Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Kapitel. §. 139.
Henoch ist zu unbestimmt; bei Elia aber eignete sich der
Flammenwagen mit den Feuerrossen für den milderen Geist
Christi nicht, statt dessen die Wolke aus der späteren
Darstellung der Wegnahme des Moses genommen zu sein
scheinen könnte, wenn diese nur sonst nicht zu verschie-
den wäre 17). Nur Ein Zug in der Erzählung der A. G.
erklärt sich vielleicht aus der Geschichte des Elias. Als
nämlich dieser vor seiner Hinwegnahme von seinem Die-
ner Elisa gebeten wurde, ihm sein pneuma in verdoppel-
tem Maasse zurückzulassen: knüpfte der Prophet die Ge-
währung dieses Wunsches an die Bedingung: ean ides me
analambanomenon apo sou, kai esai soioutos; kai ean me, ou me
genetai (V. 9. f. LXX.), woraus erhellen könnte, warum
Lukas (A. G. 1, 9.) auf das bleponton auton eperthe Ge-
wicht legt, weil nämlich gemäss dem Vorgang mit Elia diess
erfordert zu werden schien, wenn die Schüler den Geist
des Meisters bekommen sollten.


17) Joseph. Antiq. 4, 8, 48. heisst es von Moses: nephous aiphnidion
uper autou santos aphanizetai kata tinos pharaggos, er habe aber
absichtlich geschrieben, er sei gestorben, damit man nicht
seiner Trefflichkeit wegen behaupten möchte, er habe sich
pros to theion begeben. Philo aber, de Vita Mosis, Opp. ed.
Mangey, Vol. 2, p. 179, lässt bloss die Seele des Moses
sich in den Himmel erheben.

Fünftes Kapitel. §. 139.
Henoch ist zu unbestimmt; bei Elia aber eignete sich der
Flammenwagen mit den Feuerrossen für den milderen Geist
Christi nicht, statt dessen die Wolke aus der späteren
Darstellung der Wegnahme des Moses genommen zu sein
scheinen könnte, wenn diese nur sonst nicht zu verschie-
den wäre 17). Nur Ein Zug in der Erzählung der A. G.
erklärt sich vielleicht aus der Geschichte des Elias. Als
nämlich dieser vor seiner Hinwegnahme von seinem Die-
ner Elisa gebeten wurde, ihm sein πνεῦμα in verdoppel-
tem Maaſse zurückzulassen: knüpfte der Prophet die Ge-
währung dieses Wunsches an die Bedingung: ἐὰν ἴδῃς με
ἀναλαμβανόμενον ἀπό σου, καὶ ἔςαι σοιου͑̍τως· καὶ ἐὰν μὴ, οὐ μὴ
γένηται (V. 9. f. LXX.), woraus erhellen könnte, warum
Lukas (A. G. 1, 9.) auf das βλεπόντων αὐτῶν ἐπήρϑη Ge-
wicht legt, weil nämlich gemäſs dem Vorgang mit Elia dieſs
erfordert zu werden schien, wenn die Schüler den Geist
des Meisters bekommen sollten.


17) Joseph. Antiq. 4, 8, 48. heisst es von Moses: νέφους αἰφνίδιον
ὑπὲρ αὐτοῦ ςάντος ἀφανίζεται κατά τινος φάραγγος, er habe aber
absichtlich geschrieben, er sei gestorben, damit man nicht
seiner Trefflichkeit wegen behaupten möchte, er habe sich
πρὸς τὸ ϑεῖον begeben. Philo aber, de Vita Mosis, Opp. ed.
Mangey, Vol. 2, p. 179, lässt bloss die Seele des Moses
sich in den Himmel erheben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0704" n="685"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fünftes Kapitel</hi>. §. 139.</fw><lb/>
Henoch ist zu unbestimmt; bei Elia aber eignete sich der<lb/>
Flammenwagen mit den Feuerrossen für den milderen Geist<lb/>
Christi nicht, statt dessen die Wolke aus der späteren<lb/>
Darstellung der Wegnahme des Moses genommen zu sein<lb/>
scheinen könnte, wenn diese nur sonst nicht zu verschie-<lb/>
den wäre <note place="foot" n="17)">Joseph. Antiq. 4, 8, 48. heisst es von Moses: <foreign xml:lang="ell">&#x03BD;&#x03AD;&#x03C6;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C2; &#x03B1;&#x1F30;&#x03C6;&#x03BD;&#x03AF;&#x03B4;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD;<lb/>
&#x1F51;&#x03C0;&#x1F72;&#x03C1; &#x03B1;&#x1F50;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C5;&#x0342; &#x03C2;&#x03AC;&#x03BD;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2; &#x1F00;&#x03C6;&#x03B1;&#x03BD;&#x03AF;&#x03B6;&#x03B5;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B9; &#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x03AC; &#x03C4;&#x03B9;&#x03BD;&#x03BF;&#x03C2; &#x03C6;&#x03AC;&#x03C1;&#x03B1;&#x03B3;&#x03B3;&#x03BF;&#x03C2;</foreign>, er habe aber<lb/>
absichtlich geschrieben, er sei gestorben, damit man nicht<lb/>
seiner Trefflichkeit wegen behaupten möchte, er habe sich<lb/><foreign xml:lang="ell">&#x03C0;&#x03C1;&#x1F78;&#x03C2; &#x03C4;&#x1F78; &#x03D1;&#x03B5;&#x1FD6;&#x03BF;&#x03BD;</foreign> begeben. <hi rendition="#k">Philo</hi> aber, de Vita Mosis, Opp. ed.<lb/>
Mangey, Vol. 2, p. 179, lässt bloss die Seele des Moses<lb/>
sich in den Himmel erheben.</note>. Nur Ein Zug in der Erzählung der A. G.<lb/>
erklärt sich vielleicht aus der Geschichte des Elias. Als<lb/>
nämlich dieser vor seiner Hinwegnahme von seinem Die-<lb/>
ner Elisa gebeten wurde, ihm sein &#x03C0;&#x03BD;&#x03B5;&#x1FE6;&#x03BC;&#x03B1; in verdoppel-<lb/>
tem Maa&#x017F;se zurückzulassen: knüpfte der Prophet die Ge-<lb/>
währung dieses Wunsches an die Bedingung: <foreign xml:lang="ell">&#x1F10;&#x1F70;&#x03BD; &#x1F34;&#x03B4;&#x1FC3;&#x03C2; &#x03BC;&#x03B5;<lb/>
&#x1F00;&#x03BD;&#x03B1;&#x03BB;&#x03B1;&#x03BC;&#x03B2;&#x03B1;&#x03BD;&#x03CC;&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD; &#x1F00;&#x03C0;&#x03CC; &#x03C3;&#x03BF;&#x03C5;, &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x1F14;&#x03C2;&#x03B1;&#x03B9; &#x03C3;&#x03BF;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C5;&#x0351;&#x030D;&#x03C4;&#x03C9;&#x03C2;&#x0387; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x1F10;&#x1F70;&#x03BD; &#x03BC;&#x1F74;, &#x03BF;&#x1F50; &#x03BC;&#x1F74;<lb/>
&#x03B3;&#x03AD;&#x03BD;&#x03B7;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B9;</foreign> (V. 9. f. LXX.), woraus erhellen könnte, warum<lb/>
Lukas (A. G. 1, 9.) auf das <foreign xml:lang="ell">&#x03B2;&#x03BB;&#x03B5;&#x03C0;&#x03CC;&#x03BD;&#x03C4;&#x03C9;&#x03BD; &#x03B1;&#x1F50;&#x03C4;&#x1FF6;&#x03BD; &#x1F10;&#x03C0;&#x03AE;&#x03C1;&#x03D1;&#x03B7;</foreign> Ge-<lb/>
wicht legt, weil nämlich gemä&#x017F;s dem Vorgang mit Elia die&#x017F;s<lb/>
erfordert zu werden schien, wenn die Schüler den Geist<lb/>
des Meisters bekommen sollten.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[685/0704] Fünftes Kapitel. §. 139. Henoch ist zu unbestimmt; bei Elia aber eignete sich der Flammenwagen mit den Feuerrossen für den milderen Geist Christi nicht, statt dessen die Wolke aus der späteren Darstellung der Wegnahme des Moses genommen zu sein scheinen könnte, wenn diese nur sonst nicht zu verschie- den wäre 17). Nur Ein Zug in der Erzählung der A. G. erklärt sich vielleicht aus der Geschichte des Elias. Als nämlich dieser vor seiner Hinwegnahme von seinem Die- ner Elisa gebeten wurde, ihm sein πνεῦμα in verdoppel- tem Maaſse zurückzulassen: knüpfte der Prophet die Ge- währung dieses Wunsches an die Bedingung: ἐὰν ἴδῃς με ἀναλαμβανόμενον ἀπό σου, καὶ ἔςαι σοιου͑̍τως· καὶ ἐὰν μὴ, οὐ μὴ γένηται (V. 9. f. LXX.), woraus erhellen könnte, warum Lukas (A. G. 1, 9.) auf das βλεπόντων αὐτῶν ἐπήρϑη Ge- wicht legt, weil nämlich gemäſs dem Vorgang mit Elia dieſs erfordert zu werden schien, wenn die Schüler den Geist des Meisters bekommen sollten. 17) Joseph. Antiq. 4, 8, 48. heisst es von Moses: νέφους αἰφνίδιον ὑπὲρ αὐτοῦ ςάντος ἀφανίζεται κατά τινος φάραγγος, er habe aber absichtlich geschrieben, er sei gestorben, damit man nicht seiner Trefflichkeit wegen behaupten möchte, er habe sich πρὸς τὸ ϑεῖον begeben. Philo aber, de Vita Mosis, Opp. ed. Mangey, Vol. 2, p. 179, lässt bloss die Seele des Moses sich in den Himmel erheben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/704
Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/704>, abgerufen am 23.11.2024.