kai pas o okhlos ekhairen epi pasi tois endoxois tois ginomou- nois up' autou. Gewiss eine Schlussformel, so ausführlich und entschieden, wie irgend eine, nach welcher unmög- lich noch die Begebenheit auf derselben Scene weiterge- führt sein kann, sondern, wenn hierauf durch ein elege de und palin eipe die beiden Parabeln angehängt werden: so sieht man, der Verfasser wusste die Gelegenheit nicht mehr, bei welcher sie Jesus vorgetragen hatte, daher fügte er sie auf Gerathewohl irgendwo in dieser unbestimmten Weise ein, und zwar weit weniger geschickt offenbar als Mat- thäus, der sie doch zu Gleichartigem zu gesellen wusste.
Wenn wir hierauf von den übrigen evangelischen Pa- rabeln zuerst diejenigen, welche Einem Evangelisten eigen- thümlich sind, betrachten: so stossen wir zuvörderst bei Matthäus 18, 23 ff. auf das Gleichniss von dem Knechte, welcher, unerachtet ihm sein Herr eine Schuld von 10,000 Talenten geschenkt hatte, doch seinem Mitknecht nicht ein- mal eine von 100 Denaren erlassen wollte 10); passend eingeleitet durch die Frage des Petrus, wie oft man dem fehlenden Bruder vergeben solle? Gleichfalls eigenthüm- lich ist dem Matthäus das Gleichniss von den Arbeitern im Weinberg (20, 1 ff.) 11), von welchem man zweifeln kann, ob es nach der Verheissung des Sitzens auf zwölf Stühlen an der rechten Stelle steht; jedenfalls passt von den Sentenzen, welche Matthäus (V. 16.) an die Parabel hängt, nur die erste: esontai oi eskhatoi protoi k. t. l. 12), die er ihr auch schon vorausgeschickt hatte (19, 30.), zu derselben, die andere: polloi eisi kletoi k. t. l. aber giebt vielmehr die Moral der Parabel vom königlichen Gastmahl
10) Eine ähnliche Vergleichung giebt Tanchuma f. 30, 3. bei Schöttgen, 1, S. 154 f.
11) Auch zu dieser Parabel fehlt es an rabbinischen Parallelen nicht, vgl. Wetstein, Lightfoot und Schöttgen, z. d. St.
12) Eine analoge Sentenz aus Tanchuma f. 3, 1. giebt Schöttgen, 1, S. 165.
Zweiter Abschnitt.
καὶ πᾶς ὁ ὄχλος ἔχαιρεν ἐπὶ πᾶσι τοῖς ἐνδόξοις τοῖς γινομού- νοις ὑπ' αὐτοῦ. Gewiſs eine Schluſsformel, so ausführlich und entschieden, wie irgend eine, nach welcher unmög- lich noch die Begebenheit auf derselben Scene weiterge- führt sein kann, sondern, wenn hierauf durch ein ἔλεγε δὲ und πάλιν εἷπε die beiden Parabeln angehängt werden: so sieht man, der Verfasser wuſste die Gelegenheit nicht mehr, bei welcher sie Jesus vorgetragen hatte, daher fügte er sie auf Gerathewohl irgendwo in dieser unbestimmten Weise ein, und zwar weit weniger geschickt offenbar als Mat- thäus, der sie doch zu Gleichartigem zu gesellen wuſste.
Wenn wir hierauf von den übrigen evangelischen Pa- rabeln zuerst diejenigen, welche Einem Evangelisten eigen- thümlich sind, betrachten: so stoſsen wir zuvörderst bei Matthäus 18, 23 ff. auf das Gleichniſs von dem Knechte, welcher, unerachtet ihm sein Herr eine Schuld von 10,000 Talenten geschenkt hatte, doch seinem Mitknecht nicht ein- mal eine von 100 Denaren erlassen wollte 10); passend eingeleitet durch die Frage des Petrus, wie oft man dem fehlenden Bruder vergeben solle? Gleichfalls eigenthüm- lich ist dem Matthäus das Gleichniſs von den Arbeitern im Weinberg (20, 1 ff.) 11), von welchem man zweifeln kann, ob es nach der Verheiſsung des Sitzens auf zwölf Stühlen an der rechten Stelle steht; jedenfalls passt von den Sentenzen, welche Matthäus (V. 16.) an die Parabel hängt, nur die erste: ἔσονται οἱ ἔσχατοι πρῶτοι κ. τ. λ. 12), die er ihr auch schon vorausgeschickt hatte (19, 30.), zu derselben, die andere: πολλοί εἰσι κλητοὶ κ. τ. λ. aber giebt vielmehr die Moral der Parabel vom königlichen Gastmahl
10) Eine ähnliche Vergleichung giebt Tanchuma f. 30, 3. bei Schöttgen, 1, S. 154 f.
11) Auch zu dieser Parabel fehlt es an rabbinischen Parallelen nicht, vgl. Wetstein, Lightfoot und Schöttgen, z. d. St.
12) Eine analoge Sentenz aus Tanchuma f. 3, 1. giebt Schöttgen, 1, S. 165.
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Zweiter Abschnitt.
καὶ πᾶς ὁ ὄχλος ἔχαιρεν ἐπὶ πᾶσι τοῖς ἐνδόξοις τοῖς γινομού-
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und entschieden, wie irgend eine, nach welcher unmög-
lich noch die Begebenheit auf derselben Scene weiterge-
führt sein kann, sondern, wenn hierauf durch ein ἔλεγε δὲ
und πάλιν εἷπε die beiden Parabeln angehängt werden: so
sieht man, der Verfasser wuſste die Gelegenheit nicht mehr,
bei welcher sie Jesus vorgetragen hatte, daher fügte er sie
auf Gerathewohl irgendwo in dieser unbestimmten Weise
ein, und zwar weit weniger geschickt offenbar als Mat-
thäus, der sie doch zu Gleichartigem zu gesellen wuſste.
Wenn wir hierauf von den übrigen evangelischen Pa-
rabeln zuerst diejenigen, welche Einem Evangelisten eigen-
thümlich sind, betrachten: so stoſsen wir zuvörderst bei
Matthäus 18, 23 ff. auf das Gleichniſs von dem Knechte,
welcher, unerachtet ihm sein Herr eine Schuld von 10,000
Talenten geschenkt hatte, doch seinem Mitknecht nicht ein-
mal eine von 100 Denaren erlassen wollte 10); passend
eingeleitet durch die Frage des Petrus, wie oft man dem
fehlenden Bruder vergeben solle? Gleichfalls eigenthüm-
lich ist dem Matthäus das Gleichniſs von den Arbeitern
im Weinberg (20, 1 ff.) 11), von welchem man zweifeln
kann, ob es nach der Verheiſsung des Sitzens auf zwölf
Stühlen an der rechten Stelle steht; jedenfalls passt von
den Sentenzen, welche Matthäus (V. 16.) an die Parabel
hängt, nur die erste: ἔσονται οἱ ἔσχατοι πρῶτοι κ. τ. λ. 12),
die er ihr auch schon vorausgeschickt hatte (19, 30.), zu
derselben, die andere: πολλοί εἰσι κλητοὶ κ. τ. λ. aber giebt
vielmehr die Moral der Parabel vom königlichen Gastmahl
10) Eine ähnliche Vergleichung giebt Tanchuma f. 30, 3. bei
Schöttgen, 1, S. 154 f.
11) Auch zu dieser Parabel fehlt es an rabbinischen Parallelen
nicht, vgl. Wetstein, Lightfoot und Schöttgen, z. d. St.
12) Eine analoge Sentenz aus Tanchuma f. 3, 1. giebt Schöttgen,
1, S. 165.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/622>, abgerufen am 24.11.2024.
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