6 Krüge, jeder 2 bis 3 metretas fassend, gäben, wenn der dem hebräischen Bath entsprechende attische metretes, zu 11/2 römischen amphoris oder 21 Würtembergischen Maassen, verstanden ist, 252--378 Maass 14). Welches Quan tum für eine Gesellschaft, die bereits ziemlich getrunken hatte! Welche ungeheuren Krüge! ruft auch Dr. Paulus aus, und wendet nun Alles an, um die Maassangabe des Tex- tes zu verkleinern. Auf die sprachwidrigste Weise giebt er dem ana statt seiner distributiven eine zusammenfassen- de Bedeutung, so dass die 6 Hydrien nicht jede, sondern zusammen 2 bis 3 Metreten enthalten haben sollen, und auch Olshausen getröstet sich nach Semler dessen, dass ja nirgends bemerkt sei, das Wasser aller Krüge sei in Wein verwandelt worden. Allein das sind Ausflüchte: wem die Herbeischaffung eines so verschwenderisch und gefährlich grossen Quantums von Seiten Jesu unglaublich ist, der muss daraus auf einen unhistorischen Charakter der ganzen Er- zählung schliessen.
Eigenthümliche Schwierigkeit macht bei dieser Er- zählung auch das Verhältniss, in welches sie Jesum zu sei- ner Mutter und diese zu ihm sezt. Nach des Evangelisten ausdrücklicher Angabe war dieses Wunder die arkhe ton semeion Jesu: und doch zählt seine Mutter so bestimmt darauf, er werde hier ein Wunder thun, dass sie ihm den eingetretenen Weinmangel nur anzeigen zu dürfen glaubt, um ihn zu übernatürlicher Abhülfe zu bewegen, und selbst als sie eine abweisende Antwort erhält, verliert sie diese Hoffnung so wenig, dass sie den Dienern Anweisung giebt, der Winke ihres Sohnes gewärtig zu sein (V. 3. 5.). Wie sollen wir diese Erwartung eines Wunders bei Jesu Mut- ter erklären? sollen wir die johanneische Angabe, die Was- serverwandlung sei das erste Zeichen Jesu gewesen, nur
14)Wurm, de ponderum, mensurarum etc. rationibus ap. Rom. et Graec. p. 123. 126. Vgl. Lücke, z. d. St.
15 *
Neuntes Kapitel. §. 99.
6 Krüge, jeder 2 bis 3 μετρητὰς fassend, gäben, wenn der dem hebräischen Bath entsprechende attische μετρητὴς, zu 1½ römischen amphoris oder 21 Würtembergischen Maaſsen, verstanden ist, 252—378 Maaſs 14). Welches Quan tum für eine Gesellschaft, die bereits ziemlich getrunken hatte! Welche ungeheuren Krüge! ruft auch Dr. Paulus aus, und wendet nun Alles an, um die Maaſsangabe des Tex- tes zu verkleinern. Auf die sprachwidrigste Weise giebt er dem ἀνὰ statt seiner distributiven eine zusammenfassen- de Bedeutung, so daſs die 6 Hydrien nicht jede, sondern zusammen 2 bis 3 Metreten enthalten haben sollen, und auch Olshausen getröstet sich nach Semler dessen, daſs ja nirgends bemerkt sei, das Wasser aller Krüge sei in Wein verwandelt worden. Allein das sind Ausflüchte: wem die Herbeischaffung eines so verschwenderisch und gefährlich groſsen Quantums von Seiten Jesu unglaublich ist, der muſs daraus auf einen unhistorischen Charakter der ganzen Er- zählung schlieſsen.
Eigenthümliche Schwierigkeit macht bei dieser Er- zählung auch das Verhältniſs, in welches sie Jesum zu sei- ner Mutter und diese zu ihm sezt. Nach des Evangelisten ausdrücklicher Angabe war dieses Wunder die ἀρχὴ τῶν σημείων Jesu: und doch zählt seine Mutter so bestimmt darauf, er werde hier ein Wunder thun, daſs sie ihm den eingetretenen Weinmangel nur anzeigen zu dürfen glaubt, um ihn zu übernatürlicher Abhülfe zu bewegen, und selbst als sie eine abweisende Antwort erhält, verliert sie diese Hoffnung so wenig, daſs sie den Dienern Anweisung giebt, der Winke ihres Sohnes gewärtig zu sein (V. 3. 5.). Wie sollen wir diese Erwartung eines Wunders bei Jesu Mut- ter erklären? sollen wir die johanneische Angabe, die Was- serverwandlung sei das erste Zeichen Jesu gewesen, nur
14)Wurm, de ponderum, mensurarum etc. rationibus ap. Rom. et Graec. p. 123. 126. Vgl. Lücke, z. d. St.
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Neuntes Kapitel. §. 99.
6 Krüge, jeder 2 bis 3 μετρητὰς fassend, gäben, wenn der
dem hebräischen Bath entsprechende attische μετρητὴς,
zu 1½ römischen amphoris oder 21 Würtembergischen
Maaſsen, verstanden ist, 252—378 Maaſs 14). Welches Quan
tum für eine Gesellschaft, die bereits ziemlich getrunken
hatte! Welche ungeheuren Krüge! ruft auch Dr. Paulus
aus, und wendet nun Alles an, um die Maaſsangabe des Tex-
tes zu verkleinern. Auf die sprachwidrigste Weise giebt
er dem ἀνὰ statt seiner distributiven eine zusammenfassen-
de Bedeutung, so daſs die 6 Hydrien nicht jede, sondern
zusammen 2 bis 3 Metreten enthalten haben sollen, und
auch Olshausen getröstet sich nach Semler dessen, daſs
ja nirgends bemerkt sei, das Wasser aller Krüge sei in Wein
verwandelt worden. Allein das sind Ausflüchte: wem die
Herbeischaffung eines so verschwenderisch und gefährlich
groſsen Quantums von Seiten Jesu unglaublich ist, der muſs
daraus auf einen unhistorischen Charakter der ganzen Er-
zählung schlieſsen.
Eigenthümliche Schwierigkeit macht bei dieser Er-
zählung auch das Verhältniſs, in welches sie Jesum zu sei-
ner Mutter und diese zu ihm sezt. Nach des Evangelisten
ausdrücklicher Angabe war dieses Wunder die ἀρχὴ τῶν
σημείων Jesu: und doch zählt seine Mutter so bestimmt
darauf, er werde hier ein Wunder thun, daſs sie ihm den
eingetretenen Weinmangel nur anzeigen zu dürfen glaubt,
um ihn zu übernatürlicher Abhülfe zu bewegen, und selbst
als sie eine abweisende Antwort erhält, verliert sie diese
Hoffnung so wenig, daſs sie den Dienern Anweisung giebt,
der Winke ihres Sohnes gewärtig zu sein (V. 3. 5.). Wie
sollen wir diese Erwartung eines Wunders bei Jesu Mut-
ter erklären? sollen wir die johanneische Angabe, die Was-
serverwandlung sei das erste Zeichen Jesu gewesen, nur
14) Wurm, de ponderum, mensurarum etc. rationibus ap. Rom.
et Graec. p. 123. 126. Vgl. Lücke, z. d. St.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/246>, abgerufen am 22.11.2024.
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