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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Dritter Abschnitt.
zen Erscheinungen unter den Seinigen sich wie ein höhe-
res Wesen in die Unsichtbarkeit zurückgezogen habe, und
aus dieser wieder, wo und wann er es zweckmässig fand,
hervorgetreten sei.

Endlich, wie will man sich bei der Voraussetzung,
dass Jesus durch die Auferstehung in ein rein natürliches
Leben zurückgekehrt sei, das Ende desselben denken?
Consequenterweise muss man ihn, sei es längere 17) oder
kürzere Zeit nach seiner Wiederbelebung eines natürlichen
Todes sterben lassen, wie auch Paulus andeutet, dass der
allzu heftig afficirte Leib Jesu, unerachtet er sich von der
todtähnlichen Erstarrung am Kreuz wieder erholt hatte,
doch durch natürliches Kränkeln und verzehrendes Fieber
vollends aufgerieben worden sei 18). Dass diess wenigstens
die Ansicht der Evangelisten vom Ende ihres Christus nicht
sei, ist offenbar, da ihn die einen von ihnen wie einen
Unsterblichen von den Jüngern Abschied nehmen, die an-
dern ihn sichtbar in den Himmel sich erheben lassen. Vor
der Himmelfahrt also spätestens müsste, wenn bis dahin
Jesus einen natürlich menschlichen Leib beibehalten hatte
eine Veränderung mit demselben vorgegangen sein, welche,
ihn zum Aufenthalt in den himmlischen Regionen befähigte,
es müsste die Schlacke der groben Leiblichkeit nieder-
gefallen, und nur etwa der feinste Extrakt derselben mit-
emporgestiegen sein. Davon aber, dass von dem zum Him-
mel sich erhebenden Jesus irgend ein materieller Überrest
zurückgeblieben, melden die Evangelisten nichts, und da
es die zuschauenden Jünger doch bemerkt haben müssten,
so bleibt für diese Ansicht am Ende nichts, als die Aus-
kunft jenes Theologen aus der Tübinger Schule, das Resi-

17) Brennecke, biblischer Beweis, dass Jesus nach seiner Aufer-
stehung noch 27 Jahre leibhaftig auf Erden gelebt, und zum
Wohle der Menschheit in der Stille fortgewirkt habe. 1819.
18) a. a. O. S. 793. 925.

Dritter Abschnitt.
zen Erscheinungen unter den Seinigen sich wie ein höhe-
res Wesen in die Unsichtbarkeit zurückgezogen habe, und
aus dieser wieder, wo und wann er es zweckmäſsig fand,
hervorgetreten sei.

Endlich, wie will man sich bei der Voraussetzung,
daſs Jesus durch die Auferstehung in ein rein natürliches
Leben zurückgekehrt sei, das Ende desselben denken?
Consequenterweise muſs man ihn, sei es längere 17) oder
kürzere Zeit nach seiner Wiederbelebung eines natürlichen
Todes sterben lassen, wie auch Paulus andeutet, daſs der
allzu heftig afficirte Leib Jesu, unerachtet er sich von der
todtähnlichen Erstarrung am Kreuz wieder erholt hatte,
doch durch natürliches Kränkeln und verzehrendes Fieber
vollends aufgerieben worden sei 18). Daſs dieſs wenigstens
die Ansicht der Evangelisten vom Ende ihres Christus nicht
sei, ist offenbar, da ihn die einen von ihnen wie einen
Unsterblichen von den Jüngern Abschied nehmen, die an-
dern ihn sichtbar in den Himmel sich erheben lassen. Vor
der Himmelfahrt also spätestens müſste, wenn bis dahin
Jesus einen natürlich menschlichen Leib beibehalten hatte
eine Veränderung mit demselben vorgegangen sein, welche,
ihn zum Aufenthalt in den himmlischen Regionen befähigte,
es müſste die Schlacke der groben Leiblichkeit nieder-
gefallen, und nur etwa der feinste Extrakt derselben mit-
emporgestiegen sein. Davon aber, daſs von dem zum Him-
mel sich erhebenden Jesus irgend ein materieller Überrest
zurückgeblieben, melden die Evangelisten nichts, und da
es die zuschauenden Jünger doch bemerkt haben müſsten,
so bleibt für diese Ansicht am Ende nichts, als die Aus-
kunft jenes Theologen aus der Tübinger Schule, das Resi-

17) Brennecke, biblischer Beweis, dass Jesus nach seiner Aufer-
stehung noch 27 Jahre leibhaftig auf Erden gelebt, und zum
Wohle der Menschheit in der Stille fortgewirkt habe. 1819.
18) a. a. O. S. 793. 925.
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[642/0661] Dritter Abschnitt. zen Erscheinungen unter den Seinigen sich wie ein höhe- res Wesen in die Unsichtbarkeit zurückgezogen habe, und aus dieser wieder, wo und wann er es zweckmäſsig fand, hervorgetreten sei. Endlich, wie will man sich bei der Voraussetzung, daſs Jesus durch die Auferstehung in ein rein natürliches Leben zurückgekehrt sei, das Ende desselben denken? Consequenterweise muſs man ihn, sei es längere 17) oder kürzere Zeit nach seiner Wiederbelebung eines natürlichen Todes sterben lassen, wie auch Paulus andeutet, daſs der allzu heftig afficirte Leib Jesu, unerachtet er sich von der todtähnlichen Erstarrung am Kreuz wieder erholt hatte, doch durch natürliches Kränkeln und verzehrendes Fieber vollends aufgerieben worden sei 18). Daſs dieſs wenigstens die Ansicht der Evangelisten vom Ende ihres Christus nicht sei, ist offenbar, da ihn die einen von ihnen wie einen Unsterblichen von den Jüngern Abschied nehmen, die an- dern ihn sichtbar in den Himmel sich erheben lassen. Vor der Himmelfahrt also spätestens müſste, wenn bis dahin Jesus einen natürlich menschlichen Leib beibehalten hatte eine Veränderung mit demselben vorgegangen sein, welche, ihn zum Aufenthalt in den himmlischen Regionen befähigte, es müſste die Schlacke der groben Leiblichkeit nieder- gefallen, und nur etwa der feinste Extrakt derselben mit- emporgestiegen sein. Davon aber, daſs von dem zum Him- mel sich erhebenden Jesus irgend ein materieller Überrest zurückgeblieben, melden die Evangelisten nichts, und da es die zuschauenden Jünger doch bemerkt haben müſsten, so bleibt für diese Ansicht am Ende nichts, als die Aus- kunft jenes Theologen aus der Tübinger Schule, das Resi- 17) Brennecke, biblischer Beweis, dass Jesus nach seiner Aufer- stehung noch 27 Jahre leibhaftig auf Erden gelebt, und zum Wohle der Menschheit in der Stille fortgewirkt habe. 1819. 18) a. a. O. S. 793. 925.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/661>, abgerufen am 23.11.2024.