Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.Dritter Abschnitt. sich schon ist weder klar, wie es diesen althebräischenagiois 13) nach dieser Auferstehung ergangen sein soll 14) noch auch ist über den Zweck einer so ausserordentli- chen Veranstaltung etwas Genügendes auszumitteln 15). Rein in den Auferweckten selbst scheint der Zweck nicht gelegen zu haben, da sich sonst kein Grund denken lies- se, warum sie alle eben im Momente des Todes Jesu aufer- weckt wurden, und nicht jeder in dem durch den Gang sei- ner eigenen Entwicklung bedingten Zeitpunkte. War aber die Ueberzeugung Anderer der Zweck: so wäre dieser noch weniger erreicht worden als bei dem Wunder des zerrissenen Vorhangs, da auf die Erscheinung der Heili- gen nicht nur in den apostolischen Briefen und Reden jede Berufung fehlt, sondern auch unter den Evangelisten Mat- thäus mit seiner Erwähnung derselben allein steht. Eine besondere Schwierigkeit erwächst aus der wunderlichen Stellung, welche zwischen den scheinbar zusammengehöri- gen Momenten der Begebenheit die Zeitbestimmung meta ten egersin autou einnimmt. Denn wenn man diese Worte zum Vorhergehenden zieht, also die verstorbenen From- men im Augenblick des Todes Jesu nur wiederbelebt wer- den, aus den Gräbern aber erst nach seiner Auferstehung gehen lässt: so wäre diess eine Qual für Verdammte, nicht ein Lohn für Heilige gewesen; verbindet man dagegen jene 13) Nur an solche, nicht an sectatores Christi, wie Kuinöl will, ist zu denken. Im evang. Nicodemi, c. 17, sind es allerdings auch Verehrer Jesu, welche bei dieser Gelegenheit auferste- hen, nämlich Simeon (aus Luc. 2.) und seine beiden Söhne; die Mehrzahl aber bilden auch nach diesem Apocryphum, wie nach der anaphora Pnlatou (Thilo, p. 810.), nach Epipha- nius, orat. in sepulcrum Chr. 275, Ignat. ad Magnes. 9. u. A. (vgl. Thilo, p. 780 ff.) A. T.liche Personen, wie Adam und Eva, die Patriarchen und Propheten. 14) Vgl. die verschiedenen Meinungen bei Thilo, p. 783 f. 15) Vgl. besonders Eichhorn, Einl. in d. N. T. 1, S. 446 ff.
Dritter Abschnitt. sich schon ist weder klar, wie es diesen althebräischenἁγίοις 13) nach dieser Auferstehung ergangen sein soll 14) noch auch ist über den Zweck einer so ausserordentli- chen Veranstaltung etwas Genügendes auszumitteln 15). Rein in den Auferweckten selbst scheint der Zweck nicht gelegen zu haben, da sich sonst kein Grund denken lies- se, warum sie alle eben im Momente des Todes Jesu aufer- weckt wurden, und nicht jeder in dem durch den Gang sei- ner eigenen Entwicklung bedingten Zeitpunkte. War aber die Ueberzeugung Anderer der Zweck: so wäre dieser noch weniger erreicht worden als bei dem Wunder des zerrissenen Vorhangs, da auf die Erscheinung der Heili- gen nicht nur in den apostolischen Briefen und Reden jede Berufung fehlt, sondern auch unter den Evangelisten Mat- thäus mit seiner Erwähnung derselben allein steht. Eine besondere Schwierigkeit erwächst aus der wunderlichen Stellung, welche zwischen den scheinbar zusammengehöri- gen Momenten der Begebenheit die Zeitbestimmung μετὰ τὴν ἔγερσιν αὐτοῦ einnimmt. Denn wenn man diese Worte zum Vorhergehenden zieht, also die verstorbenen From- men im Augenblick des Todes Jesu nur wiederbelebt wer- den, aus den Gräbern aber erst nach seiner Auferstehung gehen läſst: so wäre dieſs eine Qual für Verdammte, nicht ein Lohn für Heilige gewesen; verbindet man dagegen jene 13) Nur an solche, nicht an sectatores Christi, wie Kuinöl will, ist zu denken. Im evang. Nicodemi, c. 17, sind es allerdings auch Verehrer Jesu, welche bei dieser Gelegenheit auferste- hen, nämlich Simeon (aus Luc. 2.) und seine beiden Söhne; die Mehrzahl aber bilden auch nach diesem Apocryphum, wie nach der ἀναφορὰ Πνλάτου (Thilo, p. 810.), nach Epipha- nius, orat. in sepulcrum Chr. 275, Ignat. ad Magnes. 9. u. A. (vgl. Thilo, p. 780 ff.) A. T.liche Personen, wie Adam und Eva, die Patriarchen und Propheten. 14) Vgl. die verschiedenen Meinungen bei Thilo, p. 783 f. 15) Vgl. besonders Eichhorn, Einl. in d. N. T. 1, S. 446 ff.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0579" n="560"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dritter Abschnitt</hi>.</fw><lb/> sich schon ist weder klar, wie es diesen althebräischen<lb/><foreign xml:lang="ell">ἁγίοις</foreign> <note place="foot" n="13)">Nur an solche, nicht an sectatores Christi, wie <hi rendition="#k">Kuinöl</hi> will,<lb/> ist zu denken. Im evang. Nicodemi, c. 17, sind es allerdings<lb/> auch Verehrer Jesu, welche bei dieser Gelegenheit auferste-<lb/> hen, nämlich Simeon (aus Luc. 2.) und seine beiden Söhne;<lb/> die Mehrzahl aber bilden auch nach diesem Apocryphum,<lb/> wie nach der ἀναφορὰ Πνλάτου (<hi rendition="#k">Thilo</hi>, p. 810.), nach Epipha-<lb/> nius, orat. in sepulcrum Chr. 275, Ignat. ad Magnes. 9. u.<lb/> A. (vgl. <hi rendition="#k">Thilo</hi>, p. 780 ff.) A. T.liche Personen, wie Adam und<lb/> Eva, die Patriarchen und Propheten.</note> nach dieser Auferstehung ergangen sein soll <note place="foot" n="14)">Vgl. die verschiedenen Meinungen bei <hi rendition="#k">Thilo</hi>, p. 783 f.</note><lb/> noch auch ist über den Zweck einer so ausserordentli-<lb/> chen Veranstaltung etwas Genügendes auszumitteln <note place="foot" n="15)">Vgl. besonders <hi rendition="#k">Eichhorn</hi>, Einl. in d. N. T. 1, S. 446 ff.</note>.<lb/> Rein in den Auferweckten selbst scheint der Zweck nicht<lb/> gelegen zu haben, da sich sonst kein Grund denken lies-<lb/> se, warum sie alle eben im Momente des Todes Jesu aufer-<lb/> weckt wurden, und nicht jeder in dem durch den Gang sei-<lb/> ner eigenen Entwicklung bedingten Zeitpunkte. War aber<lb/> die Ueberzeugung Anderer der Zweck: so wäre dieser<lb/> noch weniger erreicht worden als bei dem Wunder des<lb/> zerrissenen Vorhangs, da auf die Erscheinung der Heili-<lb/> gen nicht nur in den apostolischen Briefen und Reden jede<lb/> Berufung fehlt, sondern auch unter den Evangelisten Mat-<lb/> thäus mit seiner Erwähnung derselben allein steht. Eine<lb/> besondere Schwierigkeit erwächst aus der wunderlichen<lb/> Stellung, welche zwischen den scheinbar zusammengehöri-<lb/> gen Momenten der Begebenheit die Zeitbestimmung <foreign xml:lang="ell">μετὰ<lb/> τὴν ἔγερσιν αὐτοῦ</foreign> einnimmt. Denn wenn man diese Worte<lb/> zum Vorhergehenden zieht, also die verstorbenen From-<lb/> men im Augenblick des Todes Jesu nur wiederbelebt wer-<lb/> den, aus den Gräbern aber erst nach seiner Auferstehung<lb/> gehen läſst: so wäre dieſs eine Qual für Verdammte, nicht<lb/> ein Lohn für Heilige gewesen; verbindet man dagegen jene<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [560/0579]
Dritter Abschnitt.
sich schon ist weder klar, wie es diesen althebräischen
ἁγίοις 13) nach dieser Auferstehung ergangen sein soll 14)
noch auch ist über den Zweck einer so ausserordentli-
chen Veranstaltung etwas Genügendes auszumitteln 15).
Rein in den Auferweckten selbst scheint der Zweck nicht
gelegen zu haben, da sich sonst kein Grund denken lies-
se, warum sie alle eben im Momente des Todes Jesu aufer-
weckt wurden, und nicht jeder in dem durch den Gang sei-
ner eigenen Entwicklung bedingten Zeitpunkte. War aber
die Ueberzeugung Anderer der Zweck: so wäre dieser
noch weniger erreicht worden als bei dem Wunder des
zerrissenen Vorhangs, da auf die Erscheinung der Heili-
gen nicht nur in den apostolischen Briefen und Reden jede
Berufung fehlt, sondern auch unter den Evangelisten Mat-
thäus mit seiner Erwähnung derselben allein steht. Eine
besondere Schwierigkeit erwächst aus der wunderlichen
Stellung, welche zwischen den scheinbar zusammengehöri-
gen Momenten der Begebenheit die Zeitbestimmung μετὰ
τὴν ἔγερσιν αὐτοῦ einnimmt. Denn wenn man diese Worte
zum Vorhergehenden zieht, also die verstorbenen From-
men im Augenblick des Todes Jesu nur wiederbelebt wer-
den, aus den Gräbern aber erst nach seiner Auferstehung
gehen läſst: so wäre dieſs eine Qual für Verdammte, nicht
ein Lohn für Heilige gewesen; verbindet man dagegen jene
13) Nur an solche, nicht an sectatores Christi, wie Kuinöl will,
ist zu denken. Im evang. Nicodemi, c. 17, sind es allerdings
auch Verehrer Jesu, welche bei dieser Gelegenheit auferste-
hen, nämlich Simeon (aus Luc. 2.) und seine beiden Söhne;
die Mehrzahl aber bilden auch nach diesem Apocryphum,
wie nach der ἀναφορὰ Πνλάτου (Thilo, p. 810.), nach Epipha-
nius, orat. in sepulcrum Chr. 275, Ignat. ad Magnes. 9. u.
A. (vgl. Thilo, p. 780 ff.) A. T.liche Personen, wie Adam und
Eva, die Patriarchen und Propheten.
14) Vgl. die verschiedenen Meinungen bei Thilo, p. 783 f.
15) Vgl. besonders Eichhorn, Einl. in d. N. T. 1, S. 446 ff.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |