranke ihm zu
nahe käme, und nach genauer Untersuchung spricht er als
Ergebniſs derselben die Überzeugung aus, daſs die Krank-
heit nicht mehr ansteckend sei (καϑαρίσϑητι), worauf sich
denn wirklich bald und leicht (εὐϑέως) der Aussaz vollende
ganz verlor.
Hier ist vor Allem die Behauptung, der Aussätzige sei
gerade in der Reinigungskrise gewesen, dem Texte fremd,
welcher bei den zwei ersten Evangelisten von Aussaz
schlechtweg spricht, während das πλήρης λέπρας des drit-
ten nichts Andres bedeuten kann, als das A. T.liche
מְצׄרׇע כַּשׇּׁﬥֶג (2 Mos. 4, 6. 4 Mos. 12, 10. 2 Kön. 5, 27.),
was dem Zusammenhang nach jedesmal den höchsten Grad
1) Excg. Handb. 1, b, S. 698 ff.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/72>, abgerufen am 22.07.2024.
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