Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.Drittes Kapitel. §. 124. dadurch selbst wieder entzöge, dass er die Hohenpriesterund Ältesten bei der Gefangennehmung im Garten zugegen sein lässt, ein Eifer, der sie wohl auch getrieben haben würde, sich alsbald zur schleunigen Beschlussnahme zu- sammenzuthun. Indess auch bei Matthäus und Markus ist das wunderlich, dass, nachdem sie uns das ganze Verhör sammt der Beschlussnahme erzählt haben, sie doch noch (27, 1. und 15, 1.) sagen: proias de genomenes sumboulion elabon, so dass es scheint, die Synedristen haben, wenn nicht gar sich am Morgen wieder versammelt, da sie doch die ganze Nacht beisammen gewesen waren, doch jezt erst einen Be- schluss gegen Jesum gefasst, der schon in der nächtlichen Versammlung gefasst worden war 5). Dass Lukas die Ver- handlung mit den pseudomartures übergeht, erklärt Schleier- macher aus dem Umstand, dass der Verfasser dieses Stücks im dritten Evangelium zwar vom Garten herein dem Zuge, der Jesum geleitete, gefolgt, vom hohenpriesterlichen Pa- last aber mit den meisten Übrigen ausgeschlossen worden sei, mithin das in diesem Vorgefallene nur vom Hörensagen erzähle. Allein ein so nahes Verhältniss des Berichterstat- ters in diesem Abschnitt des Lukasevangeliums zur Thatsa- che kann, um aus dem Folgenden nichts zu anticipiren, auch nur um des Einen Zugs willen von der Heilung des ver- wundeten Knechts nicht angenommen werden. Sondern in der Überlieferung, bis sie zu ihm gelangte, muss jene Notiz abhanden gekommen sein, von welcher schon oben bei einer andern Gelegenheit hat gehandelt werden müssen 6). Wie Jesus auf die Aussage der falschen Zeugen nichts 5) Schleiermacher a. a. O., vgl. Fritzsche, z. d. St. des Matth. 6) S. 331 ff.
Drittes Kapitel. §. 124. dadurch selbst wieder entzöge, daſs er die Hohenpriesterund Ältesten bei der Gefangennehmung im Garten zugegen sein läſst, ein Eifer, der sie wohl auch getrieben haben würde, sich alsbald zur schleunigen Beschluſsnahme zu- sammenzuthun. Indeſs auch bei Matthäus und Markus ist das wunderlich, daſs, nachdem sie uns das ganze Verhör sammt der Beschluſsnahme erzählt haben, sie doch noch (27, 1. und 15, 1.) sagen: πρωΐας δὲ γενομένης συμβουλιον ἐλαβον, so daſs es scheint, die Synedristen haben, wenn nicht gar sich am Morgen wieder versammelt, da sie doch die ganze Nacht beisammen gewesen waren, doch jezt erst einen Be- schluſs gegen Jesum gefaſst, der schon in der nächtlichen Versammlung gefaſst worden war 5). Daſs Lukas die Ver- handlung mit den ψευδομάρτυρες übergeht, erklärt Schleier- macher aus dem Umstand, daſs der Verfasser dieses Stücks im dritten Evangelium zwar vom Garten herein dem Zuge, der Jesum geleitete, gefolgt, vom hohenpriesterlichen Pa- last aber mit den meisten Übrigen ausgeschlossen worden sei, mithin das in diesem Vorgefallene nur vom Hörensagen erzähle. Allein ein so nahes Verhältniſs des Berichterstat- ters in diesem Abschnitt des Lukasevangeliums zur Thatsa- che kann, um aus dem Folgenden nichts zu anticipiren, auch nur um des Einen Zugs willen von der Heilung des ver- wundeten Knechts nicht angenommen werden. Sondern in der Überlieferung, bis sie zu ihm gelangte, muſs jene Notiz abhanden gekommen sein, von welcher schon oben bei einer andern Gelegenheit hat gehandelt werden müssen 6). Wie Jesus auf die Aussage der falschen Zeugen nichts 5) Schleiermacher a. a. O., vgl. Fritzsche, z. d. St. des Matth. 6) S. 331 ff.
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Drittes Kapitel. §. 124.
dadurch selbst wieder entzöge, daſs er die Hohenpriester
und Ältesten bei der Gefangennehmung im Garten zugegen
sein läſst, ein Eifer, der sie wohl auch getrieben haben
würde, sich alsbald zur schleunigen Beschluſsnahme zu-
sammenzuthun. Indeſs auch bei Matthäus und Markus ist
das wunderlich, daſs, nachdem sie uns das ganze Verhör
sammt der Beschluſsnahme erzählt haben, sie doch noch (27, 1.
und 15, 1.) sagen: πρωΐας δὲ γενομένης συμβουλιον ἐλαβον, so
daſs es scheint, die Synedristen haben, wenn nicht gar sich
am Morgen wieder versammelt, da sie doch die ganze
Nacht beisammen gewesen waren, doch jezt erst einen Be-
schluſs gegen Jesum gefaſst, der schon in der nächtlichen
Versammlung gefaſst worden war 5). Daſs Lukas die Ver-
handlung mit den ψευδομάρτυρες übergeht, erklärt Schleier-
macher aus dem Umstand, daſs der Verfasser dieses Stücks
im dritten Evangelium zwar vom Garten herein dem Zuge,
der Jesum geleitete, gefolgt, vom hohenpriesterlichen Pa-
last aber mit den meisten Übrigen ausgeschlossen worden
sei, mithin das in diesem Vorgefallene nur vom Hörensagen
erzähle. Allein ein so nahes Verhältniſs des Berichterstat-
ters in diesem Abschnitt des Lukasevangeliums zur Thatsa-
che kann, um aus dem Folgenden nichts zu anticipiren,
auch nur um des Einen Zugs willen von der Heilung des ver-
wundeten Knechts nicht angenommen werden. Sondern in
der Überlieferung, bis sie zu ihm gelangte, muſs jene
Notiz abhanden gekommen sein, von welcher schon oben
bei einer andern Gelegenheit hat gehandelt werden müssen 6).
Wie Jesus auf die Aussage der falschen Zeugen nichts
erwiederte, fragte ihn den beiden ersten Evangelisten zu-
folge der Hohepriester, im dritten Evangelium ohne jene
Veranlassung das Synedrium, ob er wirklich der Messias
(der Sohn Gottes) zu sein behaupte? was er nach jenen
5) Schleiermacher a. a. O., vgl. Fritzsche, z. d. St. des Matth.
6) S. 331 ff.
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