Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.Zweiter Abschnitt. allen Relationen ausser der des Lukas bestand diese imAbhauen von Baumzweigen, welche man nach den beiden Synoptikern auf den Weg streute, nach Johannes, der nä- her Palmzweige angiebt, Jesu, wie es scheint, entgegen- trug; ferner nach allen ausser Johannes im Breiten von Kleidern auf den Weg. Dazu kam ein jubelnder Zuruf, von welchem alle mit unbedeutenden Modificationen die Worte: eulogemenos o erkhomenos en onomati Kuriou haben, ferner alle ausser Lukas das osanna, alle endlich die Be- grüssung als König oder Sohn Davids. Hier ist zwar das b'arv'k hab'a b'@shem y@hvah aus Ps. 118, 26. eine gewöhnliche Be- grüssungsformel für Festbesuchende gewesen, und auch das dem vorhergehenden Verse desselben Psalms entnom- mene hvshy`ah n'a war ein gewöhnlicher Ruf am Laubhütten- fest und am Pascha 15); aber das hinzugesezte to uio Dauid und o basileus tou Israel zeigt, dass man jene all- gemeinen Formeln hier speciell auf Jesum als den Messias anwandte, ihn in eminentem Sinne willkommen heissen, und seinem Unternehmen Glück wünschen wollte. In Be- treff der Subjekte, welche die Huldigung darbringen, bleibt Lukas im engsten Kreise stehen, er knüpft nämlich das Breiten der Kleider auf den Weg (V. 36.) an das Vorher- gehende so an, dass es scheint, als schriebe er es, wie das Legen der Kleider auf den Esel, nur den Jüngern zu, wie er denn die Loblieder ausdrücklich nur apan to plethos ton matheton anstimmen lässt; Matthäus und Markus da- gegen lassen diese Huldigungen von den begleitenden Volks- massen ausgehen. Diess vereinigt sich indessen leicht; denn wenn Lukas von dem plethos ton matheton spricht, so ist diess der weitere Kreis der Anhänger Jesu, und andrer- seits ist der pleisos okhlos bei Matthäus doch auch nur die Gesammtheit der ihm Günstigen unter der Menge. Wäh- 15) vgl. Paulus z. d. St.
Zweiter Abschnitt. allen Relationen ausser der des Lukas bestand diese imAbhauen von Baumzweigen, welche man nach den beiden Synoptikern auf den Weg streute, nach Johannes, der nä- her Palmzweige angiebt, Jesu, wie es scheint, entgegen- trug; ferner nach allen ausser Johannes im Breiten von Kleidern auf den Weg. Dazu kam ein jubelnder Zuruf, von welchem alle mit unbedeutenden Modificationen die Worte: εὐλογημένος ὁ ἐρχόμενος ἐν ὀνόματι Κυρίου haben, ferner alle ausser Lukas das ὡσαννὰ, alle endlich die Be- grüſsung als König oder Sohn Davids. Hier ist zwar das בָּרוּך הַבָּא בְּשֵׁם יְהוָֺה aus Ps. 118, 26. eine gewöhnliche Be- grüſsungsformel für Festbesuchende gewesen, und auch das dem vorhergehenden Verse desselben Psalms entnom- mene הוֺשׁׅיעָה נָּא war ein gewöhnlicher Ruf am Laubhütten- fest und am Pascha 15); aber das hinzugesezte τῷ υἱῷ Δαυὶδ und ὁ βασιλεὺς τοῦ Ἰσραὴλ zeigt, daſs man jene all- gemeinen Formeln hier speciell auf Jesum als den Messias anwandte, ihn in eminentem Sinne willkommen heiſsen, und seinem Unternehmen Glück wünschen wollte. In Be- treff der Subjekte, welche die Huldigung darbringen, bleibt Lukas im engsten Kreise stehen, er knüpft nämlich das Breiten der Kleider auf den Weg (V. 36.) an das Vorher- gehende so an, daſs es scheint, als schriebe er es, wie das Legen der Kleider auf den Esel, nur den Jüngern zu, wie er denn die Loblieder ausdrücklich nur ἅπαν τὸ πλῆϑος τῶν μαϑητῶν anstimmen läſst; Matthäus und Markus da- gegen lassen diese Huldigungen von den begleitenden Volks- massen ausgehen. Dieſs vereinigt sich indessen leicht; denn wenn Lukas von dem πλῆϑος τῶν μαϑητῶν spricht, so ist dieſs der weitere Kreis der Anhänger Jesu, und andrer- seits ist der πλεῖςος ὄχλος bei Matthäus doch auch nur die Gesammtheit der ihm Günstigen unter der Menge. Wäh- 15) vgl. Paulus z. d. St.
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Zweiter Abschnitt.
allen Relationen ausser der des Lukas bestand diese im
Abhauen von Baumzweigen, welche man nach den beiden
Synoptikern auf den Weg streute, nach Johannes, der nä-
her Palmzweige angiebt, Jesu, wie es scheint, entgegen-
trug; ferner nach allen ausser Johannes im Breiten von
Kleidern auf den Weg. Dazu kam ein jubelnder Zuruf,
von welchem alle mit unbedeutenden Modificationen die
Worte: εὐλογημένος ὁ ἐρχόμενος ἐν ὀνόματι Κυρίου haben,
ferner alle ausser Lukas das ὡσαννὰ, alle endlich die Be-
grüſsung als König oder Sohn Davids. Hier ist zwar das
בָּרוּך הַבָּא בְּשֵׁם יְהוָֺה aus Ps. 118, 26. eine gewöhnliche Be-
grüſsungsformel für Festbesuchende gewesen, und auch
das dem vorhergehenden Verse desselben Psalms entnom-
mene הוֺשׁׅיעָה נָּא war ein gewöhnlicher Ruf am Laubhütten-
fest und am Pascha 15); aber das hinzugesezte τῷ υἱῷ
Δαυὶδ und ὁ βασιλεὺς τοῦ Ἰσραὴλ zeigt, daſs man jene all-
gemeinen Formeln hier speciell auf Jesum als den Messias
anwandte, ihn in eminentem Sinne willkommen heiſsen,
und seinem Unternehmen Glück wünschen wollte. In Be-
treff der Subjekte, welche die Huldigung darbringen, bleibt
Lukas im engsten Kreise stehen, er knüpft nämlich das
Breiten der Kleider auf den Weg (V. 36.) an das Vorher-
gehende so an, daſs es scheint, als schriebe er es, wie das
Legen der Kleider auf den Esel, nur den Jüngern zu, wie
er denn die Loblieder ausdrücklich nur ἅπαν τὸ πλῆϑος
τῶν μαϑητῶν anstimmen läſst; Matthäus und Markus da-
gegen lassen diese Huldigungen von den begleitenden Volks-
massen ausgehen. Dieſs vereinigt sich indessen leicht; denn
wenn Lukas von dem πλῆϑος τῶν μαϑητῶν spricht, so ist
dieſs der weitere Kreis der Anhänger Jesu, und andrer-
seits ist der πλεῖςος ὄχλος bei Matthäus doch auch nur die
Gesammtheit der ihm Günstigen unter der Menge. Wäh-
15) vgl. Paulus z. d. St.
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