Was nun die Erscheinungen des auferstandenen Jesus im Einzelnen betrifft, so hat deren das erste Evangelium zwei: eine am Auferstehungsmorgen vor den Frauen (28, 9. f.), und eine, unbestimmt wann, vor den Eilfen in Ga- liläa (28, 16. ff.). Markus hat, in übrigens bloss summa- rischer Angabe, drei: die erste, welche am Morgen der Auferstehung der Maria Magdalena (16, 9. f.), eine an- dere, welche zwei auf's Land gehenden Jüngern (16, 12.), und eine dritte, welche den zu Tische sitzenden Eilfen, ohne Zweifel in Jerusalem, zu Theil geworden ist (16, 14.). Lukas erzählt zwar nur zwei Erscheinungen: die vor den Emmauntischen Jüngern am Auferstehungstag (24, 13. ff.) und die lezte, vor den Eilfen und andern Jüngern zu Je- rusalem, nach 24, 36. ff. am Abend desselben Tags, nach A. G. 1, 4. ff. vierzig Tage später; aber wenn den Emma- untischen Wanderern bei ihrem Eintritt zu den Aposteln diese, noch ehe Jesus in ihre Mitte getreten ist, entgegen- rufen: egerthe o Kurios ontos, kai ophthe Simoni (24, 34.): so wird hier eine dritte Erscheinung vorausgesezt, welche dem Petrus allein zu Theil geworden war. Johannes hat vier dergleichen Erscheinungen: die erste, welche der Maria Magdalena am Grabe zu Theil wurde (20, 14. ff.); die zweite, welche die Jünger zu Jerusalem bei verschlosse- nen Thüren hatten (20, 19. ff.); die dritte, acht Tage spä- ter, ebenfalls in Jerusalem, bei welcher Thomas sich überzeugte (20, 26. ff.); die vierte, unbestimmt wann, am galiläischen See (21.). Hier ist nun aber auch eine Nach- richt des Apostels Paulus zu berücksichtigen, welcher 1 Kor. 15, 5. ff., wenn man die ihm selbst zu Theil ge- wordene Christophanie abrechnet, fünf Erscheinungen des Auferstandenen aufzählt, ohne sie jedoch näher zu be- schreiben: zuerst eine dem Kephas gewordene; dann eine vor den Zwölfen; hierauf eine vor mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal; weiter eine vor Jakobus, und endlich eine vor sämmtlichen Aposteln.
Dritter Abschnitt.
Was nun die Erscheinungen des auferstandenen Jesus im Einzelnen betrifft, so hat deren das erste Evangelium zwei: eine am Auferstehungsmorgen vor den Frauen (28, 9. f.), und eine, unbestimmt wann, vor den Eilfen in Ga- liläa (28, 16. ff.). Markus hat, in übrigens bloſs summa- rischer Angabe, drei: die erste, welche am Morgen der Auferstehung der Maria Magdalena (16, 9. f.), eine an- dere, welche zwei auf's Land gehenden Jüngern (16, 12.), und eine dritte, welche den zu Tische sitzenden Eilfen, ohne Zweifel in Jerusalem, zu Theil geworden ist (16, 14.). Lukas erzählt zwar nur zwei Erscheinungen: die vor den Emmauntischen Jüngern am Auferstehungstag (24, 13. ff.) und die lezte, vor den Eilfen und andern Jüngern zu Je- rusalem, nach 24, 36. ff. am Abend desselben Tags, nach A. G. 1, 4. ff. vierzig Tage später; aber wenn den Emma- untischen Wanderern bei ihrem Eintritt zu den Aposteln diese, noch ehe Jesus in ihre Mitte getreten ist, entgegen- rufen: ἠγέρϑη ὁ Κύριος ὄντως, καὶ ὤφϑη Σίμωνι (24, 34.): so wird hier eine dritte Erscheinung vorausgesezt, welche dem Petrus allein zu Theil geworden war. Johannes hat vier dergleichen Erscheinungen: die erste, welche der Maria Magdalena am Grabe zu Theil wurde (20, 14. ff.); die zweite, welche die Jünger zu Jerusalem bei verschlosse- nen Thüren hatten (20, 19. ff.); die dritte, acht Tage spä- ter, ebenfalls in Jerusalem, bei welcher Thomas sich überzeugte (20, 26. ff.); die vierte, unbestimmt wann, am galiläischen See (21.). Hier ist nun aber auch eine Nach- richt des Apostels Paulus zu berücksichtigen, welcher 1 Kor. 15, 5. ff., wenn man die ihm selbst zu Theil ge- wordene Christophanie abrechnet, fünf Erscheinungen des Auferstandenen aufzählt, ohne sie jedoch näher zu be- schreiben: zuerst eine dem Kephas gewordene; dann eine vor den Zwölfen; hierauf eine vor mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal; weiter eine vor Jakobus, und endlich eine vor sämmtlichen Aposteln.
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Dritter Abschnitt.
Was nun die Erscheinungen des auferstandenen Jesus
im Einzelnen betrifft, so hat deren das erste Evangelium
zwei: eine am Auferstehungsmorgen vor den Frauen (28,
9. f.), und eine, unbestimmt wann, vor den Eilfen in Ga-
liläa (28, 16. ff.). Markus hat, in übrigens bloſs summa-
rischer Angabe, drei: die erste, welche am Morgen der
Auferstehung der Maria Magdalena (16, 9. f.), eine an-
dere, welche zwei auf's Land gehenden Jüngern (16, 12.),
und eine dritte, welche den zu Tische sitzenden Eilfen,
ohne Zweifel in Jerusalem, zu Theil geworden ist (16, 14.).
Lukas erzählt zwar nur zwei Erscheinungen: die vor den
Emmauntischen Jüngern am Auferstehungstag (24, 13. ff.)
und die lezte, vor den Eilfen und andern Jüngern zu Je-
rusalem, nach 24, 36. ff. am Abend desselben Tags, nach
A. G. 1, 4. ff. vierzig Tage später; aber wenn den Emma-
untischen Wanderern bei ihrem Eintritt zu den Aposteln
diese, noch ehe Jesus in ihre Mitte getreten ist, entgegen-
rufen: ἠγέρϑη ὁ Κύριος ὄντως, καὶ ὤφϑη Σίμωνι (24, 34.):
so wird hier eine dritte Erscheinung vorausgesezt, welche
dem Petrus allein zu Theil geworden war. Johannes hat
vier dergleichen Erscheinungen: die erste, welche der Maria
Magdalena am Grabe zu Theil wurde (20, 14. ff.); die
zweite, welche die Jünger zu Jerusalem bei verschlosse-
nen Thüren hatten (20, 19. ff.); die dritte, acht Tage spä-
ter, ebenfalls in Jerusalem, bei welcher Thomas sich
überzeugte (20, 26. ff.); die vierte, unbestimmt wann, am
galiläischen See (21.). Hier ist nun aber auch eine Nach-
richt des Apostels Paulus zu berücksichtigen, welcher
1 Kor. 15, 5. ff., wenn man die ihm selbst zu Theil ge-
wordene Christophanie abrechnet, fünf Erscheinungen des
Auferstandenen aufzählt, ohne sie jedoch näher zu be-
schreiben: zuerst eine dem Kephas gewordene; dann eine
vor den Zwölfen; hierauf eine vor mehr als fünfhundert
Brüdern auf einmal; weiter eine vor Jakobus, und endlich
eine vor sämmtlichen Aposteln.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/639>, abgerufen am 23.11.2024.
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